Camping kann auch ein Luxus sein

Klartext: Glampervans

Der Campingplatz gilt als preiswerter Urlaubsort für Familien. Das stimmt jedoch sehr schnell nicht mehr, wenn Reisemobile statt Zelte ins Spiel kommen. Die können sich für Nomaden im Herzen trotzdem lohnen

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Von
  • Clemens Gleich
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„Campen tun die Leute, weil‘s halt billig ist“, sagte ich mir früher immer, als meine Erfahrungen sich noch auf eigenes Schlafen in Jugend-Ferienlager beschränkten. Wenn da nur ein halbes Dutzend Kinder in deinem Rundzelt schliefen, warst du schon in einem Raumzustand, den die Lufthansa heute „Premium Economy“ nennt. Aber spätere Erfahrungen stützten diese frühe These nicht, sodass ich sie schließlich nach den strengen Regeln der Wissenschaft zumindest als monokausal aussortieren musste. Camping kann durchaus die teuerste Urlaubsoption sein, und Leute werden es trotzdem tun.

Zweckschlafen vs. Liebhaberei

Ich habe selber keine besonderen Emotionen gegenüber Camping. Wenn es die beste Option scheint, schlafe ich in einem Zelt, in einer LKW-Koje, in einem Kombi, Lieferwagen, Wohnmobil oder sogar schlicht unter den Sternen in kuscheliges Leder gewickelt wie ein Gaucho. Ich höre allerdings in den meisten Breitengraden damit auf, sobald sich die Option „sauberes Bett in einem Haus“ auftut. Ich meine: Unsere Ahnen haben das nicht ohne Grund erfunden. Es gibt jedoch auch den Camping-Liebhaber, der bodennäher schlafen als Teil seiner Urlaubserholung ansieht.

Besonders häufig findet sich dieser Typus in der Motorrad-Szene. Dem Kraftrad haftet immer noch der Duft der rebellischen Alltagsflucht an, eine Hoffnung auf eine kleine Gegendosis zur Überzivilisierung. Dazu passt der Tausch der Zwanzigzonenmatratze mit Schlafphasenwecker gegen einen feuchten Boden, von dem du dann aufstehst, wenn die Sonne das von allen Schläfern verlangt. Wer sich dem je in wirklicher Wildnis verweigert hat, wird nie mehr vergessen, wie laut Vögel schreien können, diese missgünstigen kleinen Viecher.

Der Preis der fahrenden Küchenzeile

Eine andere Gruppe lernte ich kennen, als ich wieder mit dem ehemaligen Bürokollegen Timo Großhans zusammenarbeitete an seinem Heft namens „CamperVans“: Camper in Bussen oder Wohnmobilen. Die Gruppen unterscheiden sich statistisch leicht in Sachen Altersstruktur und Aktivitätslevel, es eint sie jedoch, dass Hotels unterwegs nicht länger als Alternative gelten. Hier entstehen für den Laien erstaunlich hohe Kosten, denn ein wirklich günstiger Familienurlaub auf dem Campingplatz findet weiterhin mit Auto und Zelt statt. Das Reisemobil oder auch schon der Campervan sind Luxus-Optionen mit satten Aufpreisen.