Qualcomm erwartet Verlust des milliardenschweren iPhone-Geschäfts

Apple werde die 2018er iPhones ausschließlich mit den Mobilfunkchips eines Konkurrenten ausrüsten, warnt Qualcomm – Intel dürfte der große Profiteur sein.

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iPhones

(Bild: dpa, Kiichiro Sato)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Leo Becker

Der global ausgetragene Patent- und Lizenzstreit mit Apple hat massive geschäftliche Konsequenzen für Qualcomm: “Wir glauben, dass Apple beabsichtigt, nur noch die Modems eines Wettbewerbers statt unsere Modems in den nächsten iPhones zu verwenden”, warnte der Finanzchef des Chipherstellers in einer Konferenzschaltung mit Analysten. Bei dem ungenannten Wettbewerber dürfte es sich um Intel handeln, dort bezieht Apple schon jetzt Mobilfunkchips für bestimmte iPhone-Modelle.

Seit längerem wird spekuliert, Apple erwäge den kompletten Verzicht auf Qualcomm-Chips. Der iPhone-Hersteller hat Qualcomm Anfang 2017 verklagt und wirft dem Unternehmen ein illegales Geschäftsmodell vor: Durch den Verkauf von Funkchips und die Lizenzierung von Technik kassiere der Chiphersteller doppelt, das sei unzulässig – Qualcomm könne entweder für den Chip oder die Lizenz Geld verlangen, nicht aber für beides. Qualcomm argumentiert, die eigene Technik spiele eine Schlüsselrolle bei Smartphones und es sei gängige Praxis, die Lizenzgebühren auf Basis des gesamten Gerätepreises zu berechnen.

Die Lizenzzahlungen an Qualcomm hat Apple bereits eingestellt, es handelt sich um einen Milliardenbetrag, um den ebenfalls vor Gerichten gestritten wird. Der Chip-Hersteller ist dadurch bereits geschäftlich unter Druck geraten, durch ein komplettes Abspringen von Apple als Kunden für Mobilfunkchips im iPhone dürften Qualcomm weitere Milliardenbeträge entgehen.

Apple setzte für das iPhone über Jahre ausschließlich auf Qualcomm-Mobilfunkchips. Erst seit dem iPhone 7 kommt zusätzlich der Chipriese Intel zum Zug, dessen Chips stecken etwa in den für den europäischen Markt ausgelegten iPhones. Auch beim iPhone X und iPhone 8 setzt Apple sowohl auf Qualcomm als auch Intel. Schon länger wird spekuliert, Apple wolle ein eigenes Baseband entwickeln. Wichtige Chips entwirft das Unternehmen inzwischen selbst, dies erstreckt sich von Prozessor über GPU bis hin zu Bildprozessor und Performance-Controller.

Mit Qualcomm-Chip liefert das iPhone X höhere Download-Geschwindigkeiten im LTE-Netz als die Modelle mit Intel-Chip, wie US-Medien Ende vergangenen Jahres berichteten, besonders bei schwachem Signal sei der Unterschied erheblich, im Unterschied zu Deutschland sind in den USA beide Varianten bei Netzbetreibern zu finden.

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(lbe)