Nachtschlicht

Test Lanmodo Automotive Night Vision System

Vor gut zehn Jahren führten Autohersteller Nachtsicht-Geräte mit Objekterkennung in ihre Oberklasse-Modelle ein. Trotz des geringen Erfolgs gibt es mittlerweile Nachrüst-Systeme. Wir probieren ein einfaches aus.

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Von
  • Clemens Gleich

Der Zubehör-Anbieter Lanmodo kam auf uns zu für sein kleines Nachtsichtgerät für das Auto-Dashboard, das wir in der Folge ausprobiert haben. Das okay verarbeitete schwarze Plastikgehäuse steht entweder auf einer rutschfesten Matte hinter der Windschutzscheibe oder hängt per Saugnapf von der Scheibe herunter. Strom bezieht es entweder aus der 12-V-Buchse des Zigarettenanzünders oder vom OBD-Port. Eine zweite Kamera zum Rückwärtsfahren kann angeschlossen werden.

Restlichtverstärkung

Der CCD-Sensor ist sehr lichtempfindlich, auch ins infrarote Spektrum hinein. Anders als manche fest eingebauten Auto-Nachtsichtgeräte verwendet es jedoch keine aktive IR-Lampe. Es braucht also etwas Licht aus den Lampen des Autos oder der Umgebung. In vollkommener Dunkelheit zeigt es nur Rauschen. Im Gerät findet keine nennenswerte Verarbeitung des Signals statt, sodass die Latenzen angenehm gering sind. Der Werbeprospekt verspricht, man könne nach der Kamera fahren, und das geht aufgrund der Latenzen recht gut, auch wenn ich es nicht empfehlen würde. Kehrseite: Die Objekterkennung anderer Systeme (in Serie oder nachgerüstet) fehlt. Man fährt entweder wirklich per Panzerfahrersicht ausschließlich nach dem kleinen Bildschirm oder kann das Gerät auch gleich ausschalten.

tl;dr: Kaufen Sie das nicht.

Aus all diesen Gründen rate ich vom Kauf ab. Die nicht regulierbare Hintergrund-Beleuchtung leuchtet so hell, dass sie im Dunklen stört, dem Sehen durch die Windschutzscheibe sogar abträglich ist, weil die Iris des Fahrerauges abblenden muss. Lanmodo bietet zwar einen Einsteller für Bildhelligkeit, der reguliert jedoch nur die LCD-Elemente, nicht die Hintergrundlampe. Auch ein automatischer Dimmer nach Umgebungshelligkeit fehlt.

Die Fahrt nur per kleinem Bildschirm ist möglich, aber nicht sicher, weil der vom menschlichen Sichtapparat für Bewegungen intuitiv verwendete periphere Blickbereich (üblicherweise bis ca. 180° Blickwinkel!) nicht mehr stattfindet. Dazu kommt: Auch eine Restlichtkamera wird von entgegenkommenden Scheinwerfern geblendet. Mir fallen mehr Nachteile als Vorteile auf. Es bleibt ein recht großes Gerät mit zweifelhaftem Nutzen für einen knackigen Preis von 500 US-Dollar (rund 455 Euro). Es gibt einen Grund, warum sich die Serien-Nachtsichtgeräte nie so recht durchgesetzt haben, und der lautet: Die Dinger sind praktisch nutzlos, selbst die besten. Wenn Sie Probleme beim nächtlichen Fahren haben, empfehle ich, der Sache auf andere Arten zu begegnen als mit solchem Zubehör.

Bezug: Lanmodo-Shop

Preis: rund 455 Euro (499 US-Dollar) (cgl)