Netflix auf Apple-Geräten ohne Direktkauf – und dadurch teurer

Der Videodienst will Apples Provision einsparen und erlaubt Neuverträge nur noch über seine eigene Website. Das unterbindet auch beliebte Spartricks.

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Netflix

Ein Netflix-Abo ließ sich über Jahre direkt unter iOS abschließen.

(Bild: dpa, Nicolas Armer)

Lesezeit: 3 Min.

Nach Tests in einigen Märkten hat Netflix nach Weihnachten damit begonnen, die Abomöglichkeiten auf Apple-Geräten einzuschränken. War es bislang zulässig, die Kosten für den Streamingdienst direkt per In-App-Einkauf zu begleichen und diese dann regelmäßig über den Apple-ID-Account einziehen zu lassen, müssen sich Nutzer künftig direkt auf die Netflix-Website begeben, um den Dienst erstmals zu abonnieren oder ihr Abo zu reaktivieren.

Bestehende Verträge sind offenbar nicht betroffen, solange sie nicht über die iOS-Einstellungen deaktiviert werden. "Die iTunes-Rechnungsstellung für Netflix steht neuen und zurückkehrenden Netflix-Kunden nicht mehr zur Verfügung", heißt es ansonsten lapidar von dem Diensteanbieter.

Grund für die Änderung ist offenbar die Tatsache, dass Netflix die von Apple bei In-App-Verkäufen verlangte Provision einsparen möchte. Diese liegt standardmäßig bei 30 Prozent, reduziert sich dann aber im zweiten Abojahr auf 15 Prozent. Dass Netflix keine Lust mehr hat, die Abgabe zu entrichten, ist bereits seit vergangenem Herbst bekannt. Theoretisch hätte der Streaming-Dienst auch die Abgabe für Apple-Nutzer um 30 Prozent erhöhen können – diesen Ansatz verfolgte etwa Spotify.

Für Nutzer ist die Netflix-Entscheidung unter Umständen auch teuer. Wer Netflix per In-App-Einkauf bezahlte, konnte seit Jahren auf Apples iTunes-Guthaben setzen. Dieses wird regelmäßig mit Rabatten in Höhe von 10 bis 30 Prozent offeriert, etwa von Supermarktketten, PayPal oder Elektronikhändlern. So konnte man Netflix via Apple deutlich günstiger erwerben als von Netflix selbst.

Apple erlaubt Inhalteanbietern in ihren Apps nur die Verwendung der eigenen Verkaufsschnittstelle – der Konzern untersagt sogar direkte Links ins Web, um dort eine Content- oder Abo-Bestellung vorzunehmen. Daher müssen User, die Netflix künftig abonnieren wollen, mit Safari oder einem anderen Browser ins Web ziehen, um dort dann ihren Account anlegen und die Kreditkartendaten eingeben zu können. Anschließend geht es mit den bestätigten Anmeldedaten zurück in die App, die weiterhin so funktioniert wir gewöhnt.

Netflix lässt sich neben Kredit- und Debitkarte in Deutschland auch per Kontolastschrift begleichen; zudem offerieren viele Ladengeschäfte auch Gutscheincodes für den Dienst; außerdem können User PayPal verwenden. Apple dürfte die Entscheidung des Streaming-Dienstes nicht gefallen, gehört er doch zu den Topanbietern von In-App-Verkäufen auf der Plattform. Der Konzern versucht seit mehreren Jahren, sein Service-Geschäft anzukurbeln, wozu neben iCloud und Apple Music auch der Verkauf von Apps und In-App-Einkäufen gehört.

[Update 04.01.19 9:49 Uhr:] Netflix hatte Medienberichten zufolge mit Apple bislang einen "Spezialdeal", der dem Unternehmen erlaubte, gleich zum Start nur 15 Prozent Provision zu bezahlen. (bsc)