Kreisel-Kraft: die "Oscillating Piston Engine"

Die US-Firma Rotoblock will einen Oszillationskolbenmotor zur Serienreife bringen, bei dem sich acht Kolben in einem ringförmigen Brennraum hin- und herbewegen – eine radikale Abkehr von herkömmlichen Hubkolbenmotoren

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Von
  • Gernot Goppelt
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Hannover, 17. April 2008 – Dass es für das Schwingungsverhalten nicht eben hilfreich ist, wenn Kolben ständig die Richtung ändern, fand schon Felix Wankel. Dennoch dominiert der Hubkolbenmotor klar den heutigen Motorenmarkt, wogegen Wankels Kreiskolbenmotor in Großserie nur noch von Mazda gepflegt wird. Unter anderem die Abdichtungsprobleme zwischen dem Rotationskolben und der sie umgebenden Kammer sind ein Grund, warum der Wankelmotor bis heute einen Verbrauchsnachteil hat.

Während Felix Wankels Motorenprinzip wenigstens überhaupt in Serie gegangen ist, bleiben manche exotische Motorenkonzepte im Prototypenstadium stecken. Das hielt jedoch die amerikanische Firma Rotoblock nicht davon ab, 2003 ein Patent von Dr. Monti Farrell zu kaufen, in dem unter der US-Patentnummer 5,222,463 die „Oscillating Piston Engine“ beschrieben ist – also ein Oszillationskolbenmotor, der ein besonders günstiges Leistungsgewicht bieten soll und dabei noch wenig kostet.

Kreisel-Kraft: die "Oscillating Piston Engine" (2 Bilder)

Das Funktionsprinzip der "Oscillating Piston Engine"

Hoffen auf China
Noch befindet sich der Motor im Prototypenstadium, sodass nicht abzusehen ist, ob er unter den schwierigen Marktbedingungen Chancen hat. Rotoblock-Präsident Matthias Heinze sieht in Zeiten steigender Ölpreise eine Reihe von Anwendungen, für die ein leichtgewichtiger und sparsamer Motor hilfreich wäre, zum Beispiel auch als Antrieb für mobile Pumpen und Stromgeneratoren. Im Bemühen um eine Serienanwendung hat CEO Liu-Chein-Chih Ende 2007 mit einigen interessierten Herstellern in China gesprochen und ist guter Dinge, bei seinem nächsten Besuch „abschließende Gespräche“ führen zu können.

Oszillierende Kolben …
Tatsächlich ist die Technik des Oszillationskolbenmotors ungewöhnlich: Sie beruht darauf, dass sich acht Kolben in einem ringförmigen Brennraum bewegen. Jeweils vier Kolben sind dabei auf einer eigenen zentralen Scheibe befestigt; die beiden Scheiben sind wiederum mit jeweils einer von zwei Antriebswellen verbunden, die koaxial nach außen geführt sind. Angetrieben von einem eigentlich konventionellen Viertaktprozess bewegen sich die beiden Scheiben mit ihren je vier Kolben gegenläufig, sodass jeweils zwei Kolben ein Paar bilden, zwischen dem sich die vier Takte abspielen, also Ansaugen, Komprimieren, Zünden und Ausstoßen.