Eviation Aircraft: Bereits 92 Elektro-Flugzeuge aus Israel verkauft

Eviation Aircraft hat ein vollektrisches Flugzeug entwickelt. Erste Exemplare von "Alice" sollen bereits verkauft sein.

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92 Elektro-Flugzeuge aus Israel geordert

Der elektrische Business-Flieger Alice wurde 2019 auf der Paris Air Show in Le Bourget vorgestellt.

(Bild: Martin Blume/Wikipedia)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Veronika Szentpetery-Kessler

Das israelische Unternehmen Eviation Aircraft hat während der Paris Air Show Mitte Juni verkündet, das erste vollelektrisch fliegende Business-Flugzeug verkauft zu haben. Das berichtet Technology Review in seiner neuen September-Ausgabe.

Das "Alice" genannte Flugzeug soll mit einer einzigen Batterieladung neun Passagiere und zwei Piloten bis zu 1050 Kilometer weit transportieren können – mit einer Reisegeschwindigkeit von etwa 445 Kilometern pro Stunde. Das entspricht etwa der Entfernung London–Zürich. Ein windschnittiger, leichter Rumpf soll das möglich machen.

TR 9/2019

Dieser Beitrag stammt aus Ausgabe 9/2019 der Technology Review. Das Heft ist ab 15.08.2019 im Handel sowie direkt im heise shop erhältlich. Highlights aus dem Heft:


Erste Testflüge müssen in diesem Jahr noch stattfinden, aber dem US-Magazin "Fortune" zufolge hat die regionale Fluggesellschaft Cape Air, die Linienflüge unter anderem in Florida, Indiana und New York anbietet, trotzdem schon 92 Elektroflieger für je vier Millionen Dollar geordert. Eviation-­Geschäftsführer Omer Bar-Yohay rechnet mit Betriebskosten von gerade mal 200 Dollar pro Stunde, im Vergleich zu 600 bis 1.000 Dollar bei herkömmlichen Fliegern mit ähnlicher Reichweite und vergleichbarem Preis.

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An den Flügelspitzen und am Heck sitzt je ein Druckpropeller mit einer Leistung von 260 Kilowatt. Omer Bar-­Yohay zufolge soll der Flieger allein mit dem Heckantrieb sicher starten und ­landen können. Die insgesamt 9.400 Li­thium-Ionen-Batteriezellen des südko­reanischen Herstellers Kokam sind auf Rumpf und Flügel verteilt. Sie speichern 900 Kilowattstunden und machen laut Bar-Yohay mit 3,7 Tonnen mehr als die Hälfte des Gesamtgewichts von 6,53 Tonnen aus.

"Die Kalkulation ist eine extreme Herausforderung, aber nicht absolut unrealistisch. Eine Batterie mit diesen Werten kann man schon bauen", sagt Christoph Schäper vom Batterie-Entwickler Air Energy in Aachen. Kokam sei auf jeden Fall die richtige Adresse für solche Spezialanfertigungen in kleiner Stückzahl. Schäper kennt den Batteriezellenhersteller aus einem gemeinsamen Entwicklungsprojekt für Bertrand Piccards Welt­umrundung in einem Solarflugzeug, für das ebenfalls Kokam die Zellen maßgeschneidert hatte. "Sie haben damals die Energiedichte auf 260 Wattstunden pro Kilogramm hochgetrieben, was wirklich herausragend für die Lithium-Ionen-Technologie war", sagt Schäper.

Der Preis für extrem leichte Batterien war damals eine geringe Lebensdauer von 100 Zyklen sowie eine relativ ge­ringe Leistungsfähigkeit, was sich unter anderem in langen Lade- beziehungsweise Entladezeiten niederschlägt. Wenn Eviations Angaben stimmen, hat Kokam seine Technik seitdem stark verbessert: In Tests hätten die Batterien für Alice 1.000 Zyklen oder umgerechnet 3.000 Flugstunden gehalten. Das Laden ­dauere nur 30 bis 70 Minuten. Eine neue Batterie koste etwa 250.000 Euro.

Andere Batterie-Experten sind allerdings skeptischer und schätzen, dass je nach Fluggeschwindigkeit maximal eine Reichweite von 100 bis 250 Kilometern realistisch sei.

Diesen und weitere Artikel lesen Sie im neuen September-Heft von Technology Review. Die Ausgabe liegt ab sofort im gut sortierten Zeitschriftenhandel.

(jle)