Autonome Busse: Schweizer bei Sicherheitsfragen skeptisch

Die ETH Zürich begleitet einen Test autonomer Busse mit einer Akzeptanzstudie. Demnach zeigen sich die Bürger aufgeschlossen, aber durchaus kritisch.

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Autonome Busse: Schweizer bei Sicherheitsfragen skeptisch

Die autonomen Busse der Linie 12 fahren zusammen mit dem regulären Nahverkehr.

(Bild: Swiss Transit Lab)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Tom Sperlich

Schweizer Bürger stehen autonomen Fahrzeugung im öffentlich Nahverkehr grundsätzlich aufgeschlossen gegenüber, zeigen sich aber auch skeptisch in Sicherheitsfragen. Das geht aus ersten Ergebnissen einer Akzeptanzstudie hervor, mit der die ETH Zürich den Test eines autonomen Bus-Shuttles in Neuhausen am Rheinfall begleitet. Primär richten sich diese Bedenken gegen einen möglichen Software- oder Datenmissbrauch durch Dritte, schreiben die Forscher. Je stärker Autos automatisiert werden, desto anfälliger seien sie für Manipulationen wie Hackerangriffe oder für Systemstörungen.

Größere Bedenken äußerten die Befragten auch bezüglich der Interaktion mit schwächeren Verkehrsteilnehmern wie Radfahrern oder Fußgängern. Auch die Reaktionsfähigkeit der autonomen Fahrzeuge in unvorhergesehenen Situationen ist ein Thema. Darüber hinaus lehnen die Befragten eine mögliche Datenweiterleitung von den Fahrzeugen an den Staat, beispielsweise das Straßenverkehrsamt oder die Steuerbehörden, mehrheitlich ab.

In der Schweiz gibt es bereits einige Testversuche mit selbstfahrenden Fahrzeugen, welche laufend ausgeweitet werden. Das erste autonome Personenbeförderungsmittel im öffentlichen Raum fährt seit dem Frühjahr 2016 im malerischen Schweizer Städtchen Sion im Wallis. Den Test in Neuhausen begleiten die Forscher der ETHZ, um “wichtige, politikrelevante Erkenntnisse” über autonome Mobilität zu erlangen. Für die Studie wurden in er ersten Phase zwischen Februar und April 1408 zufällig ausgewählte Personen
aus drei Gemeinden des Kantons Schaffhausen befragt. Eine erste Auswertung hat die Hochschule nun vorgelegt.

Die Ergebnisse zeigen nur geringfügige Unterschiede hinsichtlich demografischer Merkmale, erläutern die Forscher weiter. Frauen haben demnach zwar geringere Bedenken gegen automatisierten Straßenverkehr, sehen allerdings mögliche Arbeitsplatzverluste sowie den die Abgabe der Fahrkontrolle kritischer. Personen in der Altersgruppe unter 40 Jahren haben ebenfalls signifikant höhere Bedenken hinsichtlich möglicher Arbeitsplatzverluste, aber auch wegen des Verlusts an Fahrvergnügen. Weniger Angst vor Arbeitsplatzverlusten oder Kontrollabgabe äußerten hingegen Befragte mit einer Hochschulausbildung.

Fahrgäste wurden mit einem Flyer auf die Befragung aufmerksam gemacht.

(Bild: Swiss Transit Lab)

Die Studie geht von der Annahme aus, dass der Verzicht auf einen Fahrer und das manuelle Steuern einige positive Effekte haben kann. Etwa die Straßenverkehrssicherheit und die Verkehrsüberlastung könnten durch das Wegfallen des menschlichen Fehlerfaktors verbessert werden, glauben die ETH-Forscher. Auch positive Auswirkungen auf den Treibstoffverbrauch werden erwartet. Der Wandel zu einem automatisierten Straßenverkehr könne aber nur erfolgreich sein, wenn autonome Fahrzeuge von der Gesellschaft angenommen werden, betonen die Wissenschaftler. Mit ihren Ergebnissen wollen sie zur politischen Willensbildung beitragen.

In Neuhausen testen die Betreiber erstmals auch die Integration eines autonomen Fahrzeugs in ein Betriebsleitsystem, das die Koordination mit den regulären Linienbussen an den Haltestellen sicherstellt. Als „Linie 12“ fährt der 11-plätzige Kleinbus „Trapizio“ des Herstellers Navya – stets mit einer Begleitperson an Bord – im Linienverkehr der Verkehrsbetriebe Schaffhausen (VBSH) und damit im Mischverkehr mit normalen Fahrzeugen durch das Zentrum von Neuhausen.

Bislang verläuft die Shuttle-Strecke zwischen dem Industrieplatz und dem Ortszentrum. Ab kommenden Herbst soll die Strecke erweitert werden.11.000 Passagiere sind seit Ende März 2018 mit dem autonomen Shuttle-Bus mitgefahren. Das Projekt in Neuhausen schlägt mit rund 1,8 Millionen Franken (knapp 1,6 Mio. Euro) Kosten zu Buche. Ab 2019 soll das Projekt dann um einen Abrufservice per App erweitert werden. Passagiere sollen den Bus zum Bahnhof in Neuhausen bestellen können, um dann zu Umsteigepunkten gefahren zu werden. (vbr)