YouTube sperrt Kommentar-Funktion bei Videos mit Minderjährigen

Google hat Maßnahmen gegen die Sexualisierung von Kindervideos angekündigt. Zur Sperre kommt ein neuer Algorithmus zur Analyse von Kommentaren hinzu.

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YouTube sperrt Kommentar-Funktion bei Videos mit Minderjährigen

(Bild: dpa, Monika Skolimowska)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Denise Bergert
  • Keywan Tonekaboni
Inhaltsverzeichnis

Im Kampf gegen sexualisierte Kindervideos auf der Videoplattform YouTube hat Google weitere Maßnahmen angekündigt. Der Konzern sperrt die Kommentarfunktion für Videos mit Minderjährigen und hat einen neuen Algorithmus zur Einstufung von anstößigen Kommentaren eingeführt.

Wie schon 2017 geriet die Videoplattform YouTube Anfang des Jahres erneut in die Kritik. Der Vorwurf: YouTube unternehme zu wenig gegen sexualisierte Videos von Kindern. Der YouTuber Matt Watson demonstrierte in einem Video, wie der YouTube-Algorithmus Pädophilen immer wieder neue Videos mit Minderjährigen in Badebekleidung empfahl und die Kommentarbereiche dieser Clips für den sexualisierten Austausch genutzt wurden. Daraufhin boykottierten mehrere Unternehmen die Videoplattform und verweigerten Werbeschaltungen bei derartigen Videos. Google reagierte am vergangenen Freitag mit einem Maßnahmenkatalog, der heute um weitere Punkten ergänzt wurde.

Google geht verstärkt gegen sexualisierte Kindervideos auf YouTube vor.

(Bild: YouTube)

Google erklärt in einem Blogbeitrag, dass der Konzern im Laufe der vergangenen Woche damit begonnen habe, die Kommentarfunktion für mehrere Millionen Videos zu sperren. Diese Videos mit Minderjährigen könnten Pädophile sexuell aufladen und die Kommentarfunktion zum Austausch nutzen. Aus diesem Grund hat Google die Funktion für diese Inhalte komplett abgeschaltet. In den nächsten Monaten wolle Google weitere sexualisierte Videos mit Kindern und Jugendlichen aufspüren und die Kommentarfunktion dort ebenfalls deaktivieren.

Bei einer kleinen Gruppe von Videoproduzenten könne die Kommentarfunktion auf Wunsch auch weiterhin erhalten bleiben. Von diesen Videoproduzenten verlangt Google jedoch eine aktive Moderation des Kommentarbereichs. Die Nutzung von YouTubes automatischen Moderationstools reiche da nicht aus. Die Videoproduzenten könnten damit unter Beweis stellen, dass von ihren Inhalten keine Gefahr ausgehe, dass Minderjährige in ihren Videos sexuell aufgeladen werden. Wenn diese Strategie aufgeht, will Google in Zukunft den Kommentarbereich für weitere Videoproduzenten nach und nach wieder freischalten.

Als weitere Maßnahme gegen sexualisierte Kindervideos hat Google einen neuen Algorithmus zur Einstufung von Kommentaren eingeführt. Das Tool soll anrüchige und sexuell aufgeladene Kommentare unter Videos von Minderjährigen automatisch erkennen und löschen. Google behauptet, der neue Algorithmus würde doppelt so viele fragwürdige Beiträge aufspüren wie die zuvor eingesetzte Software.

Google bestätigt in seinem Blogpost außerdem, dass das Videoportal zahlreiche Kanäle gelöscht habe, die Kinder und Jugendliche in irgendeiner Weise in Gefahr bringen oder zu gefährlichen Aktionen anstiften könnten. Dazu zählen laut dem Konzern Clips, die Zuschauer zur Selbstverletzung verleiten oder als gefährliche Mutproben, sogenannte Challenges. Bereits in der vergangenen Woche hatte Google bestätigt, dass wöchentlich Tausende Kanäle von Kindern unter 13 Jahren gelöscht würden. 13 Jahre ist das Mindestalter für ein Google-Konto und die Dienste des Konzerns, darunter auch für die Videoplattform YouTube. (ktn)