Verzettelte SUV-Debatte

Wieso wundern sich Menschen auf einmal, dass Autos tödlich sein können?

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In Berlin hat ein SUV-Fahrer vier Menschen getötet. Die Ursache ist unklar. Seitdem hat die Debatte um die Stadtpanzer einen neuen Dreh bekommen: Die einen diskutieren über die Fußgängersicherheit der Kisten, die anderen werfen den Kritikern die Instrumentalisierung eines tragischen Unfalls vor. So findet man endlich wieder einen Anlass, aufeinander einzuhacken und das eigentliche Problem argumentativ großräumig zu umkreisen.

Warum brauchen viele Menschen offenbar immer erst Tote, um sich über Probleme aufzuregen, die offenkundig und lange bekannt sind?

Das gleiche bei Fukushima: Dass Atomkraft ein gewisses Risiko beinhaltet, dürfte keine ganz neue Erkenntnis sein. Und dass es da, wo es ein Risiko gibt, auch tatsächlich irgendwo und irgendwann mal knallt, ebenso wenig.

Wieso nun also das Erstaunen darüber, dass Autos, gleich welcher Bauart, eine tödliche Waffe sind, wenn sie in eine Menschengruppe gelenkt werden? Ob SUVs nun noch etwas tödlicher sind als Limousinen, ist eine völlig irrelevante Ablenkungsdebatte. Es gibt tausend gute Gründe (zum Beispiel Ressourcen-, Sprit- und Platzverschwendung), die Dinger für eine Pest zu halten – und die Verkehrspolitik der meisten Städte ebenfalls. Braucht es da wirklich noch vier Tote als Trigger, um sich darüber aufzuregen?

Nun könnte man sagen, dass sich die Leute nun endlich über das richtige Problem echauffieren, wenn auch aus den falschen Gründen. Aber das birgt die Gefahr, sich in den Debatten zu verzetteln. Die Transferleistung, dass potenzielle und abstrakte Gefahren eines Tages reale und richtig hässliche Folgen haben können, sollte doch für erwachsene Wahlberechtigte zumutbar sein.

(grh)