SpaceX bringt Urnen, Satelliten und Kunst ins All

Mehr als 60 Satelliten transportierte die Falcon 9 der Weltraumfirma ins All. Auch Künstler durften zur Nutzlast beitragen.

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Nächster SpaceX-Start: Urnen, Satelliten und Kunst

(Bild: SpaceX)

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Nach zwei abgebrochenen Versuchen hat SpaceX am 3. Dezember die wohl größte Ride-Sharing-Mission aller Zeiten abheben lassen. Mehr als 60 Satelliten wurden in den Weltraum befördert. Den Massenstart hat Spaceflight Industries organisiert. Die Falcon 9 von SpaceX startete von der Vandenberg Air Force Base in Kalifornien. 35 verschiedene Gruppierungen und Firmen haben zum Material an Bord beigetragen.

Eine weitere Besonderheit des Starts: Die wiederverwendbare Rakete wurde bereits zwei Mal zuvor eingesetzt. Sie ist also zum dritten Mal gestartet und gelandet – so oft wie noch nie bei SpaceX.

Dieser Meilenstein litt zuletzt unter mehreren Verzögerungen: Einmal früher im November wegen notwendiger Preflight-Checks und dann gegen Ende des Monats wegen ungewöhnlich hohen Windstärken in großer Höhe.

Missionen wie die nun durchgeführte machen den Weltraum auch für kleinere Anbieter leichter erreichbar, denn der Preis, mit seinem Produkt die Erde zu verlassen, wird signifikant günstiger. Zwar werden kleine Satelliten häufig an Bord größerer Missionen befördert, doch bei diesem Start ging es nur um die ganz Kleinen. Die Nachfrage ist bereits so groß, dass die kleineren Projekte nicht mehr auf größere warten müssen, da sich mittlerweile genügend Kunden bereitfinden, eine Mission zu teilen.

Natürlich kann noch immer nicht jeder alles ins Weltall schießen – es kostet auch jetzt noch Hunderttausende bis mehrere Millionen Dollar, je nach Größe und Gewicht des Satelliten. Dennoch können mittlerweile Organisationen ins All gelangen, die es früher nie konnten – vom Kunstmuseum bis hin zu Verstorbenen – beziehungsweise deren Asche.

Die Liste der Künstler, Firmen und Weltraumunternehmer, die ihr "Produkt" in den Orbit schießen ließen, ist lang. Eine Auswahl:

Das Miniraumschiff Enoch, das dem Los Angeles County Museum of Art gehört, enthält einige erstaunliche Lasten. Dazu gehört ein 24-Karat-Goldbottich, auf dem die Büste des ersten afroamerikanischen Raumfahrers dargestellt ist. Damit ist nicht Guion Bluford Jr. gemeint, der als erster den Weltraum erreichte, sondern Robert Henry Lawrence Jr., der 1967 als erster Afroamerikaner für das NASA-Training ausgewählt wurde. Tragischerweise starb er nur Monate später beim Crash eines Kampfjets. Der Künstler Tavares Strachan hofft, dass sein Kunstwerk der Seele von Lawrence hilft, in den Weltraum zu gelangen – auch wenn es der lebenden Lawrence nie schaffte.

Der Bottich erinnert an ähnliche Behältnisse, in denen die Organe alter Ägypter gelagert wurden. Er wurde an einem japanischen Schrein gesegnet.

Vielleicht das auffälligste Stück Fracht ist ein Kunstwerk von Trevor Paglen – und es sollte von der Erde aus zu sehen sein. Die selbstaufblasende, schwertartige Skulptur wird das Sonnenlicht reflektieren und damit Menschen erlauben, sie mit bloßem Auge zu sehen. Ziel des Projekts ist es, "das All zu einem Ort zu machen" und die Aufmerksamkeit der Menschen auf die Aktivitäten zu ziehen, die im Orbit um den Planeten passieren. Das einzige Problem: Die Kunst wird nur einige wenige Wochen sichtbar bleiben, bevor sie in die Atmosphäre zurücksinkt und verbrennt.

Die indische Regierung hat bereits Satelliten gestartet, doch das wird der erste einer privaten Gruppe sein. Der ExseedSAT 1, entwickelt von ExseedSpace. soll Funkamateuren helfen und zudem Indien im Fall von Naturkatastrophen beistehen. Die Firma arbeitet an weiteren Satelliten und will sie auch in Indien bauen.

Drei der Satelliten an Bord kommen vom Start-up HawkEye 360. Sie sollen die ersten einer Konstellation sein, die Funksignale der Erde überwachen soll. Durch das Sammeln und die Identifizierung der Position von Funkfrequenzsignalen – etwa von Walkie-Talkies, Radarsystemen und Satellitentelefonen – soll ein detailliertes Tracking möglich sein. Dies hat natürlich militärische Anwendungen, doch die ersten Versuche sollen sich darum drehen, illegale Fischerei auszudecken.

Die Firma sagte gegenüber TR, man habe eine Pipeline an Kunden aus den USA – Militärs, Geheimdienste und Zivilbehörden. Interessiert gaben sich außerdem internationale Regierungsorganisationen, einige NGOs und Telekommunikationskonzerne. Drei weitere Satelliten sollen 2019 ins All geschossen werden, eine komplette Konstellation mit 18 Satelliten ist für Mitte der 2020er geplant. Jeder Punkt der Erde soll so alle 30 bis 45 Minuten überwachbar sein.

Das Miniraumschiff Elysium Star 2 von Elysium Space enthält die Asche von Menschen, die Sternschnuppen sein wollen. Das war nicht ganz billig: Jede der Person (oder einer der Angehörigen) zahlte 2500 US-Dollar. Die Asche soll für zwei Jahre im Orbit bleiben, bevor sie in der Atmosphäre verglüht. Das erste Elysium-Miniraumschiff, Star 1, war leider kein Erfolg: Beim Start 2015 erreichte es nicht den Orbit, entsprechend wäre dies die erste erfolgreiche Mission. Doch die Firma ist optimistisch: Als nächstes will sie menschliche Überreste wortwörtlich auf den Mond schießen.

Korrektur 06.12. 09:15 Uhr: In einer früheren Version dieses Artikels stand fälschlicherweise, dass der Start erst kommenden Sonntag stattfinde.

(bsc)