Deutsche Bahn: Apps für Mitarbeiter statt Zettelwirtschaft

Vom Dienstplan über den Zustand der Zugtoilette bis hin zu komplexen Baustellenplänen: Die Bahn digitalisiert ihre Arbeitsabläufe.

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Deutsche Bahn: Apps für Mitarbeiter statt Zettelwirtschaft

Auf dem Tablet hat der Lokführer Zugriff auf zahlreiche Dokumente.

(Bild: DB AG/Björn Ewers)

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Von
  • Torsten Kleinz
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Fahrpläne, Fahrkarten, Dienstanweisungen – bis vor wenigen Jahren war der Bahnbetrieb in Deutschland noch eine gewaltige Zettelwirtschaft. "Bisher musste zum Beispiel jeder Lokführer sechs bis 12 Kilogramm Dokumente mit sich führen“, erklärt Stephan Sigmund, Manager bei der Deutsche Bahn-Tochter DB Systel. Dazu kamen noch zahlreiche Dokumente, die in jedem Zug sein müssen: von Dienstanweisungen bis zu technischen Dokumentationen.

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Mittlerweile können die Lokführer auf diesen Papierberg verzichten. In ihrem Rucksack befindet sich nun stattdessen ein relativ schlankes Tablet, das nicht nur alle benötigten Dokumente enthält, sondern auch eine Verbindung zu den Servern des Konzerns herstellt, um aktuelle Status-Nachrichten zu übermitteln und aktualisierte Dienstpläne bereithält.

Bei der Arbeit an der Strecke kann die Sonneneinstrahlung schon mal stören. Das müssen die Entwickler berücksichtigen.

(Bild: DB AG/Martin Ferndriger)

Möglich wird das durch die App-Plattform Rail in Motion (RiM), die von DB Systel entwickelt worden ist. Hierbei handelt es sich um eine Sammlung aus 15 Apps – von Dienstplänen über Notfallpläne bis hin zum digitalen Assistenten, der besonders energiesparendes Fahren ermöglichen soll. Die Umstellung erspart nicht nur Gewicht, sondern auch viele Wege. Musste einem Lokführer eine Anweisung gegeben werden, wurde sie vor einigen Jahren noch gefaxt und dann dem Angestellten persönlich überbracht.

Der Entwicklungsprozess solcher Apps startet nicht am grünen Tisch: „Wir gehen auch raus ans Gleis und begleiten die Leute bei ihrer Arbeit“, erklärt User Experience Consultant Katharina Kahlcke. Nur so können die Teams ein unmittelbares Gefühl dafür bekommen, welche Anforderungen ein Arbeitnehmer an seine App hat. Zwar hat die DB Systel einen Katalog von „Personas“, mit denen sich die Anforderungen an eine App im Vorhinein definieren lassen.

Doch die Tücke steckt oft im Detail. So müssen die Benutzeroberflächen beispielsweise auf sehr unterschiedliche Lichtverhältnisse angepasst sein – je nachdem, ob die Mitarbeiter in den Versorgungsräumen eines Bahnhofes arbeiten oder an der Gleisbaustelle im strahlenden Sonnenschein stehen. Auch die Internetanbindung ist zuweilen ein Problem: So müssen die Apps auch offline funktionieren, wenn die Mitarbeiter in Gegenden arbeiten, die nicht vom Mobilfunk abgedeckt sind oder in Betriebsgebäuden mit massiven Betonwänden. Die Geräte im Einsatz laufen zudem unter unterschiedlichen Android-Versionen.