Pariser Automobilsalon: Hersteller wollen Elektrofahrzeuge aus der Nische holen

Besonders deutsche Autohersteller setzen in Zeiten von Diesel-Skandal und Fahrverboten beim Pariser Automobilsalon auf E-Autos – einige Hersteller fehlen aber.

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Pariser Automobilsalon: Hersteller wollen Elektrofahrzeuge aus der Nische holen

(Bild: Daimler AG)

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  • dpa

Die Diesel-Debatte stiehlt den deutschen Herstellern auf dem Pariser Automobilsalon einmal mehr die Show. Mit Blick vor allem auf die steigenden Klimaschutzvorgaben aus Brüssel mühen sich die Autobauer bei dem am Dienstag begonnenen Branchentreffen zwar, ihre Elektromodelle aus der Nische zu holen. Gegen das Diesel-Konzept der Bundesregierung, mit dem Fahrverbote wegen hoher Stickoxid-Belastungen vermieden werden sollen, hatten es zumindest die deutschen Hersteller allerdings schwer.

Dabei steht den Konzernen mit den ab 2021 geltenden strengeren Grenzwerten für den Ausstoß von Kohlendioxid schon die nächste Herausforderung bevor. Daimler-Chef Dieter Zetsche zeigte sich zwar weiter zuversichtlich, die Werte einhalten zu können. Es sei aber klar, dass das ohne nennenswerten Anteil von rein elektrischen oder Hybrid-Fahrzeugen nicht gelingen werde, sagte er.

Elektrofahrzeuge seien immer noch ein Nischenprodukt. "Auf der anderen Seite muss man nur über die Messe gehen, um zu sehen, dass das Angebot jetzt zunehmend in die Verkaufshäuser kommt", sagte Zetsche. Daimler selbst ist mit dem EQC vertreten, der 2019 auf den Markt kommen soll. Es ist der erste reine Elektro-Mercedes. Daimlers Smart gibt es schon länger mit Elektroantrieb. Audi zeigt seinen e-tron. Zudem sind der US-Elektropionier Tesla mit seinem Model 3 und etliche weitere Anbieter mit Elektrofahrzeugen vertreten.

Über die gesamte Flotte hinweg dürfen Neuwagen eines Herstellers in der Europäischen Union spätestens 2021 im Durchschnitt nur noch 95 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer ausstoßen. "Unsere Planung zielt natürlich darauf ab, dass wir diese Werte erreichen", betonte Zetsche. Letztlich entscheide aber der Kunde, ob er die Fahrzeuge kaufe und damit die Pläne bestätige.

Wenige Kunden kauften ein Elektroauto, nur weil es ein Elektroauto sei, sagte der Chef von Renault-Nissan-Mitsubishi, Carlos Ghosn. Ausschlaggebend sei, ob das Fahrzeug ihre Ansprüche, etwa an Preis-Leistungs-Verhältnis oder Reichweite, erfülle. Dass nicht mehr Elektrofahrzeuge verkauft werden, liege nicht an mangelnder Nachfrage, sondern daran, dass nicht genug produziert werden könnten.

"Es liegt primär an der Attraktivität unserer Fahrzeuge, aber nicht nur", sagte Zetsche. "Es ist auch die Frage, wie Infrastruktur aufgebaut wird und wie sich insgesamt die Stimmung im Markt entwickelt. Aber da haben wir sicherlich in den letzten Jahren und auch Monaten ein positives Momentum gesehen, das sich aufbaut."

Das sieht auch BMW so. Die deutliche Erhöhung der Reichweite von Elektroautos habe in den vergangenen zwei Jahren für deutlichen Schwung im Markt gesorgt, sagte Vorstandschef Harald Krüger. BMW sieht sich bei Elektroautos ohnehin in der Vorreiterrolle. Bis Ende September habe der Konzern mehr als 100.000 elektrifizierte Autos in diesem Jahr verkauft, sagte Krüger. Im vergangenen Jahr habe man noch bis Dezember bis zu dieser Marke gebraucht.

Die Münchner wollen im Jahr 2021 den i4 auch als Konkurrenz zu Tesla auf den Markt bringen. Ende 2019 wolle BMW insgesamt weltweit eine halbe Million elektrifizierte Autos verkauft haben. Mit dem i4 und dem im kommenden Herbst neu auf dem Markt angebotenen 3er will Krüger wegen gleicher Bauteile auch Geld sparen.

Für das Publikum öffnet der Automobilsalon am Donnerstag. Auf etliche Marken müssen die Besucher in diesem Jahr allerdings verzichten – allen voran auf das Schwergewicht VW, aber auch auf Fiat, Volvo, Ford oder Opel.

Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer sprach vorab schon von einem Niedergang der Automessen, der sich in Paris fortsetze. Die alle zwei Jahre stattfindende Messe dauert bis zum 14. Oktober. 2016 kam gut eine Million Besucher.

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(olb)