Hintergrund: eine Art Apple News+ gab es schon einmal

Vor dem neuem Abodienst für digitale Nachrichten gab es bereits den iOS-Versuch "Newsstand". Der scheiterte krachend – obwohl er für die Verlage lukrativer war.

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Apple News+

So sah Newsstand dereinst aus – hier zu Zeiten von iOS 8.

(Bild: Apple)

Lesezeit: 3 Min.

Wie kann man Geld mit journalistischen Inhalten im Netz verdienen? Apple experimentiert schon seit mehreren Jahren mit dem Thema – und der nun vorgestellte Service Apple News+ ist auch nicht der erste Versuch. Nur erweist er sich für die Verleger als deutlich weniger lukrativ.

Wer als langjähriger Apple-Beobachter letzten Montag der jüngsten Keynote des Konzerns lauschte, den überkam womöglich ein Déjà-vu. Die Vorstellung des neuen Zeitschriften- und Zeitungs-Abodienstes erinnerte erstaunlich stark an ein ähnliches Projekt, das allerdings schon vor fast vier Jahren eingestellt wurde. Es nannte sich Newsstand (Zeitungskiosk) und war Bestandteil von iOS 5 bis iOS 8.4.1. Erstmals eingeführt wurde der Service im Oktober 2011, zusammen mit dem iPhone 4S.

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Apples Idee damals: Ein eigener Ordner auf dem Homescreen von iPhone und iPad sollte alle Apps sammeln, die abonnierbare Zeitungs- und Zeitschrifteninhalte enthielten. FĂĽr diese lieferte der Konzern verschiedene Goodies, die Entwickler nutzen konnten: Etwa den automatischen Hintergrund-Download neuer Ausgaben oder ein austauschbares Cover als Icon. Mac & i beschrieb den Service denn auch als "Zeitung von morgen".

Die Verlagswelt legte große Hoffnungen in den Newsstand. Waren zunächst nur amerikanische Publisher mit bekannten Magazinen und Zeitungen wie der New York Times mit dabei, kamen bald auch deutsche Anbieter hinzu. So schickte der deutsche Bauer-Verlag satte 40 Publikationen in den Apple-Zeitungskiosk. Bei den Nutzern scheint der Ordner auf dem Homescreen aber nicht besonders gut angekommen zu sein. Viele verbannten ihn – sobald das möglich war – in einen Unterordner oder ignorierten ihn schlicht. Auch das Konzept, dort stets neue Ausgaben vorzufinden, schien sich nicht durchzusetzen.

Für die Verlage war Newsstand finanziell allerdings lukrativer als Apples heutiger Service News+. Sie erhielten die üblichen 70 Prozent an App-Erlösen für digitale Dienste, Apple seine bekannte 30 Prozent. Bei News+, wo man in den USA über 300 Zeitschriften und (aktuell noch wenige) Zeitungen lesen kann, hat der Konzern direkte Verträge mit den Publishern geschlossen.

Diese sollen, so heißt es zumindest in der Branche, je nach Nutzung entlohnt werden – und dabei nur 50 Prozent der Einnahmen erhalten. Die Monatsgebühr von 10 US-Dollar müssen sie sich mit anderen Verlagen teilen; beim Zeitungskiosk wurden jeweils direkte Einzelabos geschlossen. Zudem erlaubte es Apple den Publishern, zumindest einmal nach der E-Mail der Kundschaft zu fragen; solche Daten scheinen nun nicht mehr zu fließen.

(bsc)