Nach Terroranschlag in El Paso: 8chan weiter offline und Ziel von Ermittlungen

Tage nach dem Anschlag in El Paso steht 8chan weiter im öffentlichen Fokus: US-Parlamentarier wollen Antworten, philippinische Behörden ermitteln.

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Polizei, USA, Blaulicht

(Bild: Ilkin Zeferli / shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Das berüchtigte Onlineforum 8chan bleibt seit der Vertragskündigung durch Cloudflare vor einigen Tagen offline und noch ist unklar, ob das Imageboard wieder im Internet auftauchen wird. Hintergrund waren Debatten über 8chan, nachdem wohl zum dritten Mal innerhalb weniger Monate ein rechtsextremer Terrorist seine Tat in dem anonymen Forum angekündigt hatte und dort dafür auch Zuspruch erfahren hatte. Vorher schon waren in einschlägigen Bereichen der Seite rechtsextreme Attentäter bejubelt und Nachahmer aufgefordert worden, es ihnen gleich zu tun. Als Cloudflare der Seite seinen wirksamen DDoS-Schutz nun entzog, war sie offline gegangen. Alle Versuche zurückzukommen, sind bislang gescheitert.

Die Betreiber von 8chan waren daraufhin zu dem US-Domainregistrar Epik und dessen Tochter BitMitigate gewechselt, hatten den aber damit ebenfalls vorübergehend ins Aus befördert: Der Anbieter verfügt über wenig eigene Hardware und die Muttergesellschaft Voxility entzog ihr die eigene, woraufhin neben dem kurzzeitig wieder verfügbaren 8chan auch die ebenfalls dort gehostete Neonazi-Seite "The Daily Stormer" offline ging. Die ist zwar längst wieder online, aber 8chan nicht.

Während die 8chan-Betreiber eigenen Angaben zufolge daran arbeiten, das Forum stärker zurückzubringen, könnte die Affäre ganz andere Konsequenzen für sie haben: Der Ausschuss für Heimatschutz des US-Repräsentantenhauses hat den 8chan-Betreiber Jim Watkins eingeladen, seine Maßnahmen gegen extremistische Inhalte zur erklären. Watkins hatte auf Twitter erklärt, dieser Einladung nachkommen zu wollen. Er sei schon auf dem Weg in die USA.

Vorher hatte Watkins sich in einer Videobotschaft gegen die Vorwürfe gewehrt und unter anderem behauptet, der Attentäter von El Paso habe seine Tat nicht auf 8chan, sondern auf Facebooks Fotoplattform Instagram angekündigt. Belege für diese Behauptung hat er nicht vorgelegt, während die öffentlich archivierte mutmaßliche Ankündigung auf 8chan zeitlich zu dem Attentat passt. Dort war auch der Name des mutmaßlichen Attentäters vorab genannt worden. Facebook hatte vorher schon erklärt, ein inzwischen gesperrtes Profil habe lediglich fünf Einträge gehabt, keines davon jünger als ein Jahr.

Unterdessen haben Strafverfolger in Watkins' Wahlheimat Ermittlungen gegen das umstrittene Forum eingeleitet. Noch befänden sich die Untersuchungen der Behörden in den Philippinen aber in einem Frühstadium. "Zuerst wollen wir den Einfluss von 8chan in den Philippinen wissen", zitiert das Wall Street Journal den zuständigen Beamten. Der setzt demnach auf die Kooperation von Watkins und dem inzwischen nicht mehr mit der Seite befassten Gründer Fredrick Brennan. Der hatte wiederholt die Schließung von 8chan gefordert.

Sollte 8chan nun trotzdem wieder online gehen, könnten zumindest in Neuseeland eine ganze Reihe von Internetnutzern weiterhin nicht in das Forum. Mit Spark hat einer der größten Telekom-Anbieter des Landes die Plattform abgeklemmt, berichtet die Nachrichtenagentur dpa. Damit könnten Spark-Kunden in Neuseeland nicht mehr ohne Weiteres auf die Seite zugreifen, sollte sie zurückkommen. Neuseelands zuständige Aufsichtsbehörde appellierte demnach an andere Telekom-Anbieter, dem Beispiel zu folgen. (mho)