Post aus Japan: Japanische Allmacht

Nippons Ausflüge in den Weltraum machen zwar weniger Schlagzeilen als Chinas Allreisen. Aber das Land will Maßstäbe setzen, von Asteroidenlandungen bis hin zu Mondfahrzeugen von Toyota.

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Post aus Japan: Japanische Allmacht

(Bild: Toyota / JAXA)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Martin Kölling
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Toyota ist nie ein Unternehmen gewesen, das sich mit Straßenfahrzeugen zufrieden gegeben hätte. Das Unternehmen baut Tulpen an und Häuser auf, produziert Schiffe und Roboter. Nun findet Japans größter Autobauer sogar noch die Kraft, bei allen Investitionen in Elektro- und Roboterautos sowie Mobilitätsdienste in ein neues Fahrzeugsegment vorzustoßen: bemannte Mondautos.

In einem ersten Schritt vereinbarten der Autobauer und Japans Weltraumbehörde JAXA diesen Monat, gemeinsam die Entwicklung eines Mondbusses zu prüfen. Das Gefährt soll sechs Meter lang, 5,20 Meter breit und 3,80 Meter hoch sein und in seiner 13 Quadratmeter großen Kabine normalerweise zwei Mondfahrern, zur Not vier Menschen, Lebensraum bieten.

Als Antrieb schwebt dem Team eine Brennstoffzelle vor. Mit einer Ladung Wasserstoff soll das Fahrzeug dabei mehr als 10.000 Kilometer zurücklegen können. Die geringe Anziehungskraft des Monds und der fehlende Luftwiderstand dürften dabei helfen, weniger Energie zu verbrauchen als auf der Erde. Auch einen Termin für die Markteinführung des Mond-SUVs nannte das Gespann: 2029.

Das Projekt passt zu der Strategie Jaxas, in Gebieten Pionierarbeit zu leisten, die andere Weltraumbehörden nicht abdecken. So will Japan zur Weiterentwicklung der internationalen Weltraumfahrt beitragen. Doch auch eine industriepolitische Komponente spielt mit, machte JAXA-Präsident Hiroshi Yamakawa deutlich: "Wir versuchen, zur Weltraumfahrt durch führende japanische Technologien beizutragen, die möglicherweise nützliche Entwicklungen schaffen können."

Durch die Partnerschaft mit Toyota hofft die Weltraumbehörde Knowhow und Kapital anzuzapfen, um das "Team Japan" im Weltraum zu stärken. Toyotas Vizepräsident Shigeki Terashi versuchte das Projekt derweil als Teil von Toyotas Bemühung zu begreifen, elektrifizierte Mobilität anzubieten. Als Mitglied des "Team Japan" wolle Toyota nun diese Herausforderung im Weltall annehmen.

Dies hört sich vielleicht wie ein Werbegag an. Aber niemand sollte die Jaxa unterschätzen. Mit vergleichsweise bescheidenem Budget hat sie bereits Weltraumgeschichte geschrieben und neue Technologien vorangetrieben. Gerade in diesen Monaten demonstrieren die Japaner die Leistungsfähigkeit von Ionenantrieben für kleine Raumschiffe mit der zweiten Version ihres Hayabusa (Falken).

Wie sein Vorgänger ist Hayabusa 2 zu einem Asteroiden geflogen und auf ihm gelandet, um Bodenproben zu nehmen. Nach dem Abschluss seiner Untersuchung soll das Raumschiff dann zu Erde zurückkehren, um den weitgereisten Weltraumstaub vom Asteroiden in einer Kapsel zum Erdboden zurückzubringen.

Doch die Jaxa will natürlich auch dieses Mal etwas Neues probieren: eine unterasteroidische Bodenprobe. Dafür wird Hayabusa 2 die Oberfläche mit einem basketballgroßen Objekt beschießen, das beim Einschlag einen Krater von bis zu zehn Metern Durchmesser und ein Meter Tiefe erzeugen soll.

Danach wird das Raumschiff erneut landen und eine Probe aus einer Region nehmen, die nicht solange direkter radioaktiver Strahlung ausgesetzt war.

Gegen die Weltraumreise Hayabusas wirken die Mondautopläne geradezu konventionell. Nur eine Herausforderung müssen die Japaner noch meistern, wenn das Gefährt nicht auch noch vor Ort aus Einzelteilen zusammengebaut werden soll: den Transport zum Mond. Aber dazu gibt es ja internationale Arbeitsteilung und Zusammenarbeit. Die Raketen können dann ja andere Staaten und Anbieter liefern.

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