Politiker- und Promi-Hack: Verdächtiger nennt Ärger als Motiv für Datenklau

Der Verdächtige soll gezielt Personen angegriffen haben, deren Äußerungen ihm missfallen haben. Die Polizei prüft noch, ob er wirklich allein gehandelt hat.

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Politiker- und Promi-Hack: Verdächtiger nennt Ärger als Motiv für Datenklau
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Von
  • dpa

Der 20-jährige Datendieb aus Hessen hat sich für seine massive Online-Attacke gezielt Politiker und Prominente ausgesucht, deren Äußerungen ihm missfallen haben. Das teilte Oberstaatsanwalt Georg Ungefuk, der Sprecher der Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität (ZIT) der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main, am Dienstag in Wiesbaden mit. Zudem habe der Beschuldigte erklärt, er habe alleine gehandelt. Die bisherigen Ermittlungen hätten auch noch keine Hinweise auf eine Beteiligung weiterer mutmaßlicher Täter gegeben, ergänzte Ungefuk.

Der 20-Jährige war nach der Durchsuchung seiner Wohnung am Sonntag festgenommen worden. Nach einem umfassenden Geständnis wurde er wegen fehlender Haftgründe am Montagabend wieder auf freien Fuß gesetzt. Er ist nach Angaben der Sicherheitsbehörden Schüler und wohnt bei seinen Eltern. Ermittelt wird nun wegen des Verdachts der Ausspähung von Daten und der unberechtigten Veröffentlichung dieser Daten.

Nach Erkenntnis der Ermittler hat der Beschuldigte mehrere Sicherheitslücken ausgenutzt. Für die Tat sei ein "gewisser technischer Sachverstand" nötig gewesen, sagte Ungefuk. Dem jungen Mann sei es durch "ausgeklügelte Vorgehensweise" gelungen, die Daten auszuspähen. Es habe nicht nur eine, sondern mehrere Ausspähaktionen gegeben, vor allem im Jahr 2018. Zudem habe er Daten aus öffentlich zugänglichen Quellen zusammengetragen. Bei den Durchsuchungen habe es keine Hinweise auf eine politische Motivation für die Taten gegeben, diese Frage sei aber noch nicht abschließend geklärt.

Er soll über das inzwischen gesperrte Twitter-Konto @_0rbit im Dezember persönliche Daten von Politikern und Prominenten veröffentlicht haben. Rund 1000 Politiker, Prominente und Journalisten sind betroffen, darunter Vertreter aller Bundestagsparteien mit Ausnahme der AfD.

Der Leiter der Abteilung Cybersecurity beim Bundeskriminalamt, Heiko Löhr, sagte, es werde nach wie vor geprüft, ob der Beschuldigte wirklich ganz allein gehandelt habe. Auch das Motiv sei noch nicht abschließend geklärt. Die Polizei beziehe in ihre Überlegungen "sowohl allgemein kriminelle sowie auch politische Motivationslagen" in ihre Überlegungen mit ein. Einige Bundestagsabgeordnete, die ausgespäht worden waren, hatten sich am Dienstag schon neue Handynummern zugelegt.

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(anw)