Innere Unruhe

Vorstellung: Mercedes B-Klasse

In Paris enthüllt Mercedes die dritte Generation der B-Klasse. Insbesondere das hypermoderne Cockpit aus der A-Klasse unterscheidet den neuen Van vom Vorgänger. Hinzu kommen neue Motoren und ein im Detail harmonisiertes Design

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Mercedes B-Klasse 11 Bilder

(Bild: Mercedes)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Christian Lorenz

Mercedes Benz stellt auf dem Pariser Automobilsalon 2018 die dritte Generation der B-Klasse vor. Der kompakte Van war Mitte 2005 als familienfreundliche Großversion der A-Klasse entstanden und wird von Mercedes als „Sports Tourer“ bezeichnet. Laut Marketingabteilung ist es sinnvoll, Autos mit dem Gegenteil ihrer Eigenschaften zu bewerben. Denn nichts will die B-Klasse weniger sein als sportlich. Trotzdem kaufen ältere Semester und fahrerisch unambitionierte Familien Vans lieber, wenn man sie nicht als Rentner- bzw. Baby-Busse, sondern als sportlich bezeichnet. Dieses Konzept ist so erfolgreich, dass es BMW mit dem Active Tourer im März 2014 sogar kopierte. Zuletzt brach der Verkauf des schwäbischen Originals aber spürbar ein.

Platzverschiebung

Die neue Generation verbindet größere Abmessungen mit einem in Details dynamisierten Design. Auf den ersten Blick erkennt man deutlich eine B-Klasse, die aber irgendwie hübscher wirkt, als man sie in Erinnerung hatte. Während das natürlich Geschmackssache ist, punktet der neue Tourer mit nochmals mehr Platz im Fond. Er profitiert vom einem auf 2,73 Meter gewachsenen Radstand.

Überraschenderweise schrumpfte das Kofferraumvolumen leicht. Mit maximal 1540 Litern liegt es aber immer noch auf hohem Niveau. Die im Verhältnis 40:20:40 geteilt umleg- und jetzt auch verschiebbare Rückbank macht den Gepäckraum zudem variabler nutzbar. Insbesondere mit dem aufpreispflichtigen umklappbaren Beifahrersitz ist somit auch die neue B-Klasse für die meisten Transportaufgaben bestens gerüstet.

Das Cockpit ist nahezu identisch mit dem Technik-Spender A-Klasse, was das Bediensystem MBUX einschließt. Damit erhält auch die neue B-Klasse eine Sprachsteuerung, die zu den derzeit besten gehört. Allerdings muss man sich auf diese hypermoderne Bedienung auch einlassen, was der zumeist älteren Kundschaft der B-Klasse möglicherweise schwerfallen könnte.

Plattform der A-Klasse

Im Chassis bietet die neue B-Klasse wie gehabt dieselbe Technik wie die neueste A-Klasse-Generation. Zum Marktstart stehen zwei Vierzylinder-Benziner mit 136 PS aus 1,3 Litern Hubraum und 163 PS aus 2 Litern zur Verfügung. Hinzu kommen drei Dieselmotoren mit 115, 150 und 190 PS. Wahlweise stehen in den schwächeren Motorisierungen eine manuelle Sechsgangschaltung oder ein Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe zur Verfügung. Nur den beiden Selbstzündern mit 150 bzw. 190 PS bleibt ein neues Achtstufen-Doppelkupplungsgetriebe vorbehalten.

Wie schon beim Vorgänger sind gegen Aufpreis auch ein Sportfahrwerk mit Tieferlegung oder ein adaptive Dämpferverstellung zu bekommen. Beim bisherigen Modell griffen die meisten Kunden zum komfortorientierten Basisfahrwerk, das dem Charakter der B-Klasse am besten entsprechen dürfte. Serienmäßig hat die neue B-Klasse einen mickrigen 43-Liter-Tank, gegen Aufpreis wird ein auch nicht üppiger 51-Liter-Tank verbaut.

Preislistenklaviatur

Eine weitere Eigenart der selbsternannten Premium-Hersteller beherrscht Mercedes traditionell virtuos: die Preislistenklaviatur. Für die neue B-Klasse gibt es wieder nahezu alles, was sich der automobile Mensch so ausdenken kann. Von klimatisierten Massagesitzen über eine komplette Armada an Assistenzsystemen bis zu zwei 10,25-Zoll-Bildschirme. Aber nahezu nichts davon ist serienmäßig, so dass sich der Einstandspreis, den wir bei knapp 30.000 Euro vermuten, leicht anheben lassen dürfte. Weitere Motoren und eine Allradversionen werden folgen. Zudem gab es eine Elektroversion vom Vorgänger. Auch der Nachfolger wird vermutlich rasch elektrifiziert.

Im Herbst 2019 dürfte die größte Konkurrenz der B-Klasse aus eigenem Haus einen unschönen Bruderkrieg mit ihr anrichten. Dann kommt nämlich das SUV GLB auf identischer Plattform auf den Markt. Von diesem Stadtgeländewagen oberhalb des GLA (Test) wird sogar eine zusätzliche Siebensitzer-Variante erwartet. Da kann die Marketingabteilung mit den Begriffen "Sport, Freiheit und Gelände" dann aus dem Vollen schöpfen. (chlo)