Freiformtank lässt sich leicher und flexibler in das Fahrzeug integrieren

Wasserstofftechnik: BMW stellt neuen Flüssiggastank vor

Wasserstoff ist der Sprit der Zukunft, sagen uns die Ingenieure. Doch wie man ihn am besten speichern kann, blieb bisher unklar. Das Problem soll nun ein neuartiger Tank lösen, den BMW entwickelt hat

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  • sl

München, 4. Juni 2008 – Einen wichtigen Fortschritt in der kryogenen Wasserstoffspeicherung meldet BMW. Zusammen mit weiteren Unternehmen, darunter die Autohersteller Daimler, Ford, PSA Peugeot Citroën und Volvo sowie der Wasserstoffspezialist Linde, haben die Ingenieure einen neuartigen „Freiformtank“ aus Verbundwerkstoff entwickelt.

Leichter, kleiner, flexibler

Durch die neuartige Bauweise aus Karbonfasern kann das Gewicht des gesamten Tanksystems auf ein Drittel gegenüber gewöhnlichen, zylinderförmigen Stahltanks reduziert werden, da der Tank flexibel den Bauraumverhältnissen angepasst werden kann. Zwar hat man dabei nicht ganz die Freiheitsgrade wie bei aus Kunststoff geblasenen Benzintanks, denn Kriterien wie der Wärmeeintrag setzen der Formgebung von Waserstofftanks Grenzen. Dies ist bei der tiefkalten Speicherung ein wichtiger Faktor, um ein Verflüchtigen des Wasserstoffs zu verhindern. Allerdings bietet die neue Technik in dieser Hinsicht ohnehin Vorteile im Vergleich zu einer Stahlkonstruktion. Sowohl die innere Schicht als auch die äußere Schicht sind nun aus Karbonfasern gefertigt, die Wärme schlechter übertragen als Metall.

Ein weiterer Vorteil: Die Nebensysteme sind in der Tankschale integriert, wodurch weniger Platz im Fahrzeug benötigt und die Wartung erleichtert wird. Der eigentliche Gasbehälter ist modular aufgebaut und somit leichter zu fertigen als bisherige Wasserstofftanks. Befüllt mit zehn Kilogramm Wasserstoff, könnte der neue Freiformtank eine Reichweite von über 500 Kilometer ermöglichen, so BMW. Auf Nachfrage nannte ein Sprecher einen weiteren Vorteil: Als Fernziel sei durch die freie Formbarkeit des Tanks sogar denkbar, ihn als tragendes Element der Fahrzeugstruktur mitzunutzen. Das ist zwar bisher nur eine Idee, aber so abwegig nicht, wenn man den Tank möglichst platzsparend unterbringen will.

Geringere Abdampfverluste

Ein prinzipieller Nachteil der tiefkalten Speicherung flüssigen Wasserstoffs besteht in seiner Neigung, sich bei Aufwärmung zu verflüchtigen. Die Frage, inwieweit BMW hierbei Fortschritte gemacht hat, kann man dort beim derzeitigen Stand der Forschung noch nicht abschließend beantworten. Nur so viel: Mit dem neuen Verfahren möchte man die Abdampfverluste (Boil-off-Verluste) mittelfristig um den Faktor 3 verringern. Mit anderen Worten: In Standphasen würde weniger Wasserstoff nutzlos entweichen – ein entscheidender Aspekt, um kryogene Speicherung von Wasserstoff attraktiver zu machen. (imp)