Post aus Japan: Autobauer profitiert vom Ridesharing

Toyota verkauft nicht nur seine Autos an die Fahrer von Mitfahrdiensten. Strategisch wichtiger ist die interaktive Mobilitätsplattform der Japaner.

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Post aus Japan: Autobauer profitiert vom Ridesharing

(Bild: Toyota / Softbank)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Martin Kölling
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Die japanischen Hersteller haben natürlich genauso wie ihre deutschen Rivalen das Thema Mobilitätsdienste entdeckt. Nur gehen sie andere Wege als Mercedes oder BMW mit ihren deutschen Car-Sharing-Diensten. Nissan investiert mit dem Online-Game-Anbieter DeNA in die Idee eines Robotertaxidienstes. Doch Toyota arbeitet vielleicht am ambitioniertesten Plan.

Post aus Japan

Japan probiert mit Elektronik seit jeher alles Mögliche aus - und oft auch das Unmögliche. Jeden Donnerstag berichtet unser Autor Martin Kölling an dieser Stelle über die neuesten Trends aus Japan und den Nachbarstaaten.

Die Japaner haben sich an Ride-Sharing-Anbietern wie Uber in den USA und Grab in Indonesien beteiligt und versuchen nun, eine Mobilitätsplattform zum Rückgrat von deren Geschäften zu machen. Den neuesten Meilenstein seiner Strategie stellte der Autobauer im Dezember 2018 in Singapur mit seinem Partner Grab vor: seinen ersten "Total-Care-Service" für Ride-Sharing-Firmen.

Toyota-Autos von Grab-Fahrern werden dabei mit einem speziellen Kommunikationsmodul ausgestattet, das die Fahr- und Autodaten an Toyotas "Mobility Service Platform" (MSPF) sendet. Grab kann den Fahrern dann neben Hilfe und Sicherheitshinweisen gezielt bei der Autowartung helfen. Aber das ist nur ein Teil eines digitalen Mobilitätsnetzes, das Toyota spannt. Gleichzeitig versucht der Konzern, Finanzdienstleistungen für Autos zu verkaufen und neue Technologien weiterzuentwickeln.

So wird im singapurischen Projekt beispielsweise das Fahrverhalten der Fahrer ausgewertet. Sie können damit abhängig von ihrem Fahrstil preiswertere Tarife des japanischen Versicherers Aioi Nissay Dowa erhalten, der übrigens auch zur Toyota-Gruppe gehört. Überdies haben die beiden Partner vereinbart, den Anteil von Toyota-Autos in Grabs Fuhrpark auf ein Viertel zu erhöhen.

In den USA gehen die Japaner dabei noch andere Wege. Im August hat Toyota bekanntgegeben, weitere 500 Millionen US-Dollar in Uber zu investieren. Teil des Deals ist eine Vereinbarung, gemeinsam die Technik für autonome Fahrdienste weiterzuentwickeln. Und wieder will Toyota seine Mobilitätsplattform für das Sammeln von Daten zum Einsatz bringen.

Für den Gründer des Technikinvestors Softbank Masayoshi Son ist dies eine naheliegende Strategie: Das wichtigste Einsatzgebiet vollautonomer Autos sei wegen der Anfangs hohen Kosten für die Technik im Bereich von Taxis und anderen Mobilitätsdiensten, sagte er im Oktober, als er gemeinsam mit Toyota-Chef Akio Toyoda gemeinsames japanisches Joint-Venture vorstellte.

Monet (kurz für Mobility Network) heißt das Gemeinschaftsprojekt zwischen Toyota und Softbanks japanischer Mobilfunkgesellschaft. Es soll in Japan eine Plattform für Rufdienste entwickeln, die dann in der zweiten Hälfte des kommenden Jahrzehnts zur technischen Basis für Toyotas modulare Roboternutzfahrzeuge werden soll.

Toyota ist damit wohl der Autohersteller, der am stärksten die Ride-Sharer zu umarmen versucht. Ob das reichen wird, um in der automobilen Zukunft weiter vorne mitzufahren, muss sich zeigen. Aber die Japaner gewinnen über ihre Partnerschaften nicht nur früh Kontakte zum wohl größten Wachstumssegment der Autoindustrie, sondern auch Einblick in die Bedürfnisse und Zugriff auf die Fahrdaten der neuen Kundschaft. Dies könnte sich als Wettbewerbsvorteil herausstellen, wenn die neuen Car-Sharing-Dienste wirklich den Massendurchbruch schaffen.

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