Luftmasche

Studie: VW ID. Buggy

VW macht Lust auf einen spartanischen Buggy mit E-Motor, doch in Serie geht er wohl nicht. Dabei wäre der ID.Buggy ziemlich exakt das, was dem Absatzkönig mit all seinen Pragmatikern ein wenig fehlt: ein herrlich unvernünftiger Bürgerschreck

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 126 Kommentare lesen
VW ID. Buggy 14 Bilder

(Bild: VW)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Martin Franz

Faszination ist bekanntermaßen vielfältig, gerade und insbesondere in Bezug auf Autos. Damit ist nicht nur die individuelle Vorliebe gemeint, sondern auch, wie exakt Autos auf ihr Zielpublikum zugeschnitten sind. Unter den Testwagen des vergangenen Jahres ragte der Suzuki Jimny (Test) ebenso weit heraus wie der Mazda MX-5 (Test). Beide verbindet, dass sie die hohe Kultur des Vorgängers weiter kultiviert haben, statt nach einer neuen Kundschaft mit höherer Zahlungsbereitschaft zu streben. Beide sind bewusst einfach gehalten, und genau das macht ihren Reiz aus.

Mut des Weglassens

Für ein solches Bekenntnis zum Verzicht braucht es den Mut des Weglassens, der selten geworden ist. Moderne Autos machen den Versuch, praktische Alleskönner zu sein – oftmals beeindruckend erfolgreich. Volkswagen hat mit diesen vernünftigen Pragmatikern fast sein gesamtes Portfolio ausgekleidet und eilt damit von einem Absatzrekord zum nächsten. Für Extremisten, so scheint es, ist da kein Platz. Und so darf man sich wohl auch keine übertrieben große Hoffnung machen, dass die Studie ID. Buggy in Serie geht. Sie wird ein Appetitanreger auf dem Genfer Autosalon (7. bis 17. März 2019) bleiben. Oder steckt mehr dahinter? Vor wenigen Wochen hatte Volkswagen erstmals angekündigt, den Modularen Elektronikbaukasten (MEB) auch Konkurrenten zugänglich machen zu wollen. Vielleicht bringt dort jemand den Mut auf.

Mit 4,06 Metern ist der VW ID. Buggy so lang wie ein aktueller VW Polo (Test). Er ist so offen wie kein anderer VW derzeit. Türen gibt es nicht, das Verdeck ist nur mit ein paar Schnallen festgemacht. Sollten wir uns irren und der Wagen geht doch in Serie, sollte sich VW die einfache Freigabe des Mazda Roadster bitte genau ansehen: Über die Öffnungsdauer eines elektrischen Verdecks können MX-5-Fahrer ohne E-Unterstützung nur schmunzeln, denn mit ein wenig Übung klappt das dort von Hand in etwa einem Drittel der Zeit.

E-Heckmotor

Beim Antrieb geht der ID. Buggy, der Name deutet es bereits an, andere Wege. Ein E-Motor mit 150 kW sitzt unter der offenen Ladefläche und dürfte allein schon durch die Platzierung für reichlich Unterhaltung gut sein. Die Entwickler können sich vorstellen, den ID. Buggy mit einem zweiten Motor an der Vorderachse zu einem offroadfähigen Allradler zu machen. Dank der 24 Zentimeter Bodenfreiheit stünde dem nur wenig entgegen. Vermutlich würde er abseits befestigter Straßen sehr viel weiter kommen als die meisten optischen Geländegänger, die derzeit so gefragt sind.

Die Batterie hat eine Kapazität von 62 kWh – mehr als genug für so ein Auto, was konzeptbedingt eher nicht auf Langstrecken eingesetzt werden würde. Für den individuellen Nahverkehr aber wäre ein ähnlich konzipiertes Auto – klein, leicht, einfach, alternativ angetrieben – eine Sensation.

(mfz)