"Social Scoring": Ab 2020 Punktesystem für vorbildliches Verhalten in Peking

Mit einem Punktesystem soll in China bald das Verhalten der Bevölkerung bewertet werden, damit es honoriert oder bestraft werden kann. Den Anfang macht Peking.

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Peking: Ab 2020 Punktesystem für vorbildliches Verhalten

(Bild: edwardpye)

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Die chinesische Hauptstadt Peking will 2020 ein Punktesystem einführen, um die "persönliche Vertrauenswürdigkeit" der 22 Millionen Einwohner bewerten zu können. Das hat die lokale Verwaltung angekündigt und zumindest einige Details dieser lokalen Ausprägung des "Social Scorings" erläutert, berichtet Reuters. Die Punkte können demnach beeinflussen, wo Bürger einkaufen, mit welchen Verkehrsmitteln sie reisen und ob sie Unternehmen gründen können. Auch bei Bewerbungen auf einen Arbeitsplatz sollen sie demnach eine Rolle spielen.

Chinas Pläne für umfangreiche persönliche Bewertungssysteme sind seit Jahren öffentlich, erste Umsetzungen gibt es auch schon – mit den obligatorischen Kinderkrankheiten. Nun will die Hauptstadt der Volksrepublik aber gleich ein paar Schritte weiter gehen und das bislang umfassendste Bewertungssystem einführen. Dabei solle beispielhaft für das ganze Land ermittelt werden, ob derartige Punkte tatsächlich dazu führen, das Verhalten von Unternehmen und Bürgern zu verbessern.

Wer in dem Punktesystem negativ abschneidet, dem sollen in verschiedener Art Hindernisse in den Weg geräumt werden. Schon jetzt wird demnach etwa die Nichtbezahlung von Geldbußen derart bestraft, dass Luxuseinkäufe oder Reisen per Flugzeug beziehungsweise in Hochgeschwindigkeitszügen für bis zu ein Jahr untersagt werden.

Zusätzlich zu dem System soll demnach auch ein Punktesystem für Staatsdiener eingeführt werden, mit denen deren Arbeit bewertet wird. Hier gehe es vor allem darum, ob Versprechen eingehalten und Verpflichtungen erfüllt werden. Die Punkte sollen denn etwa in Bewertungen der Arbeit einfließen.

Mit den immer konkreter gewordenen Plänen, war in den vergangenen Jahren auch die internationale Kritik lauter geworden. Verglichen wird das System vor allem mit der Beschreibung des allumfassenden Überwachungsstaats in George Orwells "1984". Andere sehen dagegen die Möglichkeit, dass damit die Unterdrückung durch die Kommunistische Partei präziser und weniger wahllos werden könnte – was eine Verbesserung sein könne. (mho)