Blinde Passagiere in Kartonagen fressen Papier

Lästige Silberfischchen im Bad kennt wohl jeder. Gefährlicher sind ihre Papier fressenden Verwandten, besonders fürs Privatarchiv.

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Blinde Passagiere in Kartonagen fressen Papier

Papierfischchen mit Lieblingsspeise.

(Bild: "Gray silverfish" / Pudding4brains / PD)

Lesezeit: 2 Min.

Fast jeder bekommt gerne ein Päckchen. Und dank Boom bei Zalando, Amazon & Co. landen immer mehr Pappschachteln in unseren Behausungen. Blinde Passagiere darin könnten künftig unseren Papierarchiven gefährlich werden, berichtet Technology Review in seiner Online-Ausgabe ("Tierwelt: Unerwünschte Aktenvernichter"). Die sogenannten Papierfischchen sind mittlerweile auch in Deutschland zum Problem geworden.

Die kleinen Insekten sehen aus wie Silberfischchen, die man aus dem Bad kennt. Sie mögen es allerdings trocken und gemütlich wie wir Menschen auch, bei Temperaturen von 20 Grad und mehr. Der Trend, Häuser immer stärker zu isolieren, hat auch dem Papierfischchen geholfen, zumal es mittlerweile sogar in Dämmmaterial entdeckt wurde, wie der Insektenkundler Mike Brooks vom Wissens- und Beratungszentrum Schädlingsbekämpfung im niederländischen Wageningen weiß. Der Biologe ist europaweit einer der bekanntesten Experten zu dem Thema.

Ursprünglich kommen die Insekten wohl aus südlichen Gefilden. Laut Brooks findet man sie im Borkenbereich von Bäumen in Südeuropa und noch weiter südlich, wo die Evolution ihnen beigebracht hat, die eigentlich nährstoffarme Zellulose zu verzehren. Allerdings wandern sie in den letzten 20, 25 Jahren – womöglich schon länger – verstärkt nach Nordeuropa ein. Bei uns können sie nur im Haus überleben, nicht jedoch im Freien – Temperaturen unter 15 Grad mögen sie nicht, hier stockt sogar ihre Entwicklung.

Das Papierfischchen ist ein genügsames Wesen. Es reicht ihm, über Monate an kleinen Stücken Papier zu nagen und es kann auch mal ganz ohne Nahrung auskommen. Zudem lebt es für ein Insekt erstaunlich lang: Acht Jahre können es werden. "Warum das so ist, wissen wir nicht", sagt Brooks, "womöglich liegt es an der langsamen Umwandlung der Nährstoffe".

Mehr dazu bei Technology Review Online:

(bsc)