E-Scooter-Bilanz: Einen Monat nach der gesetzlichen Erlaubnis

Vermieter von E-Scootern wollen in weitere Städte expandieren. Die Unfallbilanz fällt in Teilen niedrig aus. Scheuer kritisiert die Umsetzung der Vorschriften.

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E-Scooter-Bilanz: Einen Monat nach der gesetzlichen Erlaubnis

(Bild: SFIO CRACHO / shutterstock.com)

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  • dpa
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Die neuen E-Tretroller werden einen Monat nach der gesetzlichen Erlaubnis in mindestens 14 deutschen Städten zur Miete angeboten. In den Großstädten sind meistens mehrere Verleihfirmen aktiv, in manchen kleineren Städten ist nur ein Anbieter auf dem Markt. Das ergab eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur bei einigen größeren deutschen und ausländischen Anbietern.

Die neuen E-Tretroller werden einen Monat nach der gesetzlichen Erlaubnis zurzeit in mindestens 14 deutschen Städten zur Miete angeboten, darunter Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt/Main, Dortmund, Düsseldorf, Münster, Erfurt, Bonn, Lübeck, Augsburg, Herne und Potsdam.

Der Berliner Vermieter Tier kündigte bereits an, sein Angebot in den kommenden Wochen deutlich auszubauen – "sowohl die Anzahl der Scooter in den Städten, als auch die Anzahl der Städte insgesamt". Circ aus Berlin teilte mit: "Derzeit stehen wir mit über 80 weiteren deutschen Städten in Kontakt und freuen uns darauf, weitere Partnerschaften zu schließen."

Lime aus den US resümierte: "Unsere Scooter sind umweltfreundlich, leise, bequem und machen Spaß – schon nach den ersten Wochen sehen wir, dass die Menschen in den genannten Städten diese Art der Fortbewegung sehr schätzen und gut annehmen."

Wie viele der Tretroller insgesamt in den Städten herumstehen, ist schwer einzuschätzen. Manche Firmen veröffentlichen Zahlen dazu, wie etwa Tier: "Die Flottengröße in den Städten variiert: So sind wir beispielsweise in Köln mit 400 Scootern oder in Berlin mit 800 Scootern." Oder auch Voi aus Schweden, die in sieben deutschen Städten vermietet: "Wir sind in jeder dieser Städte mit rund 50 bis einigen hundert E-Scootern gestartet." Lime und Circ nennen hingegen keine Zahlen.

Alle Firmen betonen, wie umweltfreundlich ihr Angebot sei. Ob aber tatsächlich ein Tretroller-Fahrer sich gegen eine Autofahrt entschied, ist kaum zu klären. Die meisten Fahrer in Berlin sind nach ersten Beobachtungen Touristen in der Nähe von Sehenswürdigkeiten oder junge Leute, die im Nachtleben unterwegs sind – beide Gruppen gehören nicht zu den klassischen Autofahrern in der Großstadt. Außerdem werden viele Roller bereits nach wenigen Wochen verschrottet.

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Seit bald einem Monat dürfen Elektro-Tretroller in Deutschland herumdüsen – auf den Straßen in Niedersachsen und Bremen verzeichnet die Polizei damit aber bisher keine größeren Probleme. Mehr noch: Während in München erst vor kurzem ein Scooterfahrer betrunken in ein Polizeiauto krachte, gibt es in den großen Städten in Niedersachsen bisher kaum Menschen, die so ein Fahrzeug überhaupt nutzen. Allerdings stehen in Hannover und Göttingen schon Firmen in den Startlöchern, die die flotten Flitzer verleihen wollen – dann dürfte auch die Zahl der Zwischenfälle zunehmen.

In der Landeshauptstadt Hannover gibt es nach Beobachtung der Polizei seit der offiziellen Freigabe nur wenige Menschen, die E-Scooter nutzen. Auch zu Unfällen ist noch nichts bekannt geworden. "Aus den Dienststellen sind bislang keine Unfälle gemeldet worden", sagt Polizeisprecher Thorsten Schiewe. Vereinzelt habe es Verstöße von Nutzern gegeben. "Das waren im Wesentlichen Verstöße gegen das Pflichtversicherungsgesetz." Auch einige Verkehrsordnungswidrigkeiten seien beobachtet worden – mehr nicht. Ähnlich ruhig verlief es in den niedersächsischen Städten Braunschweig, Oldenburg, Lüneburg, Osnabrück und Göttingen. Bundesweit gab es knapp einen Monat nach der Zulassung von E-Tretrollern in Deutschland schon zahlreiche Kollisionen mit den Elektro-Tretrollern.

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Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) verteidigt die Fahrerlaubnis für Elektro-Tretroller, kritisiert aber die Umsetzung in Kommunen – vor allem im rot-rot-grün regierten Berlin. "Deutschland war spät dran mit den E-Rollern – in Städten wie Barcelona, Wien, Paris sind sie längst selbstverständlich", sagte Scheuer der Bild (Samstag). Allerdings habe der Bund das "Fahren auf Gehwegen" verboten "und ein Bußgeld vorgesehen". "Leider wird aber etwa in der deutschen Hauptstadt zu wenig kontrolliert."

Scheuer sagte: "Jede Kommune hat dazu die Möglichkeit." In bestimmten Zonen könnten Städte zum Beispiel auch E-Scooter ganz ausschließen. "Das wäre alles möglich. Da muss sich noch einiges zusammenruckeln." Es stehe auch jeder Stadt frei, bestimmte Stationen aufzubauen, an denen die Scooter abgestellt werden müssen. "Berlin hat sich anders entschieden und gesagt, es ist egal, wo die stehen." (bme)