Fünf verrückte Ideen, um die Welt zu retten

Unser Autor hat eine Handvoll Vorschläge erarbeitet, wie alles ganz schnell viel besser werden könnte. Wie umsetzbar die sind, soll der Leser entscheiden.

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Inhaltsverzeichnis

In einer Zeit, in der dank medizinischer Fortschritte die Geburt des ersten Nachwuchses immer weiter in die Ferne gerückt wird – Stichwort "Social Freezing" –, ist es geradezu mutig zu sagen, dass das eine völlig falsche Strategie ist, unsere Gesellschaft wieder zu mehr Kinderreichtum zu verhelfen. Frauen wie Männer ab 35 aufwärts sind von Natur aus ungeeigneter dafür, Nachwuchs stressfrei aufzuziehen als Personen mit 22 plus. Gleiches gilt auch schlicht für die Fruchtbarkeit des menschlichen Körpers.

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Im jüngerem Alter hat man noch Reserven, Nächte mit dem Baby durchzumachen, ist selbst kindisch genug, die Verrücktheiten der lieben Kleinen zu teilen. Außerdem: Wie fantastisch ist es denn bitte, wenn man mit 42 schon wieder "kinderfrei" ist, die Kids das Nest verlassen – und man in der Karriere so richtig durchstarten kann bzw. noch absolut jung genug ist, das Management oder die Spitzenforschung zu erobern? Da nimmt man den Kinderstress in jüngeren Jahren (siehe oben) gerne in Kauf.

Damit das funktioniert, muss natürlich eine bessere Unterstützung für junge Eltern her. Sei es nun die gute Kita an der Universität, die gut bezahlte Elternzeit für Männlein und Weiblein oder aber überhaupt die gesellschaftliche Akzeptanz, in solch jungen Jahren überhaupt Kinder zu bekommen. Skandinavien macht es uns vor, dass das auch in unserer modernen westlichen Welt funktionieren kann.

Während es dem Diesel im Auto trotz aller Proteste der Fahrzeugbesitzer mehr und mehr und scheinbar unaufhaltsam ans Leder geht, leisten wir uns den Luxus, andere Motorenkategorien schlicht und ergreifend nicht zu reglementieren – oder das nur halbherzig. Das gilt etwa für Schiffsdiesel von Ausflugsdampfern, wie sie z.B. in der deutschen Hauptstadt Berlin zu Dutzenden durch die Innenstadt schippern.

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Die Wasserfahrzeuge sind nur in geringen Ausnahmefällen mit Partikelfiltern ausgerüstet, der Stickoxidausstoß ist hoch, man sieht noch richtig hübschen schwarz-blauen Rauch aufsteigen. Bau- und Landschaftsgärtnereimaschinen dürfen ebenfalls noch erheblich schlimmer stinken als viele Pkw – und niemanden scheint es zu stören.

In vielen Großstädten sind zudem Uralt-Busse als Touristenkutschen unterwegs, Oldtimer-Schilder machen es möglich. Und was ist eigentlich mit dem Feinstaub, der durch Kaminholzverbrennung entsteht? Solcherlei Inkonsequenz versteht jedenfalls kein Mensch. Wenn wir die Stinker schon endlich verbieten wollen, dann alle zusammen, ohne Ausnahme.

Beim Kampf gegen die Volksseuche des Tabakgenusses sind wir in den vergangenen Jahrzehnten erstaunlich schnell erstaunlich weit gekommen. Ich erinnere mich noch an die Tage meiner Jugend, an denen ein Kneipen-, Restaurant- oder Clubbesuch unweigerlich dazu führte, dass man seine gesamte Kleidung anschließend in die Reinigung bringen durfte – vom üblen Geschmack auf der Zunge und Schleimpfropfen in der Lunge ganz zu schweigen. Auch waren Raucherabteile in Zügen noch Alltag oder das ernsthafte Problem, dass auf Flugzeugtoiletten gequarzt wurde.

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Heute ist Rauchen in Innenräumen nahezu überall verpönt. Was wir aber nach wie vor nicht in den Griff bekommen haben, ist das Passivrauchen in freier Natur, sprich: auf Wegen und vor Häusern. Wer heute noch raucht, sollte es aber so schwer wie möglich haben, an seiner eigenen Gesundheitszerstörung zu arbeiten. Denn diese angebliche Freiheit geht auf Kosten der Gesellschaft (Krankenkosten) und der Mitmenschen (Passivrauch).

Warum lassen wir also zu, dass Personen mit einer Kippe Bürgersteige oder Straßen herunterlaufen dürfen? Die Nachfolgenden stehen stets voll im Passivrauch, ein Ausweichen auf andere Wege ist ihnen nicht zuzumuten. Gleiches gilt für das Rauchen in Eingangsbereichen, wo ein rauchfreies Fortkommen noch immer häufig zum Spießrutenlauf verkommt, an Bushaltestellen oder am Eingang von U- und S-Bahn-Stationen. Für die Minderheit, die trotz aller gesundheitlich bekannter Folgen weiterhin am Nikotin nuckeln möchte, müssen dann eben Luftdicht abgeschlossene Räumlichkeiten mit Unterdruck geschaffen werden. Das geht auf vielen Flughäfen doch längst.

Es ist lobenswert, dass – zumindest scheinbar – grüne Fortbewegungsmittel inzwischen eine echte Lobby haben. In Berlin sieht sich so die Regierung einer großen Gruppe von Fahrradaktivisten gegenüber, die mit dafür gesorgt haben, dass ein bislang einzigartiges Mobilitätsgesetz verabschiedet werden konnte, dass Radler und ÖPNV gegenüber Autos bevorzugt. Ob es wirklich etwas bringt und nicht im berühmten Berliner Verwaltungsmorast stecken bleibt, soll hier nicht das Thema sein. Erstaunlich ist etwas anderes: Im hauptstädtischen Mobilitätsgesetz wird der Autoverkehr zwar auf seine Plätze verwiesen, der Nahverkehr gestärkt und das Fahrrad allgemein vorangebracht. Für die Fußgänger blieb aber keinerlei Platz – man möchte sich mit diesen in einem der nächsten Gesetzgebungskapitel befassen.

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Das ist eine fatale Fehlentwicklung. Nichts ist grüner und für Stadträume besser geeigneter als die Bewegung per pedes. Fußgänger produzieren keine Abgase, nehmen den geringsten Raum auf Straße und Bürgersteig ein, sind naturgemäß leise unterwegs, stellen die geringste Unfallgefahr für ihre Mitmenschen dar und tun auch noch etwas für ihre eigene Gesundheit. Das sind herausragende gesellschaftliche Leistungen, die viel mehr belohnt werden müssten.

Erschreckenderweise sind die natürlichen Feinde der Fahrradfahrer in vielen Städten mittlerweile nicht mehr die Autofahrer, sondern die Fußgänger. Sie werden geschnitten, angefahren, ihrer Vorfahrt (besser: ihrem Vorgang) beraubt, bei Rot überholt und vieles mehr. Weiterhin ist das Fahrrad zwar sehr umweltfreundlich, aber eben auch ein Ressourcenverbraucher. Bei der Herstellung fällt CO2 an, die ökologisch vernünftige Entsorgung klappt sehr häufig nicht – Berliner Fahrradleichen können es bezeugen – und die zuletzt so populären E-Bikes sorgen auch noch für Elektronikschrott, von den zweifelhaften Produktionsmethoden der Rohstoffe für Lithium-Ionen-Akkus ganz abgesehen. Also geht doch mal besser wieder etwas mehr zu Fuß.

Ich weiß, nichts liegt in dieser Welt der Amateure ferner, als auf Menschen zu hören, die sich länger als einen halben Tag mit einem Thema auseinander gesetzt haben. Heutzutage kann einfach jeder alles – und falls nicht, ergoogelt oder Wikipedia-t man sich sein Wissen halt ganz schnell zusammen. Man gehört ja quasi schon zur Knowledge-Elite, wenn man sich für eine halbe Stunde ein anschauliches YouTube-Tutorial reingetan hat.

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Aber Scherz beiseite: Der Hass auf Experten ist ein echtes Problem. Man kann alles hinterfragen und zerreden, letztlich auch die Erde wieder zur Scheibe machen (und beim Versuch, dies mittels Rakete zu beweisen, auf der Erde zerschellen). Aber wenn das dann zu Epidemien, fehlenden schnellen Reaktionen auf menschengemachte Naturkatastrophen oder das Ende des Humanismus hinausläuft, ist Ende Gelände. Das Interessante an der Elitenfeindlichkeit ist auch, dass sie eigentlich der menschlichen Natur widerspricht. Denn das Gehirn seht sich eigentlich nach einfachen Wahrheiten und wenig Komplexität, denn dann muss es am wenigsten wertvolle Kohlehydrat-Energie aufwenden.

Entsprechend wäre es doch eigentlich ganz bequem, wenn wir wieder zum alten, arbeitsteiligen Modell zurückkämen, bei dem wir einige Menschen dafür bezahlen, sich höchst intensiv mit einem Thema auseinanderzusetzen, um uns alle dann aufgrund des so erworbenen hochkarätigen Wissens korrekt beraten und/oder behandeln zu können.

(bsc)