Aufrecht hinterher

Vorstellung: BMW X3 M und X4 M

BMW bietet erstmals X3 und X4 auch als M-Versionen mit bis zu 510 PS an. Einen komplett neues Segment begründen sie damit nicht. Für die Zielgruppe dürfte aber entscheidender sein, dass die im Standardsprint hinter der direkten Konkurrenz zurückbleiben

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BMW X3 M 25 Bilder

(Bild: BMW)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Martin Franz
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Fast hat es den Anschein, als wenn sich BMW aus dem Rennen um reine Motorleistung in der Spitzengruppe ein wenig zurückzieht. Nein, nein, die neuen Standard-M-Ausgaben von X3 und X4 sind mit 480 PS gewiss nicht schwächlich, doch wie schon in der Mittelklasse beim M3/M4 gibt es Anbieter, die noch mehr Leistung suggerieren. Zu ihnen schließen beide erst in der „Competition“-Version auf. Das „Mehr“ ist zwar maximal für den Stammtisch interessant, bemerkenswert ist es trotzdem, denn die M GmbH hätte mit Sicherheit die Konkurrenten von Alfa Romeo und Mercedes übertreffen können, wenn man es denn gewollt hätte.

Doch BMW wollte nicht. Der Dreiliter-Reihensechszylinder, aufgeladen von zwei Mono-Scroll-Turboladern, stellt 480 PS und 600 Nm zwischen 2600 und 5600/min bereit, als Competition sind es 510 PS. Alfa Romeo nennt für den Stelvio 2.9 V6 QV „Quadrifoglio“ ebenfalls 510 PS und 600 Nm. Mercedes bietet im GLC 63 S 4MATIC+ einen V8, der auch 510 PS leistet, mit 700 Nm aber mehr Drehmoment auflegt.

Hinterher

Nun sollte man erwarten, dass ähnliche Leistungswerte in ähnlich dimensionierten Fahrzeugen auch zu ähnlichen Fahrleistungen führen. BMW jedoch nennt mit 480 PS im Standardsprint 4,2 Sekunden, mit 510 PS sollen es 4,1 Sekunden sein. Das mit 3,8 Sekunden zu unterbieten versprechen sowohl der Alfa wie auch der Benz. Dem Stelvio dürfte sein Mindergewicht von rund 140 Kilogramm helfen, doch der Daimler ist mit 2,01 Tonnen kaum nennenswert leichter als der BMW X3 M. Da dürfte es den BMW-Fan am Stammtisch nur wenig trösten, dass sein Modell mit bis zu 285 km/h einen Hauch schneller ist – sofern er ins „M Driver’s Package“ investiert hat. Sonst ist wie beim Mercedes bei 250 km/h Schluss. Der Alfa rennt serienmäßig bis zu 283 km/h.

Abseits der starren Betrachtung von Werksangaben ist man wohl mit jedem dieser Modelle überreichlich motorisiert. Doch diese nüchterne Sicht auf die Dinge dürfte wohl kaum Grundlage für einen Kauf sein. Vielfach verlockend ist vermutlich die Kombination aus angedeuteter Tauglichkeit für Fahrten abseits von Asphalt und einem Beschleunigungsvermögen, das fast allen anderen Autos überlegen wäre, wenn es die Verkehrsverhältnisse denn zuließen. Dass aus den schweren Kisten mit hohem Schwerpunkt trotz rasanter Fahrleistungen keine Sportwagen im klassischen Sinn werden, stört die angepeilte Kundschaft kaum. Sie bevorzugt vermutlich den bulligen Auftritt, hier leicht nachgeschärft mit allerlei Spoiler-Behang.

Kostenintensiv

Zimperlich darf man auch bei den Folgekosten nicht sein. Schon das Kosten-Konglomerat aus Sprit, Versicherung sowie Verschleißteilen bewahrt Bezieher von Durchschnittseinkommen zuverlässig vor solchen Brocken. Davor liegen Kaufpreise bzw. Leasingraten, die kaum jemand am Familientisch durchgesetzt bekommen dürfte, wenn die monetären Verhältnisse nicht ohnehin über alle Maßen tiefenentspannt sind. Schon der Alfa Stelvio Quadrifoglio kostet knapp 90.000 Euro, der GLC mit 510 PS kommt auf über 92.000 Euro – jeweils ohne weitere Sonderwünsche, versteht sich.

BMW verriet die Preise in der jüngeren Vergangenheit am Tag der Premiere, nicht jedoch vorab. Was sich jetzt schon sagen lässt ist, dass X3 M und X4 M eine recht umfangreiche Ausstattung mit auf den Weg bekommen: HiFi-Lautsprecher, LED-Scheinwerfer, die große Ausbaustufe des Navigationssystems, Ledersitze und riesige Felgen gehören ohne Zuzahlung dazu. Weniger als 90.000 Euro Listenpreis für eines dieser Pakete wären eine Überraschung. (mfz)