Nach Rezo-Video: Junge Union fordert "Neustart" der Kommunikation bei der CDU

Die JU fordert "junge, netzaffine Gesichter" für die CDU-Kommunikation in den sozialen Medien. Abgeordnete sollen eine Stunde täglich den Dialog im Netz suchen.

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Nach Rezo-Video: Junge Union fordert "Neustart" der Kommunikation bei der CDU

(Bild: pixabay.com)

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Nach der als misslungen betrachteten Reaktion der CDU auf das vielbeachtete kritische Video des Youtubers Rezo fordert die Junge Union (JU) nun einen "kompletten Neustart" der Kommunikation in der CDU. Der Deutschlandrat der JU äußert in einem aktuellen Beschluss Kritik an der CDU-Strategie und legt zudem einen eigenen 10-Punkte-Plan vor, berichtet die Welt am Sonntag.

Die JU verlangt die Entwicklung einer "übergeordneten Kommunikationsstrategie", außerdem müssten Fehler offen eingestanden werden, zitiert die Welt am Sonntag aus dem aktuellen Beschluss, der der Zeitung vorliegt. Die Jugendorganisation der Christdemokratischen Partei fordert in ihrem 10-Punkte-Plan, dass alle Kommunikationskanäle gebündelt werden und es einen "täglichen Social-Media-Report" gibt. Aus diesem sollten dann auch Handlungsempfehlungen für die Funktionsträger der Partei abgeleitet werden. Zudem müssten "authentische CDU-Identifikationsfiguren in der digitalen Welt" zum Einsatz kommen.

Ein konkreter Vorschlag in dem Papier seien künftige Moderatoren, die "insbesondere der jungen Generation auf Instagram und YouTube christdemokratische Politik näherbringen" und ein "authentisches Bindeglied zwischen Generation Y beziehungsweise Z und unseren Spitzenpolitikern" sein sollten. Die Partei benötige "junge, netzaffine Gesichter", und diese dürften "nicht erst den Weg vor die Kamera finden, wenn ein Shitstorm im Gange ist", heißt es in dem Papier. Den "Usern" müsse durch die Moderatoren ein Blick hinter die Kulissen des Berliner Politikbetriebs ermöglicht werden.

Ideen und Meinungen der Partei könnten zudem in "Politik-Tutorials aus erster Hand" vermittelt werden, schlägt das JU-Papier vor. Darin solle Politik "leicht, verständlich und auch unterhaltsam dem User erklärt" werden. Aus Gründen der Transparenz müssten diese Tutorials jedoch als Parteimeinungen gekennzeichnet werden.

Ein zentrales Anliegen ist für die JU, dass die CDU nicht nur etwas sende, sondern auch empfange und reagiere. Sie empfiehlt daher, dass "jeder Abgeordnete eine Stunde am Tag den Dialog im Netz suchen" soll. Bei Kampagnen stellt sich die JU eine stärkere Einbindung der eigenen Mitglieder vor. Mit einer "erheblichen Anzahl an netzaffinen Mitgliedern" könnte die Partei Themen setzen und besetzen. Nach Welt-Angaben hat die JU mehr als 100.000 Mitglieder in der Altersgruppe zwischen 14 und 34 Jahren.

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Der YouTuber Rezo hatte kurz vor der Europawahl im Mai 2019 in einem millionenfach angeklickten Video die CDU scharf kritisiert, kurz darauf griff er in einem weiteren Video die Klimapolitik der Großen Koalition an und wandte sich dabei auch gegen die SPD. Für seine Beiträge erhielt Rezo viel Zuspruch aus der Youtuber-Szene.

Nach dem schlechten Abschneiden der CDU bei der Europawahl hatte Parteichefin Annegret Kramp-Karrenbauer angedeutet, Meinungsäußerungen im Internet vor Wahlen regulieren zu wollen und damit heftige Kritik ausgelöst. Sie relativierte ihre Äußerungen daraufhin etwas und grenzte ihr Vorhaben auf "Meinungsmache vor Wahlen" ein. Die freie Meinungsäußerung habe sie nicht einschränken wollen.

Nach diesen als unglücklich wahrgenommenen Reaktionen der CDU auf das Rezo-Video gab es aus Parteikreisen unter anderem den Vorschlag, eigene Influencer aufzubauen, anstatt für die Präsenz in den sozialen Medien auf "typische Politiker" zu setzen. CSU-Parteichef Markus Söder erwog im Zuge dieser Debatte, eine Parteivorstandssitzung live zu streamen und um Kommentare dazu zu bitten. (tiw)