Die Akku-Tuner

Drei Brüder wollten eigentlich nur das Elektroauto ihres Vaters aufpeppen. Heute zeigen sie der Autoindustrie, wie man die leistungsfähigsten Akkus baut.

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Von
  • Ben Schwan
Inhaltsverzeichnis

Freistadt ist ein kleines Städtchen, das nicht im Silicon Valley liegt, sondern im österreichischen Hinterland. Vor sieben Jahren begannen hier die drei Brüder Johann, Markus und Philipp Kreisel, in der Garage ihres Vaters nach Feierabend an seinem Auto herumzuschrauben. Was wie ein Männer-Hobby begann und in einer normalen Tunerei hätte enden können, sollte innerhalb weniger Jahre eine Sensation hervorbringen. Den drei Brüdern gelang das, was die großen Automobilhersteller wie Volkswagen, BMW oder Daimler jahrelang vergeblich versucht hatten: die Reichweite von Elektroautos maßgeblich zu erhöhen. Die Kreisel-Brüder verdoppelten sie, mal eben so. Ohne Hightech, nur mit Neugier, Basteltrieb, Mut und Ingenieurskunst.

240 Jahre lang war die größte Attraktion des 8000-Einwohner-Städtchens die alte Brauerei, die allen Bewohnern der Innenstadt gemeinsam gehört und den Gewinn in Freibier an sie ausschüttet. Heute ist die Region um eine Attraktion reicher: das nagelneue Firmengelände der Gebrüder Kreisel im wenige Kilometer entfernten Örtchen Rainbach. Erst im September letzten Jahres ist Kreisel Electric hier eingezogen, die schnell wachsende Firma platzte förmlich aus allen Nähten. Die Brüder hatten ihren Betrieb jahrelang in einer 700-Quadratmeter-Werkhalle in Freistadt eingepfercht, Konferenzen wurden in einem Wohnwagen abgehalten. Mit dem neuen 7000-Quadratmeter-Gebäude gönnt man sich "einen Hauch von Silicon Valley in Rainbach im Mühlkreis", wie Markus Kreisel sagt, der mittlere der Brüder. Dort residieren nun die mittlerweile international bekannten Brüder und empfangen permanent Besuch von Firmenvertretern, Journalisten und Branchenexperten.

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Überall springt einem das sechszackige Firmenlogo entgegen: drei stilisierte Ks, die für die drei Kreisel-Brüder stehen. Auch das Gebäude selbst hat die Form des Logos. Die Fassade ist in dunklem Stein gehalten, sie glänzt und spiegelt wie eine gigantische Autokarosserie. Hinter dem futuristischen Bau grasen Kühe und beobachten die Mitarbeiter beim Schwimmen im firmeneigenen Swimmingpool. Dessen warmes Wasser kommt aus Sonnenkollektoren, der Strom aus Solarzellen. Gespeichert wird er – natürlich – in Kreisel-Akkus.