Sternengleich?

Erste Ausfahrt: Mercedes GLB

Der neue Mercedes GLB ist fast so lang wie der erfolgreiche GLC. Die Ausrichtung ist allerdings ziemlich verschieden, und das ältere Modell scheint im direkten Vergleich keineswegs chancenlos, wie eine erste Proberunde mit dem GLB zeigt

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Mercedes GLB 11 Bilder
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Von
  • Stefan Grundhoff, press-inform

Der globale SUV-Markt scheint noch immer aufnahmefähig zu sein, und so wächst das Angebot auch in diesem Jahr weiter. Eine Einteilung allein über die Größe wird zunehmend schwieriger, deshalb versuchen es die Herstellung nur über eine unterschiedliche Ausrichtung. Besonders deutlich wird das bei Mercedes. Der auf der C-Klasse (Test) basierende GLC wurde gerade überarbeitet. Er ist der weltweit aktuell am stärksten nachgefragte Mercedes und bekommt nun intern heftige Konkurrenz durch den GLB. Von diesem konnten wir uns kurz vor der offiziellen Vorstellung schon einen ersten Eindruck verschaffen.

Fast gleich lang

Bei den äußeren Abmessungen gleichen sich GLB und GLC fast bis auf den Zentimeter genau. Der GLB ist 4,63 m lang, der GLC 4,66 m. Doch die technische Basis ist eine komplett andere. Der GLC nutzt die Plattform der C-Klasse und damit standardmäßig Hinterradantrieb. Der GLB verwendet die Basis der A-Klasse, also Frontantrieb mit quer eingebautem Motor. Damit steht schon fest, dass es hier bei maximal vier Zylindern bleiben wird.

Der Quereinbau von Motor und Getriebe schafft Platz bis ins Heck. Anders als der GLC wird der GLB auch mit einer dritten Sitzreihe angeboten. Dass es dort ähnlich gemütlich wird wie an selber Stelle im Peugeot 5008 (Test), stört nicht. Die letzte Reihe wird von vielen Kunden vermutlich als das wahrgenommen, was es ist: Eine Notlösung für kurze Strecken, die schlicht die Flexibilität erhöht. Besonders auf dem amerikanischen Markt wird das als wichtig erachtet.

Variabel

Die Lehne der mittleren Sitzreihe ist im Verhältnis 40:20:40 geteilt, lässt sich getrennt in der Neigung verstellen und umklappen, sodass eine ebene Ladefläche entsteht. Die Sitzflächen sind 40:60 geteilt. Darüber hinaus lässt sich die zweite Sitzreihe um 14 cm verschieben. Um den Zustieg in die hinterste Sitzreihe zu erleichtern, bieten die Sitze zudem eine Easy-Entry-Funktion. Betätigt man den seitlich oben am Lehnenkopf angeordneten Entriegelungsgriff, klappt die Lehne nach vorn und der gesamte Sitz kann nach vorne geschoben werden. In der zweiten und dritten Sitzreihe können insgesamt vier Kindersitze befestigt werden.

Vorerst bleibt es bei jenen Motoren, die aus CLA, A- und B-Klasse schon bekannt sind. Das Topmodell wird der GLB 250 mit 224 PS und 350 Nm. Ein Doppelkupplungsgetriebe ist hier serienmäßig, ein Allradantrieb dagegen nicht. Der Allradantrieb verteilt im Normalfall 80 Prozent der Antriebsleistung nach vorn, bei Bedarf werden bis zu 50 Prozent nach hinten geleitet. Unterwegs erwies sich dieser Antriebsstrang als überaus kräftig – vielen Kunden wird weit weniger vermutlich vollauf genügen.

Reif

Die erste Ausfahrt zeigt einen bemerkenswerten Reifegrad. Es klappert nichts. Federung und Dämpfung scheinen gut gelungen, in seinem direkten Umfeld braucht der GLB keinen Vergleich scheuen. An den GLC reicht er allerdings nicht heran. Geräusche von Antrieb, Wind und Fahrwerk sind in ihm etwas deutlicher zu vernehmen, aber ohne dass es laut würde. Die Dämpfung spricht nicht ganz so sensibel auf kleine Unebenheiten an wie die die im GLC (Test). Die Distanz wächst noch, wenn man den GLC mit Luftfahrwerk und Dämmpaket bestellt. Das wertet den jüngeren GLB nicht zwangsläufig ab, denn er bedient mutmaßlich eine andere Zielgruppe.

Das wird beispielsweise im Innenraum deutlich. Der GLB wirkt kühl und moderner eingerichtet, der GLC vertrauter. Das Infotainmentsystem MBUX haben beide, wobei Mercedes für den vollen Funktionsumfang hier wie da heftig zulangt. Gut verarbeitet sind beide, der GLC allerdings feiner ausgekleidet.

Abstand zum GLC

Noch äußert sich Mercedes nicht zu den Preisen für den GLB, doch die anderen Modelle lassen bereits eine grobe Einordnung zu. Um Platz für den GLA zu lassen, der im kommenden Jahr in neuer Form erscheint, werden die Preise deutlich oberhalb der A-Klasse liegen. Das Basismodell wird kaum unter 35.000 Euro zu haben sein, womit der GLB immerhin noch einen Respektabstand zum nochmals deutlich teureren GLC wahren würde.

Was geplant ist

Zum Verkaufsstart im Herbst wird es den GLB mit 224-PS-Benziner und einem 190-PS-Diesel geben, spätestens im Frühjahr nächsten Jahres wird das Motorenangebot ausgeweitet. Wir erwarten den 190-PS-Benziner und den 1,3-Liter-Vierzylinder mit 163 PS, der uns in der A-Klasse recht gut gefallen hat. Möglicherweise kommt auch die Maschine mit 136 PS in den GLB. Bei den Dieselmotoren wird das Angebot wahrscheinlich erst bei 150 PS beginnen. Aufgrund der gleichen technischen Basis wäre es zudem kein Problem für Daimler, später ein AMG-Modell mit dem Antriebsstrang des A 35 AMG anzubieten. Bereits heute steht fest, dass der GLB ab 2021 auch als batterieelektrisches Auto auf den Markt kommt. (mfz)