Überfunktion

Eindrücke aus dem Audi Q3

Der zweite Audi Q3 verkauft sich glänzend. Es liegt wohl daran, dass kaum jemand hinterfragt, wie gut der Spagat zwischen angedeuteter Geländetauglichkeit und einer angedichteten Sportlichkeit im Alltag funktioniert. So gut wie bei den Konkurrenten: nicht

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 57 Kommentare lesen
Audi Q3 13 Bilder
Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Martin Franz
Inhaltsverzeichnis

In einer Gesellschaft, in der nicht nur die Lebenserwartung des Einzelnen steigt, sondern es gleichzeitig auch immer mehr ältere Menschen gibt, verändern sich zahlreiche Dinge. Menschen sind im gleichen Alter oftmals fitter als ihre Vorfahren und wollen auch länger mobil sein. Das Auto-Kaufverhalten hierzulande mag ein Spiegelbild dessen sein. Vielleicht erklärt das die aktuelle SUV-Mode ein Stück weit. Mich lassen diese Autos oftmals ein wenig ratlos zurück – jüngst geschehen nach 1500 Kilometern im Audi Q3.

So ein SUV scheint oberflächlich betrachtet ein Auto für viele Gelegenheiten zu sein. Man kommt bequemer hinein, auch die Kinder lassen sich dort fraglos einfacher verstauen als im Mini meiner Frau. Das Platzangebot ist, bezogen auf die Verkehrsfläche, meist gar nicht so übel. Die erhöhte Sitzposition suggeriert eine bessere Rundumsicht, was freilich nur die wenigsten Modelle dann auch einlösen – der BMW X2 (Test) ist nur ein Beispiel von vielen. Soweit, so bekannt, so gültig auch für den Audi Q3.

Leider wird dieser Fahrzeuggattung immer wieder eine Kombination aus einer Tauglichkeit für Fahrten durchs Gelände und flottem Landstraßenwedeln angedichtet. Man trifft sich in der Mitte dieser diametralen Anforderungen – was dann heißt, das Auto kann weder das eine noch das andere richtig. Der neue Q3 federt bekömmlicher als sein Vorgänger, den mein Kollege Clemens einst so zerriss. Doch gut ist er deshalb in dieser Disziplin noch lange nicht. Ein gemieteter Q3, der meine Begleitung und mich nach Goodwood schleppte, war sogar noch mit einer heute seltenen Flankenhöhe ausgestattet. 235/55 R18 Ganzjahresreifen von Goodyear waren montiert. Trotzdem war das eine ziemlich unnachgiebige Angelegenheit. Dass Audi gleich zwei Eskalationsstufen in Form von weniger Flankenhöhe und einem Sportfahrwerk anbietet, wirft die Frage auf, wofür das gut sein soll. Ich kann das nicht beantworten. Im Alltag erscheint mir das spätestens dann unbrauchbar.

Da diese Autos ohnehin selten mehr als einen feuchten Feldweg durchschreiten müssen, ist der Verzicht auf einen Allradantrieb nachvollziehbar. Es spart Gewicht, was dem Verbrauch zugute kommen sollte. Im Q3 bekommt der Fahrer in Folge dessen Antriebseinflüsse in der Lenkung und eine spürbare Traktionsschwäche serviert. Wer nur durch die Gegend kullern mag, wird davon kaum etwas bemerken. Anderseits braucht es dann auch die mit dem harten Fahrwerk aufgetragene Sportlichkeit nicht.

Geräusche

Der A5 (Test), den wir mit Erdgas-Antrieb in der Redaktion hatten, ist mir als sehr leises Auto in Erinnerung geblieben, der Q5 (Test) ebenso. Der Q3 ließ mich auf der Autobahn bei Richtgeschwindigkeit zweifeln, ob alle Türen richtig geschlossen sind. Möglicherweise hing das gehobene Niveau mit den Ganzjahresreifen zusammen. Es gibt etliche Konkurrenten, die leiser sind. Dass der Mietwagen mit 15.000 km auf der Uhr schon aus dem Armaturenbrett knisterte, finde ich in dieser Preisklasse bedenklich. Auch Lacknasen unten an der Türkante auf der Beifahrerseite passen nicht zum Anspruch, den Audi für sich reklamiert. Immerhin: Das Leder auf den Sitzen war sauber vernäht – anders als bei Konzernmodellen zuletzt erlebt. Wärmstens empfohlen seien auch in diesem Auto die Optionssitze, hier gerade einmal 310 Euro teuer. Die Seriensessel sind nahezu frei von jeglichem Seitenhalt.