Post aus Japan: Der Kampf um die Datenplattformen fürs Auto

Bei Toyota weiß man bereits, wie wichtig Mobilitätsdienste sind, die "data driven" agieren. Nun folgt Fujitsu mit einer amerikanischen Allianz.

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Post aus Japan: Der Kampf um die Datenplattformen fürs Auto

Ein Lieferwagen als Datenlieferant.

(Bild: Autonomic Collaborate / Ford)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Martin Kölling
Inhaltsverzeichnis

Das Fujitsu Technology Forum, die Hausmesse des großen japanischen Technikkonzerns, begann zur Abwechslung diesmal mit einer Neuigkeit aus der Autowelt. Das Unternehmen kündigte eine Zusammenarbeit mit der Ford-Tochter Autonomic Collaborate an. Gemeinsam mit dem ehemaligen Startup wollen die Japaner nun dessen Datenplattform für Mobilitätsdienste weiterentwickeln, die Mitfahrdiensten, Flottenbetreibern und autonomen Autos als digitale Datenautobahn dienen und fahrstilabhängige Autoversicherungen ermöglichen sollen.

Auch ein Zeitplan steht fest. Zuerst wird die "Transportation Mobility Cloud" mitsamt Fujitsus Beiträgen in der Systemintegration an Ford geliefert. Ab 2020 soll die Plattform dann global auch anderen Autoherstellern angeboten werden. Man will schließlich eine offene Plattform sein. Auch das Ziel ist klar. Das Projekt will bei Autos wiederholen, was bei Smartphones heute schon möglich ist: die einfache Entwicklung von Anwendungen für diverse Anforderungen vom Flottenmanagement bis zur Tankanzeige.

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Damit nimmt das Rennen um die lukrativste Datenplattform für Mobilitätsdienste an Fahrt auf. "Das Feld ist schon recht gedrängt", meint Frank Gall, Direktor für Geschäftsentwicklung bei Autonomic Collaborate. Ein gutes Dutzend meist kleiner Anbieter buhlt um die Gunst von Kunden. Doch es gibt auch einige Branchenriesen, die aktiv sind.

Der japanische Autohersteller Toyota hat bereits vor Jahren seine "Toyota Mobility Services Platform" gegründet und versucht sie nun durch Beteiligungen an Mitfahrdiensten wie Uber in den USA oder Grab in Südostasien zu verbreiten. Die Aktivitäten von Bosch überlappten sich ebenfalls mit denen der Amerikaner, meinte Gall.

Von den Konkurrenten will sich das Startup nun durch zwei Faktoren absetzen: Anders als die kleinen Anbieter stärkt Ford dem Unternehmen den Rücken. Gleichzeitig glaubt Gall, dass seine Plattform offener für andere Hersteller als die von Toyota ist. Mit Partnerschaften versucht das Unternehmen zudem, weiter an Fahrt zu gewinnen.

Bei der Cloud-Infrastruktur arbeiten die Amerikaner global mit Amazon Web Services und in China mit Ali Cloud zusammen, einer Tochter der chinesischen Handelsplattform Alibaba. Fujitsu ist nun der erste Systempartner. Und die Wahl ist kein Zufall, wirbt Gall für die Japaner. Fujitsu sei ein vertrauenswürdiges, integres Unternehmen mit globaler Präsenz. Dass der Startup-Chef und er selbst früher bei den Japanern Karriere machten, dürfte die Partnerwahl zusätzlich erleichtert haben.

Gemeinsam will das Paar nun die Bergung der Fahrdaten unserer Automobile erleichtern. An die Informationen heranzukommen, sei bisher sehr schwierig gewesen, erklärt der Experte. "Wir wollen es einfacher für Entwickler machen, Apps zu schreiben und an die Daten zu kommen."

Wer allerdings Sieger werden wird, vermag Gall noch nicht zu sagen: "Es wird ein langes Rennen." Er rechnet allerdings damit, dass das Versilbern der Daten so ähnlich ablaufen wird wie die Verbreitung des E-Commerce. "Es wird langsam beginnen und dann plötzlich explodieren, wenn eine kritische Masse erreicht ist."

Doch einen Unterschied sieht er zur Geschichte des Internets: "Ich glaube nicht, dass die Plattformanbieter so große wie Amazon oder Google werden." Denn der Schutz der Privatsphäre stünde derzeit stärker im Fokus. Galls Fazit: "Unternehmen werden unter einer viel strengeren Überprüfung stehen, bevor sie so groß wie Google werden können."

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