Landwirtschaft 4.0: Schwarz-Rot will 5G auf allen Äckern und Wiesen

Um die Präzisionslandwirtschaft zu beflügeln, fordern CDU/CSU und SPD, den Breitbandausbau zu intensivieren und eine Agrar-Masterplattform aufzubauen.

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Landwirtschaft 4.0: Schwarz-Rot will 5G auf allen Äckern und Wiesen

(Bild: Valentin Valkov/Shutterstock.com)

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Digitalisierung und Big Data eröffnen "ganz neue Potenziale für eine nachhaltige Land- und Forstwirtschaft". Dies unterstreicht die große Koalition in einem Antrag, den die Abgeordneten am Donnerstagabend erstmals im Bundestag beraten. Die technischen Möglichkeiten könnten dazu beitragen, heißt es in dem Papier, "die Erzeugung von Nahrungsmitteln noch effizienter, ressourcenschonender und ökologisch verträglicher zu gestalten".

Damit die Landwirte diese Chancen "zur Verbesserung des Tierwohls sowie des Umwelt-, Klima- und Ressourcenschutzes nutzen können", ist nach Ansicht von CDU/CSU und SPD neben einem Fahrplan für den Ackerbau eine "umfassende Digitalisierungsstrategie" unter dem Aufhänger "Landwirtschaft 4.0" erforderlich. Die Koalitionsfraktionen fordern die Bundesregierung daher unter anderem dazu auf, "den Breitbandausbau im ländlichen Raum zu intensivieren, um die Präzisionslandwirtschaft auf allen Äckern, Wiesen sowie eine moderne multifunktionale Forstwirtschaft in den Wäldern zu ermöglichen".

Die Exekutive soll daher "den flächendeckenden Ausbau von LTE-Netzen" beschleunigen und darauf aufbauend 5G spätestens mit der Vergabe weiterer geeigneter Frequenzen "ab dem Jahr 2025 in die Fläche zu bringen". Die von Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU) ausgelöste "Milchkannen-Debatte" soll damit endgültig beendet werden. Zuvor hatte der Bundestag bereits erklärt, dass die Landwirte "ein schnelles Internet, möglichst auf 5G-Standard," bräuchten, um die vernetzte Landtechnik zu nutzen zu können.

Schwarz-Rot fordert die Regierung zudem auf, "darauf hinzuwirken, dass die Bundesnetzagentur nach der jüngsten begrüßenswerten Grundsatzentscheidung zur Zuteilung lokaler Frequenzen nunmehr konkret ein unbürokratisches Regulierungsumfeld schafft". Damit sollen "unter vertretbaren Kosten lokale Netze betrieben" und die besonderen Bedürfnisse der Land- und Forstwirtschaft nach innovativen Netztechnologien besser bedient werden können.

Intern seien viele einschlägige Unternehmen und Betriebe "bereits gut vernetzt und nutzen die Digitalisierung", konstatiert die Koalition. Für die branchenübergreifende Kommunikation gebe es aber noch keine geeigneten Online-Plattformen. Die vorhandenen Datenbanken und Portale seien "kaum oder nur unzureichend untereinander vernetzt". Sie arbeiteten nicht mit einer standardisierten Sprache und es fehlten die notwendigen Schnittstellen. Dies führe dazu, dass Arbeitsabläufe oftmals zeit- und kostenintensiv seien.

"Die Fusionen einiger globaler Akteure im Agrarbereich weisen auf die große Bedeutung von Daten für die Agrarwirtschaft der Zukunft hin", ist den Regierungsfraktionen nicht entgangen. Bislang seien es überwiegend global agierende Großunternehmen, die einschlägige Datenbanken mit der nötigen finanziellen und personellen Kapazität entwickelten. Die Dominanz einzelner globaler IT-Unternehmen im Bereich der Landtechnik gelte es jedoch zu vermeiden.

Ziel muss es dem Antrag zufolge daher sein, dass die deutschen Mittelständler, die Landtechnikunternehmen und die Landwirte unabhängig bleiben. Dafür sollten "universelle offene Datenmanagementsysteme und standardisierte Datenformate etabliert werden, die möglichst europaweit kompatibel sind". In einem Forschungsprojekt müssten dafür die nötigen technischen und rechtlichen Anforderungen untersucht werden.

Mittelfristig schwebt Schwarz-Rot eine "staatlich initiierte Agrar-Masterplattform" vor, die als Datendrehscheibe eine Brücke bauen und als zentrale Schnittstelle Dienstleistungen für alle Landwirte verfügbar sein soll. An die Bundesregierung geht der Appell, ein entsprechendes Konzept zu erarbeiten und dabei auch auf die Anwenderfreundlichkeit sowie die Offenheit des Systems zu achten. Die Exekutive habe dabei ein Augenmerk darauf zu legen, ob "sowohl Angebote zum Klima- und Umweltschutz als auch Ergebnisse aus der Ressortforschung als frei zugängliche Dienstleistung integriert werden können".

Gemeinsam mit den Bundesländern soll die Regierung zudem prüfen, wie Wetter-, Boden- und andere Geodaten sowie relevante Betriebsmitteldaten und Anträge im Rahmen der gemeinsamen Agrarpolitik auf Basis einschlägiger Gesetze den Bürgern und insbesondere Landwirten sowie Waldeigentümern "grundsätzlich kostenlos und unter Wahrung des Datenschutzes zur Verfügung gestellt werden können". Dazu kommt der Auftrag, eine "umfassende Technikfolgenabschätzung durchzuführen, die die langfristigen Auswirkungen der neuen Technologien auf Menschen, Lebensmittel, Tiere, Umwelt und damit die Nachhaltigkeit der Landwirtschaft analysiert". (mho)