Rechnung mit Variablen

Die neue BMW R 1250 GS mit variablen Steuerzeiten

BMW bringt sein erfolgreichstes Modell nun mit variabler Ventilsteuerung heraus. Die neue R 1250 GS kommt auf 136 PS und 143 Nm Drehmoment. Zwar hätte die Reiseenduro eigentlich nicht noch mehr Leistung nötig, doch sinken so Emissionswerte und Spritverbrauch

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 28 Kommentare lesen
BMW R 1250 GS 13 Bilder
Lesezeit: 4 Min.
Von
  • iga

BMW bringt sein erfolgreichstes Modell nun mit variabler Ventilsteuerung heraus. Die neue R 1250 GS kommt somit auf 136 PS und 143 Nm Drehmoment. Zwar hätte die Reiseenduro eigentlich nicht noch mehr Leistung nötig, doch sinken so Emissionswerte und Spritverbrauch.

Die Gerüchte kursierten schon eine Weile: BMW wolle seinen Bestseller R 1200 GS für die nächste Saison überarbeitet auf den Markt bringen und zwar mit einer technischen Innovation. Jetzt ist schon vorzeitig ein Video von BMW ins Internet gelangt, angeblich als erstes von einer türkischen Motorrad-Internetseite geleakt. Auf Youtube kann nun jeder schon die neue GS in voller Fahrt erleben, bevor BMW den kurzen Film offiziell vorgestellt hat.

In dem von BMW Motorrad in Slowenien gedrehten Video wird der Schleier gelüftet: Die Boxer-Enduro bekommt eine Nockenwellenverstellung. Es sind nicht nur drei neue R 1250 GS zu sehen, wie sie über Schotterwege driften und durch einen Fluss fahren, sondern auch animierte Videos, wie die neue Technik im Motor funktioniert.

Variable Ventilsteuerung

Äußerlich bleibt die GS, soweit man es im Video beurteilen kann, fast unverändert. Es gibt ein paar Designretuschen an der Verkleidung, hingegen tut sich im Motor einiges. Die zwei wichtigsten Innovationen: Der Hubraum wird erhöht und die Steuerzeiten der Einlassventile variabel gesteuert. Um wieviel der bislang 1170 cm3 großen Boxermotor vergrößert wird, gibt BMW noch nicht bekannt, vermutlich aber auf etwas über 1200 cm3.

Es gibt zwei Nockenprofile, eines für den Teillastbereich senkt Spritverbrauch und Emissionswerte. Das andere für den Bereich hoher Lastanforderung bei weit geöffneten Drosselklappen mit längeren Steuerzeiten und größerem Ventilhub. Im Video werden auch schon die Leistungswerte angegeben: 136 PS und 143 Nm Drehmoment. Das wären 11 PS und satte 17 Nm mehr als bisher. Seit KTM mit seiner 1290 Super Adventure sagenhafte 160 PS vorgelegt hat, nagte es wohl doch an der bayerischen Seele, dass man leistungsmäßig soweit hinter den Österreichern herhinkte.

Sparsamer und sauberer

Dabei geht es BMW jedoch nicht nur um mehr Kraft. Wenn die variable Nockenwellensteuerung im Teillastbereich mit dem dafür vorgesehene Nockenprofil arbeitet, verringert sich der Hub der Einlassventile. Durch die verringerte Pumparbeit gegen die nur wenig geöffneten Drosseln sinken die Verbrauchs- und Emissionswerte, laut Video soll sich auch der Tumble, also der Wirbel im Zylinder, so besser anregen lassen. Das ist im Hinblick auf die 2020 bevorstehende Euro5-Norm für Motorräder absolut sinnvoll. Außerdem verkündet BMW in dem Video eine größere Laufruhe des Boxermotors, was ebenfalls folgerichtig ist: Wenn der Motor weniger Gas bewegen muss, läuft er kultivierter.

Werden die Drosselklappen jedoch über den elektronischen Gasgriff weit geöffnet, wechselt die Schaltkulisse der Nockenwellensteuerung auf das Volllast-Nockenpaar mit schärferen Steuerzeiten und dann geht die Post ab. Dann werden die Einlassventile früher geöffnet, später geschlossen und nutzen den maximalen Hub. Die Leistung steigt.

Neu im Motorradbau von BMW

Die variable Nockenwellensteuerung ist ein alter Hut, an den allerersten Stationärmotoren der 1880er-Jahre war sie bereits serienmäßig eingebaut, BMW benutzte sein VANOS genanntes System im Automobilbereich schon 1992 im BMW M3 E36. Nun es ist das erste Mal, dass BMW eine ähnliche Variabilität im Motorradbau einsetzt. Die R 1250 GS wird damit zwar nicht als erstes aber als eines der ersten Kräder ausgerüstet. Ebenfalls fast neu ist die Technik im Pkw-Dieselmotor und neu im Bereich der schweren Nutzfahrzeugdiesel. Bei den von Haus aus ungedrosselt laufenden Selbstzündern wird sie allerdings unter anderen Vorzeichen und vor allem wegen der Abgasgüte eingesetzt.

Bleibt die Frage, wieviel die neue R 1250 GS kosten wird. Allein schon wegen der Nockenwellensteuerung natürlich mehr als die Vorgängerin und die schlug mit 15.300 Euro Listenpreis zu Buche. Auf der Intermot wird sie am 2. Oktober der Weltpresse vorgestellt werden. (fpi)