Drei Fliegen mit einer Klappe

Der Bundestag hat den Weg fĂĽr E-Roller freigemacht. Das ist ein Schritt in die richtige Richtung, aber weitere mĂĽssen folgen.

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Nun also 14 statt 12 Jahre, soviel Mitwirkung wollte sich der Bundesrat wohl noch einräumen. Jugendliche dürfen nach dem Willen der Länderkammer nun erst zwei Jahre später einen Elektro-Stehroller fahren, als es das Bundesverkehrsministerium in seiner Gesetzesvorlage vorgesehen hatte. Ansonsten stimmten die Länder der Vorlage zu. Damit dürften demnächst die ersten E-Scooter legal auf deutschen Straßen unterwegs sein.

Am neuen Gesetz gibt es natürlich, wie meist, einiges zu meckern. Dass die Scooter auf 20 km/h gedrosselt werden – also fünf km/h weniger als bei Pedelecs –, ist zwar nachvollziehbar, denn durch ihre meist kleineren Räder haben die Roller auch schlechtere Fahreigenschaften. Doch warum brauchen sie dann trotzdem noch eine Versicherung?

Generell geht das Gesetz trotzdem in die richtige Richtung. Das gilt auch für die Entscheidung, dass die Scooter nicht auf den Bürgersteig gehören, sondern – falls vorhanden – auf Radwege und ansonsten auf die Straße. Klar wird es dadurch enger auf den Radwegen. Der konsequente nächste Schritt wäre es deshalb, die Radwegebenutzungspflicht komplett abzuschaffen. Dann können Fahrradfahrer auf die Fahrbahn ausweichen, wenn zu viele Scooter auf den Radwegen unterwegs sind. Viele Radler sind sowieso lieber auf der Fahrbahn unterwegs, weil sie schneller vorankommen, der Asphalt und die Ampelschaltung besser ist und sie immer im Blick der Autofahrer bleiben. Gefährlicher als ein schlechter oder ein überfüllter Radweg ist die Fahrbahn jedenfalls nicht generell.

Idealerweise wäre auf der Fahrbahn künftig ohnehin mehr Platz, weil zunehmend Autofahrer auf die Scooter umsteigen. So lautete bisher jedenfalls die Hoffnung bei jeder Neuerung im Verkehr, vom stationslosen Car Sharing über private Taxi-Dienste bis zum Ride Pooling. Ob es tatsächlich so kommt, bleibt abzuwarten. Kritiker fürchten, dass vor allem Fußgänger und Fahrradfahrer auf die E-Tretroller wechseln und dem Verkehrsmix damit wenig geholfen wäre.

Das ist nicht von der Hand zu weisen. Um die Scooter tatsächlich wie gehofft zu einer Art Schmiermittel zwischen öffentlichem und privatem Verkehr zu machen, das die erste beziehungsweise letzte Meile zwischen Haltestelle und Ziel überbrückt, braucht es entsprechende Rahmenbedingungen – etwa weniger und teurere Parkplätze. Das würde drei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Autos würden unattraktiver, Öffis attraktiver, und es würde mehr Platz für die vielen neuen Vehikel frei.

(grh)