Ausklang

Test: Alfa Romeo 4C Spider

Zum Abschied hat uns Alfa Romeo einen 4C Spider aus der Sonderedtion "Spider Italia" geschickt. Selten haben wir ein Auto erlebt, dass so eindeutige Reaktionen hervorruft, wie der Italo-Keil. Das Auslaufmodell provoziert. Überzeugt es auch?

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Alfa Romeo 4C Spider Italia 21 Bilder
Lesezeit: 13 Min.
Von
  • Christian Lorenz
Inhaltsverzeichnis

Wir befinden uns in einer Zeit der automobilen Zukunftsangst. Während das Ende des Verbrenners schon zum Greifen nahe erscheint, sind alternative Antriebe, von wenigen Leuchtturm- und Showprojekten abgesehen, noch nicht wirklich greifbar. Auf der anderen Seite sind die Folgen des Klimawandels jeden Tag spürbar. Der fossiltreibende Automobilist hat daran unbestritten einen nicht ganz unerheblichen Anteil. Hinzu kommt, dass die Passivierung des Fahrers immer mehr droht, zur letzten Chance für mehr Verkehrssicherheit zu werden.

Letzte Ausfahrt

Im September 2018 wurde eines der konsequentesten und leidenschaftlichsten Gegenmodelle zur neuen automobilen Vernunft aus dem Programm genommen: Der Alfa 4C starb den Euro-6c-Tod. Alfa Romeo lässt den heißen Mittelmotor-Sportler nicht mehr neu homologieren, so dass er seit diesem Monat nicht mehr erstzulassungsfähig ist. Alfa sendet uns zum Abschied einen 4C Spider aus der auf 108 Stück limitierten Sonderserie “Spider Italia”. Der Weg zum Parkplatz mit dem altmodischen Bartschlüssel in der Hand, kommt einem ein bisschen so vor, wie der letzte Besuch des Mönchnovizen bei der heißesten Hure der Stadt vor dem endgültigen Eintritt ins Kloster.

Schön, aber unbequem

Von außen blickt einen die breite Flunder an, als wolle sie einem ein ebenso attraktives wie unmoralisches Angebot signalisieren. Ob das Sondermodell “Spider Italia” die Exklusivität unterstreicht, kann man aber bezweifeln. Zumindest ich hielte die aufgeklebten Logos auf einer Fiat-Uno-Sonderserie passender. Aber solche Details nimmt man sowieso erst auf dem dritten Blick war. Zwischen all den SUV und Kompaktschwellkörpern wirkt der 4C wie ein 25-jähriges Model in der Seniorensauna.

Allerdings kommt der Einstieg vor dem Vergnügen. Zumindest ich als langsam auf die 50 zugehender, leicht übergewichtiger Couchsportler sollte das Ein- und Aussteigen erst mal in einem Gewerbegebiet üben, bevor daran zu denken ist, auf freier Wildbahn in Schwabing, Kitzbühel oder auf der Kö eine gute Figur zu machen. Zumindest finde ich mit meinen knapp 1,80 m Größe eine angenehme Sitzposition, die einem allerdings nicht viel höher als der Bordstein vorkommt. Ein VW Golf (Test) in der Nebenspur erscheint einem wie ein Lastwagen, dessen Reifen sich bedrohlich neben der Seitenscheibe auftürmen. Eine Sitzhöhenverstellung findet sich nur als erfrischender südländischer Witz in der Bedienungsanleitung. Die Alfa-Werkstatt, so heißt es da, könne den Fahrersitz in drei verschiedenen Höhen montieren.

Keine Ablage

Wer einen Platz für seine Brieftasche und/oder sein Handy sucht, dem hilft auch die Betriebsanleitung nicht weiter. Ablagen gibt es im 4C nämlich nicht. Dort, wo bei normalen Autos ein Handschuhfach ist, lässt sich mit etwas Mühe eine einzige Warnweste einklemmen. Hinter dem Handbremshebel sind zwei verschieden große Löcher, die als Becher- und Flaschenhalter dienen können. Gut, in den Flaschenhalter lässt sich zur Not auch ein Smartphone stellen.

Für die Brieftasche bleiben aber wirklich nur Beifahrersitz oder Fußraum oder man setzt sich notgedrungen doch drauf. Aber nein, letzteres kommt nicht in Frage. Die Schalensitze vermitteln einem, direkt auf dem Fahrzeugschwerpunkt platziert und in das Carbonmonocoque eingegossen zu sein. Da will man nicht schmerzhaft auf seinem Kleingeld sitzen und das Popometer unbrauchbar machen. Der Blick fällt auf einen zwar gut ablesbaren, aber angesichts eines Testwagenpreises von 78.000 Euro etwas mickrig wirkenden Kombibildschirm. Auf einem japanischen Motorrad würde man so etwas eher akzeptieren.

Schmuckloses Cockpit

Überhaupt trägt der 4C seinen Nerz nicht gerade nach innen. Das Wenige, was es hier gibt, ist in Kunststoff ausgeführt und auf eine Art verarbeitet, wie sie bei Alfa üblich war, bevor es so etwas wie die neue Alfa Romeo Giulia (Test) gab. Zwar ist das Armaturenbrett im Spider-Italia mit Leder verfeinert, aber auch da darf man nicht zu genau auf die Präzision der Nähte schauen. Ferraris waren früher jedoch auch nicht besser verarbeitet.