Wie Künstliche Intelligenz die Musikproduktion verändert

Zynaptiq ist als Hersteller von KI-Tools nur wenigen Profis ein Begriff. Doch die Werkzeuge könnten die Musikproduktion völlig auf den Kopf stellen.

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Wie KI die Musikproduktion verändert
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Zynaptiq ist ein relativ kleiner Hersteller von Software-Tools für die Musikproduktion. Denis Goekdag gründete die Firma zusammen mit Stephan Bernsee Ende 2011. Mit fünf Festangestellten sowie bis zu 20 freien Mitarbeitern entwickeln sie im Hauptquartier Hannover mächtige KI-Tools, die nicht nur Musikproduzenten, sondern auch Forensikern neue Möglichkeiten eröffnen.

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Da wäre beispielsweise Unveil (Download), das Hallfahnen aus einer Aufnahme entfernt, oder Unchirp, das Codec-Artefakte ausbügelt, wie sie durch eine MP3-Konvertierung entstehen. Inzwischen hat Zynaptiq auch Verfahren entwickelt, die aus einem kompletten Mix das Schlagzeug und den Gesang herausfiltern. Beeindruckend wirkt auch das Plug-in "Pitchmap", das die Harmonien in einem fertigen Mix komplett verändern kann. Zwar hört man dabei hier und da noch einige Artefakte, aber die Ergebnisse hätte man vor ein paar Jahren noch für Voodoo gehalten. "Die Zeit arbeitet für uns", erklärt Denis Goekdag im Gespräch mit c’t. Denn mit steigender Leistung der Rechner könne auch die KI mit immer größeren Datenmengen in kürzeren Abständen trainiert werden.

Wie das genau funktioniert, ist ein Betriebsgeheimnis, aber laut Goekdag werden bei einigen Verfahren die KI-Tools mit Vorher-nachher-Versionen der gleichen Aufnahmen gefüttert: einmal mit Hall, einmal ohne. Einmal komplett gemixt, einmal mit getrenntem Gesang und Schlagzeug. Wenn man das oft genug macht, erkennt die KI mittels Deep Learning Gesetzmäßigkeiten, mit denen sie auch unbekanntes Musikmaterial identifizieren und reparieren kann. Das funktioniert ähnlich wie in der KI-Entwicklung zur automatischen Bilderkennung.