Interview: "Ich muss auf den neuesten Stand bei der ISS kommen!"

Edward Michael Fincke ist neu zur kommerziellen Crew des Boeing Starliners hinzugekommen, ist aber kein Neuling im Weltall. Der erfahrene Astronaut erzählt im TR-Interview, wie er sich acht Jahre nach seiner letzten Mission auf die Reise zur Internationalen Raumstation vorbereitet.

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Interview: "Ich muss auf den neuesten Stand bei der ISS kommen!"

(Bild: Boeing)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Erin Winick

Mit Boeing und SpaceX planen gleich zwei Unternehmen, zum ersten Mal seit 2011 von US-Boden aus Astronauten auf die Internationale Raumstation (ISS) zu schicken. Bob Behnken und Doug Hurley werden auf der „Crew Dragon“ von SpaceX dorthin reisen. An Bord von Boeings „Starliner“ fliegen Nicole Aunapu Mann, Chris Ferguson und Edward Michael Fincke zur ISS. Fincke hat erst im Januar erfahren, dass er Eric Boe beim geplanten Start im August ersetzen würde, der aus medizinischen Gründen von der Mission abgezogen wurde.

Fincke wird nicht zum ersten Mal ins All fliegen. 2011 brach er den Rekord für den längsten Weltraum-Aufenthalt eines amerikanischen Astronauten (er wurde seitdem von Scott Kelly während seines Jahres im Weltraum und von Peggy Whitson überholt) und hat neun Weltraumspaziergänge absolviert.

Sie wurden erst im Januar für die Boeing-Mission ausgewählt. Wie war es zu erfahren, dass Sie zurück in den Weltraum reisen werden?

Es ist immer spannend, auf Weltraummissionen zu gehen. Das wird dann meine vierte sein. Ich habe anderthalb Jahre gewartet, um diese Worte zu hören. Leider klappt es nur, weil mein sehr guter Freund Eric Boe nicht mitfliegen kann. Wir beide haben vier oder fünf Jahre zusammen an diesem Programm gearbeitet, und er wäre an der Reihe gewesen. Leider konnte er seine Chance nicht wahrnehmen. Ich bin froh, einzuspringen, ich wünschte nur, es wäre nicht auf Erics Kosten. Ich habe also gemischte Gefühle, aber natürlich muss die Mission weitergehen.

Wie lässt sich das Training mit Ihren letzten Missionen auf der Sojus und dem Space Shuttle vergleichen?

Unsere Mission ist ein Inflight-Test bezeichnet, weil wir als erste Crew den Boeing CST-100 Starliner testen werden, damit wir ihn zertifizieren und zukünftige Crews regelmäßig zur Raumstation fliegen können. Darüber hinaus gehen uns auch die Sojuse aus [den Transportern zur ISS, Anm. d. Red.]. Deshalb hat die NASA auch die Option bei Boeing, unsere Mission auf sechs Monate auszudehnen. Ich soll sicherstellen, dass wir wissen, was wir auf unserem eigenen Raumschiff tun sollen, und bereit sein, eine weitere sechsmonatige Weltraummission zu absolvieren. Soetwas habe ich schon zweimal gemacht, das ist also mein Beitrag fürs Team. Meine Kollegen Nicole Mann und Chris Ferguson von Boeing werden sich auf das Raumschiff konzentrieren.

Wo stehen die Vorbereitungen gerade?

Im Moment befindet sich der CST-100 Starliner in der Testphase. Am Ende jeder Phase schauen wir es uns alles an und verbringen Zeit mit unserem kleinen Baby-Raumschiff. Obwohl, so klein ist es gar nicht, es ist eher ein großes Baby. Ich muss außerdem auf den neuesten Stand bei der Raumstation kommen, das nimmt auch viel meiner Zeit in Anspruch. Die ISS ist ein internationales Projekt, also muss ich fünf Wochen in Russland verbringen, um den russischen Teil zu sehen. Ich werde auch eine Woche in Europa und eine Woche in Japan verbringen. Es ist also viel los.

Was sind die größten Meilensteine, die ​vor dem Launch noch auf Sie warten?

Der größte Meilenstein für mich persönlich und für das Programm ist, dass unsere Freunde von SpaceX gerade von ihrer Demo-1-Mission zurückgekehrt sind. In den nächsten Monaten werden wir dann unsere Orbitalflugtest-Mission (OFT) starten. Das wird eine sehr große Sache sein. Wenn OFT gestartet ist, an der Raumstation andockt hat und sicher zurückgekehrt ist, das alles wird uns wirklich helfen zu verstehen, inwieweit wir bereit für den Flugtest sind. Wir werden also beobachten, wie gut das Raumfahrzeug funktioniert und helfen den Teams dabei, unterwegs alle Herausforderungen zu meistern. Das wird aufregend sein und sicherstellen, dass wir bereit für die Weltraumstation sind. Das ist eine Menge Arbeit. Wir machen Dinge, für die die meisten Crews ein oder zwei Jahre Zeit haben. Wir versuchen, alles in sechs bis acht Monate zu komprimieren.

(vsz)