Lust statt Verkehr

Fahrbericht: Mazda MX-5 Skyactiv G 131

Der Mazda MX-5 ist Plädoyer dafür, Autos nicht als Mittel der Mobilität zu missbrauchen und unsere Städte nicht für Autoverkehr. Ein blechgewordener Appell, das Auto auf traditionelle Weise neu zu denken. Wir fuhren den MX-5 mit der kleinsten Motorisierung

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Von
  • Florian Pillau
Inhaltsverzeichnis

Würden die Menschen nur noch aus Lust Autofahren, hätten wir kein Problem mit der urbanen Mobilität, mit Umweltverschmutzung und Ressourcenvergeudung. Ergo auch kein schlechtes Gewissen mehr und eh keinen Stress. Wir hätten vielmehr kleine, effiziente Autos, mit denen wir uns keinesfalls in einen auch noch so kurzen Stau einreihen würden.

Es ginge beim Autofahren um die Lust – nicht um den Verkehr. Die Straßen der Städte wären wieder frei für Bus, Trambahn, Radfahrer und Flaneure. Wäre der Mazda MX-5 ein Viersitzer, hätten wir den prototypischen, blechgewordenen Beweis dieser These. Als der Zweisitzer, der er nun mal ist, ist er ein umso kräftigeres Plädoyer dafür, Autos nicht als Mittel der Mobilität zu missbrauchen und unsere Städte nicht für Autoverkehr. Ein Appell, das Auto auf traditionelle Weise neu zu denken.

Retro ist heute modern, wurde aber schon früher praktiziert: Als der MX-5 vor knapp 30 Jahren herauskam, war er vom Konzept her ein bewusst gesetzter Bezug auf die damals fast erloschene Roadster-Tradition aus England und Italien. Kein Mensch wollte sich damals noch vorstellen, dass man einen derart kleinen Personenwagen – nicht einmal einen Roadster – mit Standardantrieb neu auflegen würde. Dabei spürt man gerade den sofort und lustvoll beim Fahren.

Klein, leicht, ausbalanciert

Der Spaß, den so ein kleines, leichtes, ausbalanciertes Auto auch heute noch vielen Menschen bereitet, hatte Mazda kellertief unterschätzt. Man ließ den MX-5 gegen den Rat der eigenen Marktforschungsabteilung bauen und wurde umgehend von der Nachfrage vollkommen überrascht. Aus diesem Grund verfeinert Mazda den Roadster in vierter Generation zwar, lässt aber tunlichst die Finger von seiner Grundidee. Man bekommt das Gefühl, Mazda sei seinen MX-5-Kunden bis heute dankbar.

Das wirkliche Mehr – das Fahrgefühl im engen Kontakt zur Straße und der Welt da draußen – ist nur durch ein echtes Weniger zu erreichen: Bei Gewicht, Größe, Dach, Antrieb – Blingbling. Fahrspaß steht dem beliebten Zweitonnen-SUV mit glanzgedrehten Felgen und einer Funktionsfülle, die nur noch ein Bediensystem bändigt, diametral gegenüber.

Weniger ist mehr, das gilt auch beim Motor: Vier Zylinder, eineinhalb Liter, keine Aufladung. Der Direkteinspritzer mit der für Mazda typisch hohen Verdichtung von 13:1 bietet eine fast lineare Kraftentfaltung, hellwach, ohne Verzögerung. Er will gedreht werden, wenn es sein muss, bis knapp über 7000/min, bietet aber immer die volle Transparenz. Bei sportlicher Gangart ist das natürlich ein Vorteil. Dank variabler Steuerzeiten verteilt er sein Drehmoment von 150 Nm recht wacker, das Maximum liegt aber dennoch erst bei 4800/min an. Die Auspuffnote ist dezent kernig und wird nie aufdringlich, klingt aber oft ein bisschen nach Rostloch. Auch hier wäre ein bisschen weniger ein bisschen mehr gewesen.