"Digitalpakt" für Schulen: Mehrheit gegen Länder-Zuständigkeit für Bildung

Beim Geld für WLAN und Tablets in den Schulen haben die Länder den Bund ausgebremst. Dabei befürwortet eine Mehrheit der Bürger mehr Mitsprache des Bundes.

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Computer-Arbeitsplatz in Schule

(Bild: dpa, Friso Gentsch/Symbol)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Theresa Münch
  • dpa

Unterschiedliche Schulen, unterschiedliche Lehrpläne, unterschiedliche Abituraufgaben – Bildung ist in Deutschland Ländersache. Die Mehrheit der Bundesbürger sieht das einer aktuellen Umfrage zufolge allerdings kritisch. Fast 70 Prozent wünschen sich, dass der Bund stärker mitbestimmt. Mehr als die Hälfte (57 Prozent) lehnt die Zuständigkeit der Länder ganz ab, wie die Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov ergab. Nur knapp jeder Dritte findet es demnach gut, dass die Länder bei der Bildung den Hut auf haben.

Die meisten Gegner der Länder-Zuständigkeit gibt es in Brandenburg (78 Prozent), Thüringen (72 Prozent) und Schleswig-Holstein (71 Prozent). Die meisten Fans hat der Bildungsföderalismus dagegen im Saarland, wo fast jeder Zweite ihn eher gut oder sehr gut findet.

Aktuell ist diese Debatte wegen des sogenannten Digitalpakts Schule. Der Bund will den Ländern fünf Milliarden Euro für die Ausstattung der Schulen mit WLAN, teilweise auch Laptops und Tablets sowie digitalen Lerninhalten geben. Doch die Länder bremsten ihn aus, denn sie sehen ihre Hoheit über Bildungsthemen in Gefahr – vor allem, weil für die Finanzspritze das Grundgesetz geändert werden soll und der Bund damit dauerhaft mehr Einflussmöglichkeiten bekäme. Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) wetterte über einen "grundständigen Angriff" des Bundes auf die Länderkompetenzen.

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Der IT-Branchenverband Bitkom wirbt nicht nur dafür, dass der milliardenschwere Digitalpakt zur Infrastrukturaufrüstung von Schulen endlich greift. Er will auch viel mehr Lehrer eingesetzt wissen.

Derzeit verhandelt deswegen der Vermittlungsausschuss von Bundestag und Bundesrat. Am Montag trifft sich eine Arbeitsgruppe, die einen Kompromiss aushandeln soll. Die Verhandlungsführerin der Länder, Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig, hofft auf eine Einigung bis zu den Sitzungen von Bundestag und Bundesrat am kommenden Freitag.

"Die festgefahrene Debatte um den Digitalpakt Schule zeigt, wie der Bildungsföderalismus wichtige Weichenstellungen für das digitale Zeitalter verhindert", erklärte der Präsident des Digitalverbands Bitkom, Achim Berg. Während Bund und Länder über Finanzierung und Zuständigkeit stritten, verlören die Schulen international den Anschluss.

Die Digitalisierung der Schulen ist auch für die Mehrheit der Bundesbürger ein großes Thema. 81 Prozent gaben in der YouGov-Umfrage an, es sei ihnen wichtig, dass die Schulen für digitales Lernen besser ausgestattet würden. Große Mehrheiten forderten auch einheitliche Lehrpläne und gleiche Abituraufgaben. Die Bundesländer müssten sich in allen Bildungsthemen besser abstimmen, verlangten sie.

Die verwendeten Daten beruhen auf einer Online-Umfrage der YouGov Deutschland GmbH, an der 2049 Personen zwischen dem 06. und 08.02.2019 teilnahmen. Die Ergebnisse wurden gewichtet und sind repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren. (tiw)