Eingekreuzt

Fahrbericht: VW T-Cross 1.0 TSI

Spät wie gewohnt steigt Volkswagen in ein neues Segment ein. Heute mit dem T-Cross in das der Mini-SUV. Die optische Variante des VW Polo dürfte angesichts ihres gelungenen Gesamtpakets den Renault Captur ärgern - und zum internen Konkurrenten für Polo oder T-Roc werden

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VW T-Cross 1.0 TSI 21 Bilder
Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Wolfgang Gomoll

Spät wie gewohnt steigt Volkswagen in ein neues Segment ein. Heute mit dem T-Cross in das der Mini-SUV. Das Material zu dieser Einkreuzung genetisch unterschiedlicher, aber nah verwandter Unterarten war ja vorhanden. Die Variante des VW Polo dürfte angesichts ihres gelungenen Gesamtpakets den Renault Captur ärgern – und könnte zum internen Konkurrenten für Polo oder T-Roc werden. Ausschließlich mit Frontantrieb angeboten, kommt er mit zwei Leistungsvarianten des 1,0 Liter-Dreizylinders mit 95 PS und 5-Gang-Handschaltgetriebe oder 115 PS, mit der Wahl zwischen 6-Gang-Handschalt- oder 7-Gang-Doppelkupplungsautomatik.

Volkswagen erwartet, dass die meisten Kunden zum schwächeren Motor greifen werden. In Kombination mit der Fünfgangschaltung ist er keine schlechte Wahl, ist quirlig, beschleunigt den T-Cross in 11,5 Sekunden auf 100 km/h und bringt ihn auf maximal 180 km/h. Die Lebendigkeit ist ein Charaktermerkmal der Dreizylinder, weil sie dank länger getrennter Gaswege und Crossplane-Kurbelwelle das Drehmoment gleichmäßiger über die Drehzahl verteilen. Wie im Polo wird er bei höheren Drehzahlen kernig im Klang. Den Verbrauch gibt Volkswagen mit fünf Liter auf 100 Kilometer an, wir konnten auf der kurzen Probefahrt noch keinen meldenswerten Realwert ermitteln. Ein Polo mit der gleichen Motorisierung verbraucht laut Spritmonitor 5,63 Liter, also dürfte sich der T-Cross in der gefahrenen Konfiguration wohl unter sechs Litern bewegen lassen.

Quirliger Dreizylinder, ruhiges Fahrwerk

Lob verdient die harmonische Fahrwerksabstimmung, die beim Polo ja schon Tradition hat. Gut, dass Volkswagen sie so übernommen hat: Der T-Cross lässt sich trotz einer bemerkenswert komfortablen Abstimmung dynamisch bewegen. Er bleibt dabei lange neutral, ehe er durch behutsames Schieben über die Vorderräder das Nahen des Grenzbereichs ankündigt und neigt sich auch in flott genommenen Kurven nur wenig zur Seite. Der VW T-Cross steckt fast jede Art von Unebenheit trotz der montierten 18 Zoll-Reifen souverän weg, ohne dass die Karosserie nervös nachschwingt. Dass bei dieser Motorisierung hinten nur Trommelbremsen verbaut sind und es nur eine Fünfgang-Schaltung gibt, beeinträchtigt den positiven Eindruck nicht. Auch bei forcierten Verzögerungen bleibt die Bremse standfest und das präzise zu schaltende Getriebe passt sehr gut zum lebendigen Einliter-Dreizylinder.

Die klassisch analogen Instrumente lassen sich gut ablesen. Wwie gewohnt intuitiv zeigt sich die Bedienung des Infotainments und das optionale Navigationssystem erfüllt seine Aufgabe zur Zufriedenheit. Die Basisausstattung ist für VW-Verhältnisse relativ umfangreich und enthält unter anderem einen Totwinkel- sowie einen Spurhalte-Assistenten und eine City-Notbremsfunktion. Serienmäßig ist auch die VW Connect-App: Per Dongle, der in die Service-Schnittstelle gesteckt wird, hat der Fahrer auf dem Smartphone viele Daten seines Vehikels im Blick. Er kann unter anderem ein Fahrtenbuch führen, die Fahrkosten berechnen und sogar Service-Termine beim VW-Händler ausmachen. Wer um die Sicherheit seiner Daten besorgt ist, kann die App auch offline nutzen, dann allerdings mit eingeschränktem Funktionsumfang.

Verschiebbare Rückbank

Offenbar haben sie sich bei VW den Renault Captur genau angeschaut. Wie beim bereits seit Anfang 2013 erfolgreichen französischen Mini-SUV ist die Rückbank verschiebbar, nämlich um 14 Zentimeter. Selbst mit einer Körpergröße jenseits der 1,85 Meter kann man es sich dadurch in der zweiten Reihe bequem machen. Die Raumökonomie ist ohnehin einer der Vorzüge des kleinen Crossovers gegenüber dem Polo (Test). Allerdings bietet er schon brutto etwas mehr Platz: Der T-Cross ist 54 Millimeter länger und hat einen Radstand von 2,55 Metern.

Vorn überzeugen die straffen, aber bequemen Sitze, optional lässt sich die Lehne des Beifahrersitzes nach vorne klappen. Das schafft Ladelänge im üblichen Bücherregal-Format. Ist die Fondsitzbank ganz nach vorn geschoben, beträgt das Volumen des Kofferraums 385 Liter, sind die Lehnen der Rücksitze umgelegt, wächst der Stauraum auf 1281 Liter. Damit übertrifft der VW den Renault Captur (377 bis 1235 Liter). Die Ladefläche ist eben, allerdings muss das Gepäck über eine hohe Ladekante gewuchtet werden.

Ansehnlich und solide

Der angesichts des Gebotenen annehmbare Basispreis von 17.975 Euro (ein Renault Captur kostet 16.290 Euro) lässt kein Luxus-Interieur zu, das eh niemand erwarten wird. Doch wirken alle Bauteile und die genarbten Plastikoberflächen ansehnlich und ihre Verarbeitung solide.

Angesichts dieses gelungenen Gesamtpakets dürfte der T-Cross ein interner Konkurrent für Polo oder T-Roc (Test) werden, dessen wichtigstes Argument damit der optionale Allradantrieb werden dürfte. Zu den ab Marktstart Anfang Mai erhältlichen Dreizylindern soll bald der 1,6-Liter-Diesel kommen, gegen Ende des Jahres der 1,5 Liter TSI Evo Motor mit 150 PS. Alle stärkeren Aggregate können entweder mit manueller Sechsgangschaltung oder aufpreispflichtigem Siebengang-DSG geordert werden. (imp)