BMW droht EU-Kartellbuße - Analysten senken Ziele

Nach Kartellvorwürfen gegen die drei großen Hersteller Daimler, BMW und Volkswagen im Zusammenhang mit Technologien der Abgasreinigung hat BMW als erstes reagiert und eine milliardenschwere Rückstellung für mögliche Geldbußen gebildet

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BMW Berlin 1929
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  • dpa

Nach Kartellvorwürfen gegen die drei großen Hersteller Daimler, BMW und Volkswagen im Zusammenhang mit Technologien der Abgasreinigung hat BMW als erstes reagiert und eine milliardenschwere Rückstellung für mögliche Geldbußen gebildet. Die Aktie geriet dabei zu Handelsbeginn zwischenzeitlich unter Druck. Am Vormittag verlor sie noch knapp 0,5 Prozent auf gut 73 Euro.

BMW mit Leuchtreklame 1929 in Berlin

(Bild: BMW)

BMW hatte am späten Freitagabend erklärt, wegen des Kartellverfahrens voraussichtlich mehr als eine Milliarde Euro zurücklegen zu wollen. Die Ebit-Marge (Ergebnis vor Zinsen und Steuern) des Segments Automobile werde für das laufende Geschäftsjahr daher nun voraussichtlich 1 bis 1,5 Prozentpunkte unter dem bisherigen Korridor von 6 bis 8 Prozent liegen. Beim Konzernergebnis vor Steuern rechnet das Unternehmen unverändert mit einem deutlichen Rückgang im Vergleich zum Vorjahr.

BMW kündigte zudem an, sich gegen die Vorwürfe mit allen rechtlichen Mitteln zu wehren. Es habe keine Preis- oder Gebietsabsprachen zu Lasten von Kunden oder Lieferanten gegeben. Laut BMW ging es bei den Gesprächen mit Daimler und Volkswagen im Kern um die Verbesserung von Technologien zur Abgasnachbehandlung. „Anders als Kartellabsprachen zielten diese Gespräche, die industrieweit bekannt waren und keine ‚Geheimabsprachen‘ zum Gegenstand hatten, nicht auf die Schädigung von Kunden oder Lieferanten ab.“

Volkswagen hat hingegen noch kein Geld zurückgestellt. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur vom Montag (8. April 2019) werden die Vorwürfe zunächst geprüft, erst danach soll über mögliche Rückstellungen entschieden werden. Daimler rechnet nicht damit, ein Bußgeld zahlen zu müssen. „Daimler hat frühzeitig und umfassend mit der Europäischen Kommission als Kronzeuge kooperiert und erwartet in dieser Sache deshalb kein Bußgeld“, teilte man am Freitag mit.

Ermittlungen der EU-Kommission zufolge haben BMW, Daimler und Volkswagen illegale Absprachen zu Technologien der Abgasreinigung getroffen. Sie sollen SCR-Katalysatoren für Dieselmotoren und Partikelfilter für Ottomotoren betroffen haben. Die Unternehmen hätten den Innovationswettbewerb in Europa eingeschränkt und den Verbrauchern somit die Möglichkeit verwehrt, weniger umweltschädliche Fahrzeuge zu kaufen – obwohl sie über die entsprechende Technologie verfügten.

Sowohl Daimler als auch Volkswagen hatten nach Bekanntwerden der Vorwürfe im vergangenen Jahr den Antrag auf Kronzeugenregelung gestellt. BMW blieb dabei außen vor. Der Kronzeuge in Kartellverfahren kann auf den größten Straferlass oder gar Straffreiheit hoffen. Im äußersten Fall können hingegen bis zu 10 Prozent des weltweiten Jahresumsatzes erhoben werden. (fpi)