Das Klimalabel kommt

In Dänemark soll ein neuer Aufkleber Auskunft über den CO2-Fußabdruck von Lebensmitteln geben.

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Das Klimalabel kommt
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Von
  • Daniel Hautmann

Hierzulande klebt auf jedem Kühlschrank, jedem Staubsauger, jeder Mikrowelle das Energielabel – eine Annäherung an die Klimabilanz des Produkts. In Dänemark soll derartiges in Zukunft auch auf Milch, Schnitzel oder Gummibärchen zu finden sein – nur umfassender: als komplette CO2-Bilanz. "Wir wollen Verbrauchern ein Werkzeug an die Hand geben, das ihnen hilft, genau zu beurteilen, welchen Klimaeinfluss das jeweilige Produkt hat", sagt Lars Christian Lilleholt, der zuständige Minister für Energie, Forschung und Klima.

Vor wenigen Wochen, just zu dem Zeitpunkt, als der Weltklimarat IPCC seine neuen Zahlen präsentierte, hat Dänemarks Regierung das Thema in ihren "38-Punkte-Plan" für eine grünere Zukunft aufgenommen. Vorangegangen ist offenbar eine rund zehnjährige Zusammenarbeit mit der EU.

"20 bis 30 Prozent unserer Gesamtemissionen gehen auf die Ernährung zurück", sagt Tobias Viere, Nachhaltigkeitswissenschaftler an der Hochschule Pforzheim. "Neben den offensichtlichen Faktoren wie Dünger oder Bewässerung steckt in fast allen Produkten verstecktes CO2, das zum Beispiel bei der Herstellung, dem Transport und der Entsorgung entsteht." Da mache so ein Label durchaus Sinn.

Ob Dänemark allerdings wirklich wie geplant für jedes einzelne Lebensmittel einen seriösen Wert ermitteln wird, ist fraglich. Der Aufwand jedenfalls ist immens. Die Bilanzen können je nach Produkt, Anbaugebiet und Anbauart massiv voneinander abweichen. Auch der Transport, die Lagerung und nicht zuletzt die Art
der Verpackung haben Einfluss auf die Ökobilanz. Kritiker vermuten daher sogar, dass das Klimalabel nur eine fixe Idee ist, die kurz vor der Wahl in den Ring geschmissen wurde. Im dänischen Parlament jedenfalls wurde das Thema noch nicht besprochen, heißt es im Danish Agriculture and Food Council.

Sollte es aber tatsächlich kommen, dürfte seine Aussage den einen oder anderen ziemlich überraschen: Jeder Deutsche verursacht durch seine Ernährungsweise jährlich in etwa dieselbe Menge CO2 wie der Verkehrssektor: 2,1 Tonnen. Der typische Däne verursacht sogar noch etwas mehr. Doch ungeachtet der Nationalität kennen auch überzeugte Ökos oft nicht die exakten Klimabilanzen ihrer Nahrungsmittel.

So ist erst seit Kurzem bekannt, welch verheerende Klimabilanz zum Beispiel das vermeintliche Superfood Avocado haben kann: Allein der Wasserbedarf ist mit bis zu 1000 Litern je Kilogramm etwa fünfmal so hoch wie bei Tomaten.

(bsc)