Braver Begleiter

Test: Honda HR-V 1.6 i-DTEC Elegance

Der Honda HR-V bietet, was in dieser Klasse derzeit üblich ist – plus kluge Klappsitze im Fond. Fahrwerk und Motor sind unauffällige Begleiter, die so gut funktionieren, dass man sie im Alltag eher unbewusst wahrnimmt. Das kann man mögen, selbst wenn sich der Honda mit herausragenden Stärken zurückhält

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 36 Kommentare lesen
Honda HR-V 21 Bilder

(Bild: Pillau)

Lesezeit: 9 Min.
Von
  • Martin Franz
Inhaltsverzeichnis

Die Frage, warum sich Menschen für ein bestimmtes Modell begeistern, bewegt vermutlich jeden Autojournalisten, der sich in die jeweilige Zielgruppe hineinversetzen will. Zumindest sollte sie das, denke ich. Schließlich gilt es, den Fokus auf die für die Zielgruppe relevanten Themen zu legen. Wer hier regelmäßiger liest, weiß es – für alle anderen: Ich gehöre ganz unzweifelhaft nicht zur SUV-Zielgruppe. Was also bewegt Menschen, sich beispielsweise einen Honda HR-V zuzulegen? Der Versuch einer Annäherung via Test.

Im Zeitgeschmack

Für einen ersten Eindruck gibt es keine zweite Chance. Im zwischenmenschlichen Miteinander entscheiden mitunter Bruchteile von Sekunden über Sympathie oder Abneigung, ohne das ein verbaler Austausch begonnen hat. Bei Automobilen ist das zumindest teilweise anders: Was allen sofort gefällt, altert schnell. Eine betont eigenwillige Formensprache bleibt länger präsent und damit im alltäglichen Einerlei sichtbar. Das erklärt vermutlich, warum Anmut und Eleganz einer groben Gestaltung gewichen sind. Es entspricht dem Zeitgeschmack. Interessenten werden rasch im Unterbewusstsein entschieden haben, ob sie den HR-V gelungen ansehen. Ich finde ihn äußerlich weniger schrecklich als einen Mitsubishi Eclipse Cross – nun gut, das ist nicht allzu schwer. Vielleicht ist es auch nur der bequeme Einstieg, der die Menschen massenhaft zu diesen Fahrzeuge treibt. In einer alternden Gesellschaft ist das vielleicht ein Argument.

Zwei Motoren

Natürlich kann ein Hersteller viele weitere Akzente setzen. Dazu gehört ein breites Antriebsangebot mit vielen Optionen, das möglichst viele Kundenwünsche erfüllt. Honda hat sich diesbezüglich anders entschieden: Es gibt einen Benziner mit 130 PS und einen Diesel mit 120 PS – das war es. Der Benziner kommt ohne Aufladung aus, was sich auch am maximalen Drehmoment von 155 Nm bei 4600/min zeigt. Mit dem für 2019 erwarteten Facelift könnte seine Karriere beendet sein. Im Civic gibt es einen aufgeladenen Einliter-Dreizylinder, der in unserem Test zwar nicht besonders sparsam, dafür aber überzeugend im Antritt war. Er würde fraglos auch in den HR-V gut passen.

Im Testwagen war der 1,5-Liter-Diesel eingebaut. Mit 120 PS und 300 Nm ist er kräftig genug, um das SUV mehr als ausreichend flott anzutreiben. Wie so oft kann man auch hier natürlich mehr fordern, doch für den täglichen Bedarf ist man mit dem Selbstzünder schon gut bedient. Mit 17-Zoll-Felgen verspricht Honda 10,5 Sekunden im Standardsprint, mit 16-Zoll-Rädern sollen es 10 Sekunden sein. Bei 192 km/h ist Schluss. Im Alltag hängt die Maschine gut am Gas und vermittelt das Gefühl, ohne große Anstrengung im Verkehr locker mitschwimmen zu können. Auf der Autobahn braucht es für einen Tempozuwachs oberhalb von 160 km/h Geduld und etwas Anlauf, was in der Kombination SUV und vergleichsweise wenig Leistung nicht verwerflich erscheint.

Speicherkat

Dazu kommt ein Verbrauch von etwa 5,5 Litern – minimal waren es 5,1 Liter. Der Testwagen war noch mit der Abgasnorm Euro 6b homologiert, die Werksangabe von 4 Litern stammt also vom NEFZ. Auch bei der Abgasreinigung war der von uns gefahrene HR-V nicht auf dem neuesten Stand: Zur Stickoxid-Reduzierung ist ein Speicherkat eingebaut. Spätestens mit der Abgasnorm Euro 6d-TEMP, die eine Messfahrt auf der Straße enthält, dürfte auch hier ein SCR-Kat einziehen. In der aktuellen Form kann man den Diesel so leider nicht empfehlen, obwohl er hinsichtlich der Kombination aus Laufkultur, Antritt und Verbrauch eigentlich besser zum HR-V passt als der schwachbrüstige Benziner.