MTV und VH1 mit kostenpflichtigem Download-Angebot
Die Musikportale der Sender wollen den Bedarf an Online-Musik auf ihre Art decken: 10.000 Songs sollen zum kostenpflichtigen Download bereitstehen.
Viacoms MTVi-Gruppe , Betreiber der Musik-Websites MTV.com und VH1.com, kündigte heute eine drastische Ausweitung des bestehenden Download-Angebotes an. Mit diesem Schritt will man versuchen, in die – vielleicht auftretende – Napster-Lücke zu stoßen. Man habe bereits damit begonnen, Musikdateien der fünf weltgrößten Plattenlabels zum Download bereitzustellen, betonte Nicholas Butterworth, CEO der MTVi gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters.
Einzelne Musikstücke werden zum Preis von 99 US-Cent bis 1,99 US-Dollar angeboten, ganze Alben kosten zwischen 10,98 und 18,98 US-Dollar. Ein Großteil der Files liegt im WMA-Format vor, das den Plattenlabels über Digital Rights Management (DRS) eine stärkere Kontrolle der Weiterverbreitung digitalisierter Musik ermöglicht. MTVi bedient sich beim Internetvertrieb einer Technik, die von der kalifornischen RioPort.com entwickelt wurde. RioPort.com hat in Verhandlungen mit Universal, Sony, Warner, BMG und EMI die entsprechenden Lizenzen für den Vertrieb der ersten 10.000 Stücke über das Internet erworben.
Kritikern, die einem Pay-per-Filesystem wenig Erfolgschancen einräumen, hält Butterworth entgegen, dass es bisher noch kein derart umfangreiches Angebot im Internet gegeben hat: "Vor einem Jahr konnte man vielleicht 100 Musikstücke namhafter Plattenlabels herunterladen, wir bieten 10.000 Stücke." Auch das Modell eines "Bezahl-Napsters" mit monatlicher Grundgebühr scheint Butterworth nicht geeignet, um eine gerechte Entlohnung der Plattenlabels zu gewährleisten: "Momentan ist ein Pay-per-Filesystem der einzige Weg, eine gerechte Bezahlung einzelner Künstler zu sichern."
Die Plattenindustrie scheint aus ihrem digitalen Dornröschenschlaf erwacht zu sein – was sich auch an anderen Projekten wie "Duet" (Universal, Sony) oder MusicNet (EMI, Warner, BMG) ablesen lässt. Der gar nicht so zarte Kuss des "Napster-Prinzen" hat die Branche in Bewegung gebracht. (sha)