Grundlagenarbeit

Toyotas neue Kleinwagenplattform GA-B

Im Falle der neuen von Toyota für Kleinwagen entwickelten GA-B-Plattform ist das Wort „Plattform“ sogar ein bisschen berechtigt: Toyota legt großen Wert darauf, dass die Bauteile der Karosseriegestaltung oberhalb der Fahrwerkstechnik maximal großen Raum geben

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Von
  • Florian Pillau

„Plattform“ ist als Ingenieursbegriff für Normalmenschen einigermaßen irreführend. Weder muss er im Zusammenhang mit einer technischen Basis für Autos etwas mit einer Form zu tun haben, noch mit „platt“. Er kann aber: Im Falle der neuen von Toyota für Kleinwagen entwickelten GA-B-Plattform legt der Hersteller großen Wert darauf, dass die Bauteile der Karosseriegestaltung oberhalb der Fahrwerkstechnik maximal großen Raum geben. Das sollte die Form natürlich tendenziell niedrig werden lassen.

Vorfestlegungen sind eine Charakterfrage

Die technische Hardware eines Autos ist unter anderem die Grundlage dafür, wie sich ein Auto anfühlt. Die Grundkonstruktion von Achsen, Federung, Lenkung und die schlichte Vorfestlegung von Geometrien und Dimensionen sind zu großen Teilen entscheidend für Handling, Agilität und Komfort, seine Fahreigenschaften also. Wie sich der Wechsel von einer technischen Basis auch eine andere auswirkt, kann entscheidend für den gesamten Charakter von großen Teilen einer Modellpalette sein – wenn es gut geht, über mehrere Modellgenerationen und sogar Konzernmarken.

Das liegt daran, dass im Zuge der angestrebten Gleichteilestrategie im Sinne größtmöglicher Skaleneffekte durch die Produktionsvereinfachung immer möglichst viele Modelle auf eine Plattform gestellt werden sollen. Ein Beispiel ist die schier unsterbliche Technik des VW Polo 86, die „im Prinzip“, also mit Änderungen, von 1975 bis 1994 überdauerte.

In Zukunft fünf

Bei Toyota hat sich der seit 2015 laufende Umstieg im Rahmen der „Toyota New Global Architecture (TNGA)“ bereits gut angelassen. Künftig sollen bei Toyota fünf Plattformen für die gesamte Palette ausreichen. Wir haben die nicht mehr ganz neue technische Basis für Kompaktfahrzeuge GA-C bereits mit großem Genuss in Toyota Prius (Test), Mirai (Test) und Corolla (Test) erlebt.

Wie Toyota heute schreibt, „haben Fahrkomfort, Handling und Design der jüngsten Toyota-Modelle einen großen Schritt nach vorne gemacht“. Weit davon entfernt, den Herstellern nach dem Mund zu schreiben oder deren Presseaussendungslyrik für bare Münze zu nehmen, können wir das voll bestätigen. Mit unserer einschränkenden Anmerkung, dass das vor allem am großen Qualitätsunterschied zwischen der neuen und der alten Basis liegt. Anders ausgedrückt: Die Autos fahren viel geschmeidiger sowohl was den Komfort als auch was das Handling angeht, haben darin nun aber lediglich mit dem Wettbewerb gleichgezogen.

Wahlweise günstiger oder komfortabler

Die GA-B genannte für Kleinwagen soll ab 2020 Basis für den nächsten Toyota Yaris werden. Wie bisher schon wird der Motor vorn quer eingebaut, angetrieben werden die Vorderräder. Vorgesehen ist zudem der Einbau eines Akkus im Bereich der Rückbank für Hybrid-Ausführungen. Neben der mit jeder Generation aufs Neue angestrebten Vereinfachung bietet diese Plattform folgende Besonderheiten: Die vordere Radaufhängung mit MacPherson-Feder-Dämpferbeinen ermöglicht den Einbau verschiedene Federarten. Die hintere ist wahlweise eine preisgünstige Verbundlenker- oder eine teure, komfortablere Mehrlenkeraufhängung, je nach Fahrzeugart.

Wie üblich sind auf der Basis verschiedene Radstände, Fahrzeughöhen und Spurweiten gefordert, um modular Fahrzeuge unterschiedlicher Größen und Karosseriearten zu ermöglichen. Im Gegensatz zur noch aktuellen technischen Basis verschieben die Ingenieure den Fahrersitz weiter nach unten und hinten. Darüber hinaus soll sie den Karosseriegestaltern eine größtmögliche Gestaltungsfreiheit geben. Toyota will das durch eine möglichst niedrige Anordnung der geometrisch unverhandelbaren Karosseriepunkte erreichen. (fpi)