Vor 50 Jahren: Apollo 11 startet zum Mond

Vor 50 Jahren begann die Mission zur ersten Mondlandung; am 16. Juli startete Apollo 11 und eines der größten Abenteuer der Menschheit begann.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 339 Kommentare lesen
Vor 50 Jahren: Apollo 11 startet zum Mond

Der damalige Vizepräsident Spiro Agnew und der Ex-Präsident Lyndon Johnson (li.) während des Starts von Apollo 11

(Bild: NASA)

Lesezeit: 8 Min.
Von
  • Detlef Borchers
Inhaltsverzeichnis

Am 16. Juli 1969 war es soweit: Apollo 11 brach zur ersten Mondlandung auf - und am 20. Juli landete die Mondfähre Eagle mit Neil Armstrong und Buzz Aldrin auf dem Mond, während Michael Collins in der Apollo-Kapsel den Mond umkreiste. Am 21. Juli setzte dann Neil Armstrong als erster Mensch seinen Fuß auf den Mond. In einem Schwerpunkt zur Mondlandung beleuchtet heise online die Ereignisse rund um die Apollo-Missionen.

Auf den Tag genau vor 50 Jahren startete Apollo 11 mit den Astronauten Neil Armstrong, Buzz Aldrin und Michael Collins zum Mond. Die achttägige Reise fand weltweit Beachtung und demonstrierte die Überlegenheit der USA gegenüber dem Weltraum-Rivalen Sowjetunion: Die Eroberung des Weltraums war ein heißer Schaukampf mitten im Kalten Krieg. Ehe es zum kleinen Schritt für Armstrong auf den Mond kam, mussten die USA insgesamt 25,4 Milliarden US-Dollar ausgeben, was heute rund 100 Milliarden Dollar entsprechen würde. Zwei höchst unterschiedliche US-Präsidenten sorgten dafür, dass sich die USA beim Wettrennen nach schmerzhaften Niederlagen durchsetzen konnten: John F. Kennedy und sein Vize und Nachfolger Lyndon Johnson. Der Superstar einer Politik-Dynastie und der Bauernsohn aus Texas verstanden die raketengetriebene Dimension des "American Dream".

"Ein großer Schritt für die Menschheit": 50 Jahre Mondlandung

Bis zum Jahre 1962 hatten die USA ein "ganz besonderes Russen-Problem", wie es Kennedy formulieren sollte. Auf den Sputnik-Schock folgte die Erdumrundung des sowjetischen Helden Juri Gagarin, dem weltweit gefeierten Kolumbus des Kosmos. Gut, man konnte mit Alan Shepard kontern, blieb dabei aber leistungsmäßig hinter Gagarin zurück. Besonders verärgert zeigte sich Kennedy, als ihm eine Umfrage aus Westeuropa präsentiert wurde, nach der 41 Prozent der Westeuropäer die Sowjetunion für die militärisch stärkere Macht hielten, während nur 19 Prozent die USA für überlegen hielten. So konnte der kalte Krieg nicht gewonnen werden, zumal zugleich der richtige Krieg in der Kubakrise gestoppt werden musste.

Nach einer Besprechung im Weißen Haus, an der neben Managern der eigens zum Wettrennen gegründeten Weltraumbehörde NASA auch Alan Shepard teilgenommen hatte, hielt John F. Kennedy am 25. März 1962 seine zweite Ansprache vor dem US-Kongress. Sie war eine Grundsatzrede über "dringende nationale Erfordernisse" und enthielt einen Satz, der es in sich hatte: "Ich glaube, dass diese Nation sich das Ziel setzen sollte, noch vor Ende des Jahrzehnts einen Menschen auf den Mond zu schicken und ihn sicher wieder zur Erde zurückzubringen."

Das klang etwas großspurig für ein Land, das mit Shepard etwas mehr als 15 Minuten menschlicher Anwesenheit im All geschafft hatte, während die Sowjetunion zu diesem Zeitpunkt mit Luna 2 bereits den ersten Mondkontakt hatte und 1966 mit Luna 9 großspurig meldete, dass der Mond russisch spricht. Immerhin: In der Erstfassung von Kennedy programmatischer Rede war noch von "Mitte 1967" als Startdatum der Mondmission die Rede. Auf dringende Bitte der NASA wurde diese Frist gelöscht.

Das sagenhafte Mondprogramm hatte ein paar einzigartige Komponenten: so sicherte sich Time Life für 500.000 Dollar die Exklusivberichterstattung über das Projekt, inklusive des Rechts, das private Leben der Astronauten mit ihren Ehefrauen und Kindern zu dokumentieren und zu fotografieren. Dafür ging die Summe komplett an alle Astronauten, die sich so den Kauf von Häusern leisten konnten. Denn reich wurde man als Astronaut nicht: Für einen Flug im All gab es eine Einsatzpauschale von 342 Dollar, egal, ob es einmal um die Erde oder zum Mond ging.

Die Time Life-Berichterstattung hatte noch eine andere Konsequenz: Man engagierte die großen Namen für große Reportagen. Einer der Reporter war Norman Mailer, der mit "Auf dem Mond ein Feuer" (Moonfire) ein Meisterwerk ablieferte. Als Mailer sich erstmals über das Projekt informierte, notierte er sich zweifelnd: "Aber war das Unternehmen der nobelste Ausdruck eines technischen Zeitalters oder der beste Beweis seines kompletten Wahnsinns?"

Apollo 11: Vor dem Start (19 Bilder)

Die Rakete auf dem Weg zum Startplatz
(Bild: NASA)

Die wichtigste Komponente des Apollo getauften Programms war die mächtige Saturn V-Rakete mit ihren drei Raketenstufen, die unter der Leitung des deutschen Raketenkonstrukteurs Wernher von Braun entwickelt wurde, der mit der Operation Paperclip ins Land geholt wurde. Die 110 Meter hohe Rakete sollte die Mondfahrer mit einer Endgeschwindigkeit von 37.000 km/h zum Mond schicken. Die zweitwichtigste Komponente war das Mondlandemodul. Tom Kelly, Chefingenieur bei Grumman, bastelte noch während der Rede von Kennedy ein Modell aus Büroklammern und einem kugeligen Anspitzer. Für 350 Millionen Dollar baute Grumman das Modul für die Landung auf dem Mond mit einer Abstiegsstufe auf büroklammerartigen Beinchen und einer Aufstiegsstufe zur Rückkehr in das Kommando- und Servicemodul, das derweil um den Mond kreisen sollte.

Bleibt die Komponente Mensch: Mit den Kampffliegern Neil Armstrong, Edwin "Buzz" Aldrin und Michael Collins wurden drei erfahrene 38-jährige Piloten gewählt, die auf verschiedenen Gemini-Missionen das Steuern und Andocken einer Kommandokapsel gelernt hatten. Von ihren Steuerkünsten hing die Mondmission ab, von ihren Augen der Starttermin: Auf dem Mond konnten sich die Männer am besten orientieren und arbeiten, wenn keine langen Schatten die Sicht störten: Der ideale Mondtag war der 20. Juli und so musste die Rakete vier Tage früher am 16. Juli starten.

Der Rummel zum angekündigten Mondflug war riesig. Apollo 8 hatte mit seinen Bildern von der blauen Murmel noch für Aufsehen gesorgt, doch für Apollo 9 und Apollo 10 interessierte sich nur die Fachwelt. Mit Apollo 11 änderte sich das Bild. Allein die NASA hatte 6000 Gäste geladen, darunter den Kommandanten von Peenemünde, der deutschen Raketenforschungsstätte im Dritten Reich. Walter Dornberger hatte in den USA die Entwicklung des Raketenflugzeuges X-15 geleitet. Selbst 100 Bürgerrechtler, die gegen die Geldverschwendung des Mondprogramms protestiert hatten, wurden umstandslos in die VIP-Zone der NASA transportiert.

Im weiten Umkreis von Cape Kennedy verfolgten eine Million Menschen den Start. Sie schliefen im Auto oder in Zelten und die ausgebuchten Hotels stellten ihre Strandliegen zur Verfügung. Alle drei Fernsehsender schalteten Live-Übertragungen, schon in der Nacht vor dem Abflug, weil die Rakete von mächtigen Scheinwerfern bestrahlt wurde. Norman Mailer verglich das mit den Scheinwerfern auf den Schrein der Jungfrau Maria in der Außenwand einer Kirche in South Brooklyn.

Selbst "der Russe" war dabei: zwei U-Boote und ein U-Tender dümpelten außerhalb der Hoheitsgewässer und schützten einen Lenkwaffenkreuzer. Über diplomatische Kanäle wurde hektisch hin- und hertelefoniert, um herauszufinden, ob die Sowjetunion den Funkverkehr stören oder sonstwie die Mondmission der Amerikaner sabotieren wollten. Schließlich war nahezu zeitgleich Luna 9 auf dem Weg zum Mond unterwegs.

Missionsprofil von Apollo 11

(Bild: NASA)

Während die NASA und ihre Astronauten die Erfolgschancen bei Fifty-Fifty sahen, waren andere skeptischer. Der Redenschreiber von US-Präsident Richard Nixon konzipierte eine Trauerrede: "Das Schicksal hat bestimmt, dass die Männer, die zum Mond geflogen sind, dort in Frieden ruhen werden." Die Männer, die in den frühen Morgenstunden des 16. Juli in ihre Raumanzüge und dann in die Kommandokapsel stiegen, sahen das gelassener. Armstrong verteilte Gutscheine an die Helfer: "Weltraumtaxi. Gültig für den Flug zwischen zwei Planeten". Er hatte zwei Originalteile des Flugapparates von Orville Wright dabei, mit dem dieser im Dezember 1903 die Geschichte der Luftfahrt eröffnete.

Um 9.32 Ortszeit (13:32 UTC) hob Apollo 11 am 16. Juli 1969 von Rampe 39A ab. Nach zwei Minuten und vierzig Sekunden hatte die erste Raketenstufe die Mondfahrer auf 70 Kilometer Höhe geschossen, nach neun Minuten hatte die zweite Stufe mit einer Geschwindigkeit von 24.000 km/h die Umlaufbahn erreicht. Apollo 11 umkreiste die Erde eineinhalb Mal, ehe die dritte Stufe die verbleibenden Module mit 37.000 km/h mit der sogenannten "Translunear Injection" auf den Weg zum Mond schoss. 400 Mann im Kontrollraum von Houston jubelten.

(mho)