Diesel-Nachrüstungen: VW grätscht dazwischen

Kaum legte der Verkehrsminister technische Vorschriften für Diesel-Hardware-Nachrüstungen vor, meldet sich VW zu Wort.

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Auspuff, VW, Volkswagen, Abgas-Skandal
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Von
  • dpa

Dieselbesitzer haben auch kurz vor dem Start ins neue Jahr keine Gewissheit über Hardware-Nachrüstungen bei älteren Dieselautos. Zwar legte Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) am Freitag technische Vorschriften für die Umbauten vor. Volkswagen aber reagierte umgehend: Der Branchenführer warnte vor einem höheren Verbrauch nach einer Umrüstung und vor negativen Folgen bei der Zuverlässigkeit der Autos: "Dies können wir als Automobilhersteller im Sinne unsere Kunden weder befürworten noch dafür haften. Deshalb raten wir von Hardware-Nachrüstungen ab."

VW-Entwicklungsvorstand Frank Welsch erklärte, es gebe bis jetzt keine gesicherten Erkenntnisse, wie sich nachträgliche Eingriffe in das Steuerungssystem, die Komponenten und die Fahrzeugarchitektur im Dauerbetrieb langfristig auswirkten: "Eine technisch nicht ausgereifte Nachrüstlösung kann wichtige Fahrzeugeigenschaften zum Nachteil unserer Kunden verändern", so Welsch. "Das Fahrzeug wird sehr wahrscheinlich mehr verbrauchen, an Leistung verlieren und auch lauter werden. Eine Umrüstung, die einen enormen technischen und zeitlichen Aufwand bedeutet, kann zu massiven Problemen bei der Zuverlässigkeit und damit bei der Kundenzufriedenheit sorgen."

Die Hersteller haben sich zu Hardware-Nachrüstungen von Anfang an sehr skeptisch geäußert. VW und Daimler hatten aber zunächst zugesagt, Dieselautos in 15 "Intensivstädten" mit einer besonders hohen Schadstoff-Belastung für bis zu 3000 Euro pro Wagen mit einer Hardware nachrüsten zu lassen. Experten schätzen die Kosten inklusive Einbau auf etwa 3000 Euro.

ADAC-Vize-Präsident Ulrich Klaus Becker kritisierte mit Blick auf VW, dass erneut "heftige Grundsatzdebatten" aufflammten. "Wer von Drittanbietern abrät, muss selber liefern", sagte Becker. Hardware-Nachrüstungen seien eine sinnvolle Möglichkeit, den Stickoxid-Ausstoß von älteren Fahrzeugen signifikant zu senken. Mit den nun vorgelegten Eckpunkten würden allerdings hohe Anforderungen
an die Nachrüstung gestellt.

Das Bundesumweltministerium hat die massive Kritik von VW an Hardware-Nachrüstungen am heutigen Freitag Nachmittag deutlich zurückgewiesen: "Die Reaktion von VW wundert uns", sagte ein Ministeriumssprecher auf Anfrage von dpa.

VW habe sich bei Verhandlungen mit dem Verkehrsministerium im November bereiterklärt, Diesel-Fahrzeuge für bis zu 3000 Euro mit Katalysatoren nachrüsten zu lassen. "Dass VW nun eine Rolle rückwärts macht und wieder ausschließlich auf die Erneuerung der Fahrzeugflotte setzt, ist ärgerlich und wird kaum das verlorene Vertrauen in den Autokonzern wiederherstellen. Denn ein wenige Jahre altes Fahrzeug gegen ein neues einzutauschen, können sich nur die Wenigsten leisten und ist ökologischer Irrsinn." (hob)