"Traffic Pilot": Düsseldorf gibt Grüne-Welle-App für Radfahrer frei

Die auf einer Experimentierstrecke für "kooperative Mobilität" erprobte Mobilanwendung für entspanntes Fahren soll auf ganz Düsseldorf ausgedehnt werden.

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"Traffic Pilot": Düsseldorf gibt Grüne-Welle-App für Radfahrer frei

Radfahrer klemmen sich ihr Smartphone an den Lenker und sollen sehen, ob sie noch gemütlich die Grünphase erstrampeln können, einen Zahn zulegen müssen oder besser gleich aufgeben.

(Bild: gevas.eu)

Lesezeit: 3 Min.

Für Radfahrer in Düsseldorf ist nun eine App erhältlich, die ihnen anzeigt, ob die nächste Ampel noch bei Grün erreichbar ist. Sie ist eines der Ergebnisse des Forschungsvorhabens "Kooperative Mobilität im digitalen Testfeld Düsseldorf" (KoMoD), das nun ausgelaufen ist. Auf einer 20 Kilometer langen Strecke rund um den Rheinalleetunnel erprobten diverse Partner dabei Technik des vernetzten und hochautomatisierten Fahrens unter Realbedingungen. Herausgekommen ist dabei die Grüne-Welle-App "Traffic Pilot", die vor allem ein "entspanntes und gleichmäßigeres Radfahren" ermöglichen soll.

Die Projektbeteiligten haben die Anwendung zunächst auf der rund einen Kilometer langen Luegallee in Oberkassel durchgespielt und inzwischen auch ein Gebiet in der Friedrichstadt dafür freigeschaltet. Der Service soll bis Ende des Jahres auf das ganze Stadtgebiet ausgedehnt werden. Die App der Münchner Firma Gevas Software ist seit wenigen Tagen für iOS und Android verfügbar. Sie soll helfen, unnötige Stopps an Ampeln sowie starke Brems- oder Beschleunigungsmanöver zu vermeiden und Nutzern auch den Umstieg vom Pkw auf das Fahrrad schmackhaft machen.

Screenshots der App Traffic Pilot im Pkw-Modus.

(Bild: Gevas Software)

Prinzipiell kann die App aber auch fürs Auto eingesetzt und der Modus durch das Tippen auf das entsprechende Symbol geändert werden, heißt es in einer Beschreibung des Herstellers. Farben symbolisieren zusammen mit einer Zuverlässigkeitsprognose, ob die nächste Ampel noch bei Grün erreicht wird. Falls nicht, erscheint ein Countdown bis zur nächsten Grünphase. Die Informationen lassen sich auch per Sprache ausgeben.

Im ausgewiesenen Projektgebiet ging es auch um Szenarien, in denen Autos untereinander und mit der jeweiligen Verkehrsinfrastruktur kommunizieren ("Car-to-X Communication"). Im Juni 2018 begann der interne Probebetrieb, seit Januar können das digitale Testfeld auch Dritte nutzen. Eingeschlossene Fahrzeuge dienen dabei als mobile Sensoren, die Gefahrensituationen, Unfälle und Störungen im Testfeld erkennen und Informationen an die Fahrer und die Infrastruktur weitergeben. In Frankfurt am Main, Kassel, Wuppertal und Heustenstamm wird noch an der Technik gearbeitet.

Die aufgerüstete Infrastruktur soll zunächst weiter bestehen bleiben und durch kommende Projekte in den Bereichen Automation und 5G-Technik finanziert werden. Zulässige Höchstgeschwindigkeiten und Warnhinweise etwa zu Baustellen und Sperrungen werden so beispielsweise nach wie vor auf der A57 genauso angezeigt wie die innerstädtischen Ampelprognosen. Die Rheinbahn testete zudem zusammen mit der Landeshauptstadt neue Beschleunigungsverfahren für Busse und Bahnen an Lichtzeichenanlagen.

Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) ließ als einer der Projektpartner das Forschungsauto "FASCarE" in mehreren Versuchsreihen über die Strecke fahren. Es sollte demonstrieren, "wie ein automatisiertes Fahrzeug zukünftig vernetzt durch den urbanen Raum fahren wird". Zusätzlich haben die Wissenschaftler des Instituts für Verkehrssystemtechnik die digitale Karte des Testgebietes entwickelt. Dies sei entscheidend gewesen, "um die eigene Position genau zu ermitteln und diverse Fahrmanöver durchführen zu können", erklärte DLR-KoMoD-Projektleiter Henning Mosebach.

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Die hochgenaue digitale Karte soll Fahrer auch bei der vorausschauenden Streckenplanung unterstützen. Sie enthält Informationen über Ampeln, Parkleitsysteme und die elektronischen Warn- und Geschwindigkeitshinweise der dynamischen Anzeigetafeln. Auf dieser Basis haben die Forscher etwa eine Navigations-App entwickelt, die dem Nutzer in Echtzeit verfügbare Parkplätze und dynamische Streckeninformationen auf der Route zum Parkhaus im Fahrzeug anzeigt. Zu den weiteren Beteiligten gehörten unter anderem Vodafone, die NRW-Verkehrszentrale, Siemens Mobility, Ford und Mobileye. Das Gesamtprojektvolumen belief sich auf 14,8 Millionen Euro. (anw)