Mehr Klimawandel wegen Bitcoin

Kryptowährungen könnten durch aggressives Mining zu einem globalen Temperaturanstieg beitragen – und das in erstaunlich kurzer Zeit.

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Mehr Klimawandel wegen Bitcoin

Bitcoin-Miner – hier ganz harmlos.

(Bild: "Cryptocurrency Mining" / Crypto360 / cc-by-2.0)

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Es wäre eine echte Ironie des Schicksals, wenn ausgerechnet die Gier nach Bitcoin & Co. entscheidend dazu beitragen würde, den Planeten unbewohnbar zu machen. Schließlich wollten die Macher hinter den Kryptowährungen doch eigentlich eine bessere Welt: Ein von Großkonzernen, Banken und Regierungsorganisationen unabhängiges Geldwesen, dezentral und ultrafrei.

In China beschäftigen sich mittlerweile ganze Landstriche nur noch mit dem Mining von Digitalgeld, weil sie über billigen Kohlestrom verfügen. Versuche, wegzukommen vom enormen Stromverbrauch, den die mit Proof-of-Work-Technik arbeitenden Blockchains schon aus ihrer inneren Logik heraus bedingen, sind bislang gescheitert, Proof-of-Stake-Konzepte, die mehr Effizienz (und auch eine höhere Geschwindigkeit bei den Transaktionen) versprechen, bislang in technischen Debatten versandet.

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Proof-of-Work bedeutet, dass Teilnehmer der Bitcoin-Blockchain eigentlich völlig sinnlose mathematische Aufgaben zu lösen haben, die potenziell immer schwerer werden. Erledigt wird das von stromfressenden Miningracks, die auf solche Jobs spezialisiert sind.

Eine neue Analyse eines Forscherteams der Universität von Hawaii in Honolulu hat nun einmal hochgerechnet, was passieren würde, wenn Bitcoin ähnlich eingesetzt werden würde wie herkömmliche Methoden des elektronischen Zahlungsverkehrs, beispielsweise Kreditkarten. Ihr Ergebnis, diesen November in "Nature Climate Change" publiziert, ist ernüchternd. Würde Bitcoin eine solche Marktdurchdringung erreichen, hätte dies eine globale Temperaturerhöhung von bis zu 2 Grad Celsius bis 2034 zur Folge. Das ist ein Wert, der über jenen 1,5 Grad Celsius Plus liegt, die die Vereinten Nationen für katastrophal und umumkehrbar in ihren Auswirkungen erkannt hat.

"Natürlich können wir das Schicksal von Bitcoin nicht vorhersagen. Unsere Analyse zeigt jedoch, dass der Stromverbrauch 2 Grad Celsius globaler Erwärmung in nur wenigen Jahrzehnten erreichen könnte, sollte die Technik so angenommen werden wie bestehende Verfahren", so die Forscher.

Hilfreich sei auch nicht, dass Bitcoin-Mining stets in Regionen zieht, die billige Strom haben, was ja auch erneuerbare Energie sein könnte. Doch die ist nach wie vor oft noch teurer als Strom aus fossilen Brennstoffen, weshalb das Digitalgeld ganz kapitalistisch zu schmutzigen Energieträgern tendiert.

Die University-of-Hawaii-Forscher haben sich zudem nur auf Bitcoin konzentriert und andere Kryptowährungen – mittlerweile gibt es Hunderte – schlicht nicht einberechnet. Diese könnten für sich genommen zur Klimaerwärmung beitragen. Entsprechend kann man eigentlich nur hoffen, dass sich die Technik nicht breit durchsetzt – oder endlich effizientere Berechnungsmethoden zum Einsatz kommen. Technisch ist das kein großes Problem.

(bsc)