Mobil durch die City

Die Smartphone-Programme Free2Move und Citymapper versprechen, Nutzer multimodal durch deutsche Großstädte zu bringen.

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Mobil durch die City

(Bild: Free2Move)

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Inhaltsverzeichnis

In Großstädten wie Berlin, Hamburg, Köln oder München hat man mittlerweile die Qual der Verkehrsmittel-Wahl, möchte man vollständig auf eigene Fortbewegungsmittel verzichten: öffentlicher Nahverkehr, Taxen, Mietfahrzeuge, teils elektrisch aufgerüstete Leihfahrräder sowie die neuen E-Roller stehen für den Weg durch die Straßen zur Verfügung. Nicht immer sind alle dieser Mobilvarianten sinnvoll, es kommt stets auf die Situation an und auch die eigene Bequemlichkeit.

Ein weiteres grundsätzliches Problem: Um all diese Verkehrsmittel buchen zu können, benötigen die Nutzer normalerweise jeweils eine separate App samt passendem Account. Es kann daher ganz schön mühselig sein, das alles auf dem aktuellen Stand zu halten. Das wollen die App-Anbieter Citymapper und Free2Move nun ändern. In ihren Anwendungen integrieren sie unterschiedliche Verkehrsarten und ermöglichen ihren Nutzern damit multimodales Verkehrsverhalten auf ihrem Weg von A nach B. So integriert Free2Move flexible, stationäre und inzwischen auch Peer-to-Peer-Anbieter (Nutzer verleihen ihr Fahrzeug), von denen es zukünftig noch eine ganze Reihe mehr geben könnte.

(Bild: Citymapper)

In Deutschland sind das derzeit etwa Autodienste wie CleverShuttle, DriveNow, die Bahntochter Flinkster; E-Roller von Eddy, Emmy oder Coup sowie Radverleihe wie Call a Bike, Donkey Republic oder Stadtrad Hamburg. Weitere Unternehmen sind angekĂĽndigt.

Citymapper bindet derzeit noch weniger Anbieter ein, zeigt aktuell in den meisten Städten neben den Öffis nur Leihräder, kennt dafür aber teilweise die aktuell in Docks abgestellten Räder – sofern die Stationsbetreiber diese Informationen übermitteln. Free2Move punktet damit, dass Entfernung, Fahrzeugtyp, Motor und Preise der Anbieter verglichen werden können. Zudem versprechen die Macher, dass weitere Fahrdienste zu den aktuell 14 hinzukommen sollen.

(Bild: BVG)

In Berlin entwickeln die Nahverkehrsbetriebe unterdessen eine eigene Lösung: Wie Citymapper oder Free2Move versammelt die von dem U-Bahn-, Bus- und Straßenbahn-Unternehmen BVG initiierte Anwendung Jelbi aber auch nicht alle Dienste. Zudem stammt die App des litauischen Entwicklers Trafi ursprünglich aus Vilnius, wo das Nahverkehrssystem wesentlich einfacher gestrickt ist als in Berlin – wie bequem Jelbi ist, muss sich daher noch erweisen.

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Für eine wirklich individuelle multimodale Weggestaltung müssen Nutzer mit etwas Pech also auch weiterhin unterschiedliche Dienste in Anspruch nehmen – notfalls gleich mehrere der multimodalen Apps. Das Konkurrenzverhältnis der Anbieter dürfte sich eher noch verstärken, wie die aktuell angekündigte Welle der E-Roller-Anbieter zeigt.

Es liegt zudem nicht immer im Interesse der Sharing-Firmen, tatsächlich in einer multimodalen App aufzutauchen. Denn von dieser erhält ein Anbieter stets weniger Daten als aus seinem eigenen Programm, das er komplett selbst kontrolliert. Da einige Sharing-Anbieter nicht direkt vom Verleih, sondern von der Vermarktung der Nutzerdaten durch Werbung leben (wollen) – das hört man zumindest von einigen chinesischen Marktteilnehmern –, ist die Motivation dementsprechend eingeschränkt.

(bsc)