Post aus Japan: Den Treibhausgasen auf der Spur

Nippon stellt seinen neuesten Fährtenleser für Klimagase vor: Schon bald soll der Satellit Ibuki 2 die Verteilung von Kohlendioxid und Co. in der Atmosphäre messen.

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Post aus Japan: Den Treibhausgasen auf der Spur

(Bild: JAXA)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Martin Kölling
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Japans Raumfahrtbehörde Jaxa hätte sich kaum ein besseres Datum für die Vorstellung ihres jüngsten Satellitenprojekts aussuchen können. Am Montag voriger Woche wurde während der jüngsten Hitzewelle mit 41,1 Grad Celsius ein neuer Hitzerekord auf der ostasiatischen Inselgruppe gemessen. Zwei Tage später stellten die Raumfahrer dann offiziell den Satelliten Ibuki 2 (GOSAT 2) vor, der die Verteilung von Treibhausgasen in der Atmosphäre messen soll.

Post aus Japan

Japan probiert mit Elektronik seit jeher alles Mögliche aus - und oft auch das Unmögliche. Jeden Donnerstag berichtet unser Autor Martin Kölling an dieser Stelle über die neuesten Trends aus Japan und den Nachbarstaaten.

GOSAT steht dabei für "Greenhouse gases Observing SATellite", ein Gemeinschaftsprojekt der Jaxa, des Umweltministeriums und des nationalen Instituts für Umweltstudien sowie von Mitsubishi Electric als Produzent des künstlichen Erdbegleiters. Und der neue Satellit soll mit noch genaueren Messgeräten die Mission seines Vorgängers aus dem Jahr 2009 fortsetzen und erweitern. Schon seit acht Jahren greifen Forscher aus aller Welt auf die Messdaten der Japaner zurück, um die regionale Verteilung von Treibhausgasen wie Kohlendioxid und Methan zu messen. Wenn Ibuki 2 wie angekündigt Ende 2018 in 613 Kilometern Höhe die Welt umkreisen wird, können sie künftig auf noch mehr Einsichten hoffen.

Der neue Satellit soll nicht nur helfen, den Kohlenstoffkreislauf genauer bestimmen zu können. Andere neue Themen sind die Beobachtung und Analyse von Wald- und Minenbränden, das Aufspüren starker CO2-Punktquellen wie Industriezentren und die Beobachtung von Meeresströmungen. Und zudem soll der von Mitsubishi Electric gebaute Satellit genauer sein.

Der Ur-Ibuki maß schon Kohlendioxid und Methan. Ibuki 2 erhöht die Empfindlichkeit nun drastisch von 4 ppm (Teilchen pro eine Million Teilchen) auf 0,5 ppm bei Kohlendioxid und von 34 ppb (Teilchen pro eine Milliarde Teilchen) auf 4 ppb für Methan. Auch die räumliche Genauigkeit wird von Zellen mit 1000 Kilometer Kantenlänge auf Zellen mit 500 Kilometer Kantenlänge verbessert.

Zudem kann der neue Satellit auch die Kohlenmonoxidkonzentration messen. Dies wiederum hilft, menschliche von natürlichen Emissionsaktivitäten zu trennen, da diese Moleküle nur durch menschliche Aktivität produziert werden. Dadurch können die Forscher künftig genauer kalkulieren, wieviel der Treibhausgasemission durch Menschen und die Natur verursacht werden. Und als ob das nicht genug wäre, kann Ibuki 2 auch die Feinstaubbelastung bestimmen.

Wie gelegen die neuen Fähigkeiten kommen, macht schon ein Blick in Google News deutlich. Ich tippte einfach mal den Suchbegriff "Temperature" in die Suchmaske (unter amerikanischer Einstellung). Und die Liste der Überschriften sprach Bände: "Seattle verbucht den heißesten Tag des Jahres", "Steigende Temperaturen können die Selbstmordrate in Nordamerika erhöhen", "Temperaturen liegen nahe oder über Rekordwerten in Europa, während eine weitere Hitzewelle den Kontinent anbläst", "Es ist heiß! Rekord-Julitemperaturen erhitzen die Welt", "Britanniens 'Feuerofen-Freitag' testet Rekorde" usw. usf..

Und ein Klick auf einen Link der Zeitschrift USA Today liefert auch gleich den Hintergrund für die Artikelschwemme über die Hitzewelle. In den vergangenen 30 Tagen seien global 3 092 Höchsttemperaturen für den betreffenden Tag, 159 monatliche Hitzerekorde und 55 Allzeit-Höchsttemperaturen gemessen worden, steht da unter Verweis auf das US-Zentrum für Umweltinformationen geschrieben. Erscheinungstag 25.7.2018. Ein Check der globalen Statistik am 30.7.2018 ergab folgende Zahlen: 3 538 Tagesrekorde, 188 Monatsrekorde und 72 Allzeitrekorde. Dieser Sommer scheint einen weiteren Beleg für den Klimawandel zu liefern. Und dank japanischer Forscher und Geldgeber dürften wir bald noch ein bisschen besser verstehen, wie schnell der Wandel voranschreitet.

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